Saab - es geht weiter in Trollhättan! :)

In Abwandlung eines alten Sprichworts:

"Ein leeres Ersatzteilregal lehrt viele Künste." :hmmmm:
 
Zum Beispiel?

Ein Getriebehauptlager?
Ja zum Beispiel...
Ein Getriebe bekommt man nicht mehr so "neu", sondern da sind dann schon mal 250000 und mehr Km drauf und ob das dann nochmals die selben Km hält?

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Uhh...kannte ich nicht, bin ja noch nicht lange hier, um den zu kennen

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Und dann :confused:
Leasingschlurre? Klein-Verbraucht-Wagen? Sind doch alles keine echten Alternativen.
Ich denke da an ganz was anderes....Nichts ist unmöglich
 
Krieg Dich mal wieder ein. Für alte Engländer kriegste auch alles wichtige - und British Leyland gibt's schon lange nicht mehr...
Eben. Da war m.W. ja auch der WK2 dran "schuld" oder soll ich besser sagen, dass Militär?
Es hätte auch nie einen DKW oder einen VW Mungo gegeben, wenn die Deutsche Wehrmacht im WK2 solche Fahrzeuge nicht gebraucht hätte.
Das man später (auch heute noch) gewisse Teile von eben diesen Fahrzeugen bzw. umgekehrt einbauen kann, ist sowas zu "verdanken".

Nur hier bei unseren Saabs gab es das in diesem Ausmass nicht. Saab hat als erstes Flugzeuge und nicht Autos für das Militär gebaut. (nachzulesen in verschiedenen Büchern zur Geschichte von Saab)
Erst nach Kriegsende, als die Flugzeugindustrie die hauptsächlich für das Militär gebaut hatte, darnieder ging und sich einen oder mehrere andere Märkte erschliessen musste, ging Saab dazu über, Autos zu bauen.
Nur die waren aus dem Flugzeugbau entstanden und nicht wie bei VW, Landrover ect. aus dem Automobilbau für das Militär während des WK2...
Das ist der Unterschied und selbst bei Kooperationen in der Vergangenheit (ich erinnere nur an 9000 mit Fiat, Lancia ect.) wurde der überwiegende Teil der Karosserieteile usw., von Saab selbst hergestellt. (deren Zulieferer)
Letztere sind nun mal weggefallen, nachdem NEVS dieses Jahr die Produktionsstätten und anderes von Saab gekauft hat.
Das einzige was übrig geblieben ist, ist die Saab Parts AB, mit der Ersatzteilversorgung und die wird in meinen Augen möglicherweise "verscherbelt", sodass wir Besitzer von alten Saab PKW uns demnächst auf Schrottplätzen herumtreiben dürfen,
wenn alle noch verfügbaren Ersatzteile bei den einschlägigen Versorgern verkauft sind...
Es werden keine mehr hergestellt, weil NEVS die Parts AB nur noch für ihre neuen PKW Modelle als Ersatzteilversorger braucht.
Hersteller von Premiummodellen wie Mercedes, haben eine Oldtimer Parts Tochter gegründet, um die Ersatzteilversorgung für ältere Modelle sicher zu stellen.
Die sind zwar teuerer als wie andere "freie" Versorger von Ersatzteilen.
Aber dadurch wurde es erst möglich, dass Firmen die diese Ersatzteile herstellen (die ehemaligen Zulieferer für den PKW-Hersteller), eine Sicherheit haben.
Das wird für das was NEVS vor hat, nicht sein, so meine Befürchtung....
Im übrigen: Warum nimmt NEVS auch andere Marken mit Ersatzteilen dazu? > Der Ersatzteilmarkt ist heute (noch) mehr denn je ein lukratives Geschäft, dass sich viele (auch und gerade Premiummarken wie Mercedes) nicht entgehen lassen wollen.
 
