A propos neue Reifen. Ich hatte im Frühjahr versuchsweise die
Uniroyal Rain Expert beschafft. (Der RE läuft aus und wird durch den RE3 ersetzt . Deshalb waren die RE wohl auch so billig, ich habe deutlich unter 50€ pro Reifen gezahlt).
Nach etwas über 15.000km ist es Zeit für einen kurzen Zwischenbericht, der meine ersten Eindrücke von unmittelbar nach der Montage noch einmal bekräftigt.
++ Aquaplaningresistenz absurd gut. Mit 120-130 durch wassergefüllte Lkw-Spurrinnen oder über lückenlos wasserbedeckte Betonautobahnen - überhaupt kein Problem. Nicht der leiseste Hauch eines Aufschwimmens. In dieser Hinsicht um Welten besser als alles, was ich bis dato gefahren bin. Ich habe meine Geschwindigkeit wegen der Sicht reduzieren müssen, aber niemals weil der Reifen an die Grenzen gekommen wäre.
++ Naßgrip gut, auch bei niedrigen Temperaturen (unter 10° schwächelt bspw der Michelin ES ganz deutlich.)
+ Verschleiß (bei meiner zugegeben im Allgemeinen schonenden Fahrweise, bestehend hauptsächlich aus Autobahngeradeausfahren mit moderaten Geschwindigkeiten) besser als erwartet; nach 15.000km nur geringer Verschleiß an der VA und hinten gar keiner. (Tiefe reiche ich nach, dürften aber vorne noch locker 6-7mm sein). Ich hatte für mich ausgerechnet, daß der Reifen mindestens 30k-35k halten müsse, um gegen einen Michelin ES+ mit unterstellter Laufleistung von 60k preislich konkurrenzfähig zu sein. Das könnte klappen.
+ sehr komfortables Abrollen, schluckt kleine Fahrbahnunebenheiten auch bei höheren Drücken (2,5 - 2,7bar) fast völlig weg.
- trocken so lala. Bei höheren Temperaturen etwas schmierig.
- - Einlenkverhalten eine mittlere Katastrophe. Die Reifen brauchen deutlich mehr Lenkeinschlag als alles andere, was ich bis jetzt auf dem 900 und 90 probiert habe, und sie reagieren dazu noch zeitverzögert. Auf kurvigen Landstraßen kann man sich daran gewöhnen, dann lenkt man halt früher und stärker ein als sonst. Weil sich das alles etwas schwammiger und undefinierter anfühlt leidet der Fahrspaß etwas, aber man kommt schon noch damit klar.
- - Fies wird das ganze aber bei hohen Geschwindigkeiten (180-210km/h) auf der Autobahn. Geradeauslauf kennt das Auto nicht mehr, aber noch viel unangenehmer wirkt sich das im vorherigen Punkt schon angesprochene verzögerte Einlenken jetzt aus. Wenn man leicht korrigieren möchte, weil das Auto die Linie verläßt, so passiert zunächst einmal gar nichts. Dann lenkt man intuitiv stärker ein, aber genau dann kommt der Wagen doch rum. Und weil man viel zu stark eingelenkt hat, muß man jetzt in die Gegenrichtung korrigieren. Und wenn man jetzt nicht wirklich Ruhe bewahrt, dann schaukelt sich die Fuhre auf... Bis ich damit klarkam habe ich einige Kilometer gebraucht. Die Lösung: Mit dem Lenkrad nur grob die ungefähre Richtung vorgeben und das Auto einfach rechts und links der gewünschten Linie innerhalb der Fahrspur tanzen lassen - und dann bloß nicht nervös werden. Das braucht allerdings eine gewisse Nervenstärke und ist sicher nichts für Tante Erna. Ok, Tante Erna wird auch selten ihren 900 mit Nenndrehzahl über die Bahn prügeln...
Fazit: Selten stimmten meine Erfahrungen mit einem Reifen so eindeutig mit dem überein, was man über den Charakter eines Reifens aus Reifentest herauslesen konnte - und wie der Hersteller ihn bewirbt. Das ist wirklich ein reinrassiger Regenreifen. Und zwar ein full wet, kein intermediate. Wasser auf der Straße kann er wirklich hervorragend, bei allem anderen ist er mau bis grottig.
Der Reifen ist eine
herausragende Wahl für alle, die auch bei widrigstem Wetter Kilometer kloppen müssen.
Wer beim Autofahren aber Fahrspaß sucht oder gerne sehr schnell fährt, der möge bitte bloß die Finger von den noch vereinzelt angebotenen restlichen Exemplaren lassen.