Ja zum Beispiel...
Ein Getriebe bekommt man nicht mehr so "neu", sondern da sind dann schon mal 250000 und mehr Km drauf und ob das dann nochmals die selben Km hält?
...


Ja, die Chance dazu ist sehr gross.

Aber möglicherweise gehst Du einfach von falschen Voraussetzungen aus.
Absolute Funktionssicherheit bietet Dir weder ein 25 Jahre alter Saab...noch ein neuer Golv.
 
Ich denke da an ganz was anderes....Nichts ist unmöglich
Letzteres ist, wenn es nur um 'ankommen' geht, sicher keine wirklich falsche Wahl. Aber ansonsten gibt es dort doch aktuell (vom GT86 mal abgesehen) doch wirklich nur die Langweilerkarren in Reinkultur.
 
Den Zusammenhang zwischen dem zweiten Weltkrieg und der beinahe lückenlosen Teileversorgung für britische Klassiker hätte ich gerne etwas ausführlicher erläutert.

Für meine andere Marke gibt es keine Klassik-Abteilung, obwohl der Hersteller noch aktiv ist . Trotzdem bekomme ich fast alle Teile von freien Teilehändlern. Die Verfügbarkeit hat enorm zugenommen.
Die Schwarzmalerei kann ich nicht nachvollziehen. Vor einigen Jahren hat man große Probleme mit irreparabelen Steuergeräten vorhergesagt. Heute gibt es Leute, die sich genau hierauf spezialisiert haben. Und so wird es auch weitergehen. Unsere Liebhaberei bleibt in Bewegung.
 
Unsere Liebhaberei bleibt in Bewegung.

So isses.
driver.gif

Bei der guten (Neu-)Teileversorgung für britische Klassiker handelt es sich im Übrigen nicht um Originalteile von Britisch Elend, sondern um Nachfertigungen. Bei entsprechender Nachfrage lohnt sich so etwas eben.
 
England ist ein Fall für sich. Dort ist es schon immer üblich gewesen, Oldtimer zu fahren. Deshalb lohnt es sich für die Industrie, Teile nachzufertigen, oft sogar mit Originalwerkzeugen. So kaufte z.B. eine Firma die Original-Presswerkzeuge des Austin-Healey und baute "neue" Autos mit dem V8 des Rover 3500. Oldtimer mit problemloser Technik. Auch dafür gibt es einen Markt.

In Deutschland wurde man noch vor 30 Jahren fast für verrückt erklärt, wenn man Oldies fuhr. Man wurde als schrulliger, alter Spinner in eine bestimmte Ecke gestellt. Das hat sich inzwischen geändert. Mit dem 2. Weltkrieg hat das auch etwas zu tun. Die Engländer, und erst recht die Amis, haben den 2. Weltkrieg nicht so erlebt, dass man nach Kriegsende alles vergessen wollte. Was aus der Zeit vor und während des 2. WK stammte, war altes Zeug, das auf den Müll gehört. Man wollte nach vorn schauen und nichts mehr damit zu tun haben. Daraus entwickelte sich vorübergehend ein Kaufverhalten, dass man sofort nach Erscheinen eines neuen Modells den Vorgänger schnellstmöglich loswerden wollte.

Da ich vor allem mit italienischen Autos zu tun habe, muss ich feststellen, dass es da am schlimmsten ist, wenn es um Tradition und den Erhalt alter Werte geht. Sobald ein Auto nicht mehr gebaut wird, interessiert es den Hersteller nicht mehr. Man spart sich sogar die Kosten für ein Werksmuseum und schiebt wertvolle Autos der Jahre 1908 bis 1939 in eine Halle, wo sie verstauben. Trotzdem sehe ich bei den älteren Autos keine echte Bedrohung. Es gibt genügend Spezialisten, die Teile nachfertigen. Die Versorgung des Einzelnen erfolgt über ein Netzwerk von Clubs, Foren und professionellen Anbietern. Der eigentliche Hersteller spielt kaum eine Rolle, auch 95% der Händler sind außen vor. Wobei die selbst schuld sind, wenn sie kein Interesse zeigen und dem Oldiebesitzer mehr oder weniger offen zu verstehen geben, dass sie ihn für bescheuert halten. Die kapieren nicht, dass diese Autos unser Hobby sind und glauben, wir würden keine Neuwagen kaufen. Die kaufen wir schon, aber bei der Konkurrenz, die einen besser behandelt.

Wie sich das in Schweden entwickelt, muss man abwarten. Zu Zeiten der Globalisierung ist alles etwas anders. Der Hersteller existiert nicht mehr und bei Volvo und NEVS mischen Chinesen mit. Denen ist doch völlig egal, ob ein SAAB 99 oder ein Volvo P1800 erhalten wird. Diese Businesstypen haben nur Dollars in der Birne und keinerlei Beziehung zur Tradition. Die können noch nicht mal erkennen, dass die Betreuung der Oldtimer auch ein lukratives Geschäft sein kann. Nun kommt erschwerend hinzu, dass ein alter SAAB für den Besitzer sicher wertvoll ist, aber dennoch keinen besonders hohen Marktwert hat. Ein Lancia Aurelia Spider wird mittlerweile zwischen 4 und 500.000 Euro gehandelt, das Coupé in einwandfreiem Zustand auch schon deutlich über 100.000 und ein Flaminia Zagato Supersport kratzt an den 150.000 Euro. Deshalb lohnen sich Nachfertigungen für solche Autos. Während eben der 9k (oder Lancia Thema) preislich total im Keller ist, somit auch viele Autos nicht wegen der Marke oder dem Modell gekauft werden, sondern nur weil sie billig sind. Dadurch gibt es neben einer kleinen Fangemeinde eine große Anzahl von Chaoten, die solche Autos vollends herunterreiten und bei der ersten Reparatur über EUR 100 (!!!) lieber in den Schrott werfen. Es gibt ja für EUR 250,-- die nächste Kiste, die noch 1 - 2 Jahre durchhält.
Lasse ich z.B. Windschutzscheiben für den Aurelia Spider in moderner Qualität fertigen und 1 St. kostet incl. aller Nebenkosten EUR 1.200,--, dann bestellt der Eigentümer solcher Autos gleich zwei auf Vorrat. Lasse ich eine lächerliche Dichtung für den Thema herstellen, die auch in einigen anderen Konzernmodellen verwendet wird und ich brauche 250 St. für die Aktion (Preis für 2 St. EUR 5,-- incl. Porto), dann habe ich größte Schwierigkeiten, genügend Vorbestellungen zu bekommen. Obwohl bekannt ist, dass das Original Mist ist und früher oder später ersetzt werden muss (und offiziell nicht mehr erhältlich). Dann hört man Sprüche wie: "Klasse, dass Du das machst. Wenn ich mal eine brauche, melde ich mich." Zu geizig, um mal 5 Euro zu investieren. Dabei brauche ich diese Dichtung selbst nicht, da die im V6 nicht vorkommt. Aber ich kann auch nicht x Aktionen auf gut Glück vorfinanzieren. Deshalb muss man im Vorfeld genau klären, ob die Leute mitziehen. Und vor allem Vorkasse verlangen, bevor man den Auftrag erteilt. Sonst bleibt man auf den Sachen sitzen. Ein Hersteller hat andere Möglichkeiten, auch in Bezug auf den Vertrieb. Er würde auch eine gute Figur machen, wenn er Teile für ein 40 Jahre altes Auto liefern kann. Das schafft Vertrauen, auch in Bezug auf den Neuwagenverkauf.

Ich bin einerseits überzeugt, dass es für ältere SAAB keinerlei Unterstützung von offizieller Seite geben wird, andererseits sich die Fans etwas überlegen können/müssen. Man kann gezielt ausschlachten, gute Teile aufbewahren, zumindest als Muster für Nachfertigungen. Das könnte für 96/99/90/900 funktionieren. Beim 9k habe ich schon Bedenken. Wir versuchen, den Thema nicht in die Presse zu werfen, sondern alle wichtigen Teile auszubauen. Könnte man mit dem 9k auch machen. Es muss nur jemand in die Hand nehmen.

Bei neueren Autos sehe ich aber weniger Chancen. Hier schrieb jemand, dass es Leute gibt, die Steuergeräte reparieren. Das mag ja im Einzelfall funktionieren, aber bei einem aktuellen Auto ist die Elektronik so kompliziert, dass Reparaturen und Nachfertigungen nur in Zusammenarbeit mit dem Hersteller möglich sind. Die geben aber keine Unterlagen heraus. Kürzlich ist das Steuergerät eines Thesis von 2008 verschmort. Irreparabel. Lt. Händler spuckt der PC noch 1 St. irgendwo in Europa aus, das für teures Geld beschafft werden muss. Der Hersteller hilft nicht. Noch kann man Autos ausschlachten. Aber wie lange noch? Nachbauen? Selbst wenn jemand ein solches Teil anfertigen könnte, wäre es so teuer, dass der Kunde das nicht akzeptiert. Der Wert des Autos ist ja auch schon auf ca. EUR 6.000,-- gesunken (in Bestzustand). Der steigt auch nicht wieder an. Also werden solche Autos das Schicksal x-beliebiger Massenprodukte teilen. Nur eine engagierte Fangemeinde könnte etwas unternehmen. Da muss sich aber jemand finden, der erst mal die Initiative ergreift.

Gruß Frank
 
...Lasse ich eine lächerliche Dichtung für den Thema herstellen, die auch in einigen anderen Konzernmodellen verwendet wird und ich brauche 250 St. für die Aktion (Preis für 2 St. EUR 5,-- incl. Porto), dann habe ich größte Schwierigkeiten, genügend Vorbestellungen zu bekommen. Obwohl bekannt ist, dass das Original Mist ist und früher oder später ersetzt werden muss (und offiziell nicht mehr erhältlich). Dann hört man Sprüche wie: "Klasse, dass Du das machst. Wenn ich mal eine brauche, melde ich mich." Zu geizig, um mal 5 Euro zu investieren. ..
Danke für den interessanten Einblick in die Szene. Die Sache mit der Dichtung macht mich ehrlich gesagt sprachlos...
 
Bezüglich der SAAB-Modelle, die mit Opel zusammenhängen, sollte man JETZT eine Bestandsaufnahme machen und alle kompatiblen Teile katalogisieren. Es ist ja durchaus möglich, dass diverse Opelteile verwendbar sind. Die Chance, das Teil von Opel zu bekommen, dürfte besser sein und oft gibt es für identische Teile ganz verschiedene Preise. Je nach Exclusivität der Marke wird da gern mal das Doppelte oder noch mehr aufgerufen. So kosteten z.B. Radlager für einen Beta knapp DM 200,--. Bestellte man die vom Fiat X1/9 5speed (HA), dann bekam man die für DM 60,-- im freien Handel bei identischem Zulieferer. Nur stand in keinem Katalog, dass Beta v+h die gleichen hat wie der X1/9 hinten. Das sind die gesammelten Erfahrungen einer Community. Vielleicht gibt es ja für SAAB schon einiges diesbezügliches Wissen. Aber man sollte das konservieren.
 
Das sind die gesammelten Erfahrungen einer Community.
Das ist genau der Punkt. Der Organisationsgrad ist ein entscheidener Faktor. In mehr als 20 Jahren DS-Fahren und -Schrauben erkenne ich einige Parallelen zur Ersatzteilsituation. Ich habe die verschiedenen Etappen selbst durchlaufen. Teilekauf während der Frankreichurlaube. Aufkaufen originaler Restbestände. Horten und Aufarbeiten von Gebrauchtteilen. Improvisation bei Teileengpässen. Teilnahme an geheimen Ersatzteilnetzwerken. Die ersten Nachfertigungen. Schlechte Qualität selbiger. Steigende Teilequalität. Steigende Verfügbarkeit. Vollversorgung. Mittlerweile ist das meiste kurzfristig lieferbar. ABER: Ohne den hohen Organisationsgrad, z. B. in den Niederlanden, wäre die derzeit entspannte und von Citroen völlig losgelöst funktionierende Teileversorgung nie zustande gekommen. Also, sammelt, hortet, pflegt - und organisiert Euch! Anders geht es nicht, als Einzelkämpfer strandet man irgendwann.
 
Während eben der 9k (oder Lancia Thema) preislich total im Keller ist, somit auch viele Autos nicht wegen der Marke oder dem Modell gekauft werden, sondern nur weil sie billig sind. Dadurch gibt es neben einer kleinen Fangemeinde eine große Anzahl von Chaoten, die solche Autos vollends herunterreiten und bei der ersten Reparatur über EUR 100 (!!!) lieber in den Schrott werfen. Es gibt ja für EUR 250,-- die nächste Kiste, die noch 1 - 2 Jahre durchhält.
Du sprichst mir aus der Seele!
Deshalb halte ich es für jedes Auto für tödlich, wenn die Hütten auf dem Markt zu billig werden.
 
Das ist die natürliche Auslese... zumindest für gute CC scheint es langsam besser zu werden....
Das einzige was mich ärgert ist der sehr geringe Restwert bei Schäden, oder die Nichtversicherbarkeit in diversen Youngtimerversicherungen
wegen des geringen Wertes und der sehr schwer zu erreichenden Note 2....

weezle
 
Bezüglich der SAAB-Modelle, die mit Opel zusammenhängen, sollte man JETZT eine Bestandsaufnahme machen und alle kompatiblen Teile katalogisieren. Es ist ja durchaus möglich, dass diverse Opelteile verwendbar sind. Die Chance, das Teil von Opel zu bekommen, dürfte besser sein und oft gibt es für identische Teile ganz verschiedene Preise. Je nach Exclusivität der Marke wird da gern mal das Doppelte oder noch mehr aufgerufen. So kosteten z.B. Radlager für einen Beta knapp DM 200,--. Bestellte man die vom Fiat X1/9 5speed (HA), dann bekam man die für DM 60,-- im freien Handel bei identischem Zulieferer. Nur stand in keinem Katalog, dass Beta v+h die gleichen hat wie der X1/9 hinten. Das sind die gesammelten Erfahrungen einer Community. Vielleicht gibt es ja für SAAB schon einiges diesbezügliches Wissen. Aber man sollte das konservieren.
Die Idee find ich gut, aber wie findet man das raus? Da muss man doch schon ganz schön viel Fachwissen haben, oder nicht?
 
Bezüglich der SAAB-Modelle, die mit Opel zusammenhängen, sollte man JETZT eine Bestandsaufnahme machen und alle kompatiblen Teile katalogisieren. ....

Ist doch schon paarmal hier im Forum versucht worden.
Kam allerdings nicht allzuviel heraus, da Saab immer munter abgeändert hat.
 
Man benötigt da ja eine Liste mit Opel Nummer und Saab Nummer...dann kann man vergleichen. Und klar, die Engländer Ersatzteilhändler..Limora oder so...haben Super ausgearbeitete Kataloge und teile liste. Aber was man mit welchem anderen tauschen kann steht da auch nicht....das wissen die Clubs wiederum
 
Den Zusammenhang zwischen dem zweiten Weltkrieg und der beinahe lückenlosen Teileversorgung für britische Klassiker hätte ich gerne etwas ausführlicher erläutert.

LCV hat mir das abgenommen...

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England ist ein Fall für sich. Dort ist es schon immer üblich gewesen, Oldtimer zu fahren. Deshalb lohnt es sich für die Industrie, Teile nachzufertigen, oft sogar mit Originalwerkzeugen. So kaufte z.B. eine Firma die Original-Presswerkzeuge des Austin-Healey und baute "neue" Autos mit dem V8 des Rover 3500. Oldtimer mit problemloser Technik. Auch dafür gibt es einen Markt.

In Deutschland wurde man noch vor 30 Jahren fast für verrückt erklärt, wenn man Oldies fuhr. Man wurde als schrulliger, alter Spinner in eine bestimmte Ecke gestellt. Das hat sich inzwischen geändert. Mit dem 2. Weltkrieg hat das auch etwas zu tun. Die Engländer, und erst recht die Amis, haben den 2. Weltkrieg nicht so erlebt, dass man nach Kriegsende alles vergessen wollte. Was aus der Zeit vor und während des 2. WK stammte, war altes Zeug, das auf den Müll gehört. Man wollte nach vorn schauen und nichts mehr damit zu tun haben. Daraus entwickelte sich vorübergehend ein Kaufverhalten, dass man sofort nach Erscheinen eines neuen Modells den Vorgänger schnellstmöglich loswerden wollte.

Da ich vor allem mit italienischen Autos zu tun habe, muss ich feststellen, dass es da am schlimmsten ist, wenn es um Tradition und den Erhalt alter Werte geht. Sobald ein Auto nicht mehr gebaut wird, interessiert es den Hersteller nicht mehr. Man spart sich sogar die Kosten für ein Werksmuseum und schiebt wertvolle Autos der Jahre 1908 bis 1939 in eine Halle, wo sie verstauben. Trotzdem sehe ich bei den älteren Autos keine echte Bedrohung. Es gibt genügend Spezialisten, die Teile nachfertigen. Die Versorgung des Einzelnen erfolgt über ein Netzwerk von Clubs, Foren und professionellen Anbietern. Der eigentliche Hersteller spielt kaum eine Rolle, auch 95% der Händler sind außen vor. Wobei die selbst schuld sind, wenn sie kein Interesse zeigen und dem Oldiebesitzer mehr oder weniger offen zu verstehen geben, dass sie ihn für bescheuert halten. Die kapieren nicht, dass diese Autos unser Hobby sind und glauben, wir würden keine Neuwagen kaufen. Die kaufen wir schon, aber bei der Konkurrenz, die einen besser behandelt.

Wie sich das in Schweden entwickelt, muss man abwarten. Zu Zeiten der Globalisierung ist alles etwas anders. Der Hersteller existiert nicht mehr und bei Volvo und NEVS mischen Chinesen mit. Denen ist doch völlig egal, ob ein SAAB 99 oder ein Volvo P1800 erhalten wird. Diese Businesstypen haben nur Dollars in der Birne und keinerlei Beziehung zur Tradition. Die können noch nicht mal erkennen, dass die Betreuung der Oldtimer auch ein lukratives Geschäft sein kann. Nun kommt erschwerend hinzu, dass ein alter SAAB für den Besitzer sicher wertvoll ist, aber dennoch keinen besonders hohen Marktwert hat. Ein Lancia Aurelia Spider wird mittlerweile zwischen 4 und 500.000 Euro gehandelt, das Coupé in einwandfreiem Zustand auch schon deutlich über 100.000 und ein Flaminia Zagato Supersport kratzt an den 150.000 Euro. Deshalb lohnen sich Nachfertigungen für solche Autos. Während eben der 9k (oder Lancia Thema) preislich total im Keller ist, somit auch viele Autos nicht wegen der Marke oder dem Modell gekauft werden, sondern nur weil sie billig sind. Dadurch gibt es neben einer kleinen Fangemeinde eine große Anzahl von Chaoten, die solche Autos vollends herunterreiten und bei der ersten Reparatur über EUR 100 (!!!) lieber in den Schrott werfen. Es gibt ja für EUR 250,-- die nächste Kiste, die noch 1 - 2 Jahre durchhält.
Lasse ich z.B. Windschutzscheiben für den Aurelia Spider in moderner Qualität fertigen und 1 St. kostet incl. aller Nebenkosten EUR 1.200,--, dann bestellt der Eigentümer solcher Autos gleich zwei auf Vorrat. Lasse ich eine lächerliche Dichtung für den Thema herstellen, die auch in einigen anderen Konzernmodellen verwendet wird und ich brauche 250 St. für die Aktion (Preis für 2 St. EUR 5,-- incl. Porto), dann habe ich größte Schwierigkeiten, genügend Vorbestellungen zu bekommen. Obwohl bekannt ist, dass das Original Mist ist und früher oder später ersetzt werden muss (und offiziell nicht mehr erhältlich). Dann hört man Sprüche wie: "Klasse, dass Du das machst. Wenn ich mal eine brauche, melde ich mich." Zu geizig, um mal 5 Euro zu investieren. Dabei brauche ich diese Dichtung selbst nicht, da die im V6 nicht vorkommt. Aber ich kann auch nicht x Aktionen auf gut Glück vorfinanzieren. Deshalb muss man im Vorfeld genau klären, ob die Leute mitziehen. Und vor allem Vorkasse verlangen, bevor man den Auftrag erteilt. Sonst bleibt man auf den Sachen sitzen. Ein Hersteller hat andere Möglichkeiten, auch in Bezug auf den Vertrieb. Er würde auch eine gute Figur machen, wenn er Teile für ein 40 Jahre altes Auto liefern kann. Das schafft Vertrauen, auch in Bezug auf den Neuwagenverkauf.

Ich bin einerseits überzeugt, dass es für ältere SAAB keinerlei Unterstützung von offizieller Seite geben wird, andererseits sich die Fans etwas überlegen können/müssen. Man kann gezielt ausschlachten, gute Teile aufbewahren, zumindest als Muster für Nachfertigungen. Das könnte für 96/99/90/900 funktionieren. Beim 9k habe ich schon Bedenken. Wir versuchen, den Thema nicht in die Presse zu werfen, sondern alle wichtigen Teile auszubauen. Könnte man mit dem 9k auch machen. Es muss nur jemand in die Hand nehmen.

Bei neueren Autos sehe ich aber weniger Chancen. Hier schrieb jemand, dass es Leute gibt, die Steuergeräte reparieren. Das mag ja im Einzelfall funktionieren, aber bei einem aktuellen Auto ist die Elektronik so kompliziert, dass Reparaturen und Nachfertigungen nur in Zusammenarbeit mit dem Hersteller möglich sind. Die geben aber keine Unterlagen heraus. Kürzlich ist das Steuergerät eines Thesis von 2008 verschmort. Irreparabel. Lt. Händler spuckt der PC noch 1 St. irgendwo in Europa aus, das für teures Geld beschafft werden muss. Der Hersteller hilft nicht. Noch kann man Autos ausschlachten. Aber wie lange noch? Nachbauen? Selbst wenn jemand ein solches Teil anfertigen könnte, wäre es so teuer, dass der Kunde das nicht akzeptiert. Der Wert des Autos ist ja auch schon auf ca. EUR 6.000,-- gesunken (in Bestzustand). Der steigt auch nicht wieder an. Also werden solche Autos das Schicksal x-beliebiger Massenprodukte teilen. Nur eine engagierte Fangemeinde könnte etwas unternehmen. Da muss sich aber jemand finden, der erst mal die Initiative ergreift.

Gruß Frank
Frank, Danke dafür. So wollte ich es auch schon mal schreiben! Fand nur nicht die Worte dazu.
 
@saabfreund50: Da machst Du es Dir aber einfach.
LCV s Ansatz ist ein völlig anderer.
Land Rover in WW 2 ? Fehlanzeige. Der Landy kam 1948 auf den Markt, Zielgruppe war die Landwirtschaft.
 
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