Bad Bathroom Karma
Ein Vorsatz fürs Neue Jahr steht seit heute morgen schonmal fest: Ich will, werde und muss 15 Kilo abnehmen. Mindestens. Und zwar bis spätestens April. Es geht so nicht mehr weiter. Im Sinne meiner Gesundheit und im Sinne der Unversehrtheit von anderer Leute Wohnungen.
Eigentlich haben die Probleme im September begonnen: Da bekam meine liebe Freundin P. aus Wiesbaden ein neues Sofa. Ein Klappsofa mit Gästeschlaffunktion. Schicke Sache. Und ich war der erste Gast, der die Schlaffunktion ausprobieren durfte. Also habe ich, wie ich das von zuhause kannte, die Sofavorderkante leicht angehoben, das Sofaunterteil unter dem Sofaoberteil herausgezogen, die Rückenlehne umgeklappt - voilà: 140x200 Zentimeter Liegefläche.
Am nächsten Morgen dann ließ sich das Sofaunterteil allerdings nicht mehr ganz unter das Sofaoberteil zurückschieben. Ich habe alles versucht, das Sofaunterteil sogar bis zu einem 45°-Winkel angehoben um einen imaginären Sperrmechanismus zu überwinden - nix. Das Sofa faltete sich nicht mehr zusammen.
Ein paar Tage später (auf so einem teuren Sofa ist natürlich Garantie) kam ein Abgesandter der Sofafirma, betrachtete sich die Angelegenheit und meinte dann zu meiner lieben Freundin P.: "Ei, welschä Stier hat dann an denne Teleskopstange' rumgebooche? En normale Mensch kann des ned gewesse sain. Niemals des Soffaunnätail anhebbe, gude Frau, NIEMALS! Des verbieschd sisch nämmlisch, wann mer des anhebbe dud."
Gut, er hat's dann repariert und "Beim Transport beschädigt" aufgeschrieben. Uff.
Etwas später war ich wieder bei meiner lieben Freundin P. in Wiesbaden zu Gast. (Das Sofa, soviel hat sie gleich zu beginn klargestellt, werde in Zukunft nur noch sie selbst ausklappen und wieder zusammenfalten, sonst niemand. Also: Jedenfalls ich nicht.) Es war ein ausführlicher, heiterer Abend mit Wein vom Gut von P.s Onkel. Und irgendwann war Bettgehzeit. Und während P. das Sofa ausklappte, machte ich mich ans Zähneputzen. Und dabei bin ich - keine Ahnung, wieso - auf dem Weg von der Badezimmertür zum Waschbecken ausgeglitten, habe das Gleichgewicht verloren, suchte etwas zum Festhalten - und fand auf der einen Seite des Badezimmers das IKEA-Badezimmerschränkchen, das leider kippte, auf mich stürzte und dabei auf der anderen Badseite die Duschtrennwand aus transparentem, aber offensichtlich nicht in besonderer Weise verstärktem Kunststoff durchschlug.
Seitdem duscht P. hinter einer provisorisch mit Frischhaltefolie ausgebesserten Duschtrennwand. Und sie ist trotzdem immer noch eine liebe Freundin. Puh.
Gestern abend nun war ich wieder bei meiner lieben Freundin P. in Wiesbaden zu Besuch. Und was soll ich sagen? Es ging nichts zu Bruch. Gar nichts. Ich durfte sogar unter ihrer Aufsicht das Sofa ausklappen und habe dabei nichts kaputtgemacht.
Und dann kam dieser Morgen: Es war so gegen halb zehn, meine liebe Freundin P. war schon bei der Arbeit und ich war im Bad. Genaugenommen saß ich auf der Toilette - als es plötzlich und ansatzlos *KNACK* machte und die WC-Brille zerbrach. An einer Stelle, an der es wehtut, wenn man gerade draufsitzt, wenn die Brille bricht.
Seitdem weiß ich, dass ich mindestens 15 Kilogramm abnehmen muss.
Und was sagte meine liebe Freundin P., der ich das Malheur natürlich am Telefon gebeichtet habe? Erstmal sagte sie gar nix, weil sie vom Lachen keine Luft mehr bekam und vermutlich blau angelaufen ist. Jedenfalls sprachen die Geräusche am Telefon für Atemnot. Und dann sagte sie nur: "Schatz, solange du dich im Bad austobst und meine Antiquitäten im Wohnzimmer verschonst, ist alles schön."
Natürlich habe ich im Baumarkt eine neue WC-Brille erstanden und die auch eingebaut, was aber eine Weile gedauert hat, weil ich erstmal die Baumarktkasse hinter mich bringen musste. Und selbstverständlich stand ich in der Baumarktkassenschlage, in der weiter vorne ein hochambitionierter Heimwerker die Zutaten für ein ganzes Do-it-yourself-Reihenhaus einzeln kaufen musste. Und die Kassiererin war natürlich die Praktikantin aus dem betreuten Wohnen. Das Einbauen der neuen WC-Brille ging dann eigentlich ganz fix. Und meine liebe Freundin P. darf künftig das Menschennotwendige auf dem Modell "Venezia Luxus" mit Komfortschließautomatik verrichten.
Und warum ich das alles in der Rubrik "SAAB-Sichtung" erzähle?
Weil, als ich endlich aus dem Baumarkt rauskam, neben meinem 9000 eine 9-5-Brillenlimousine TiD mit Wiesbadener Kennzeichen stand: WI-IP 328 (was ja eigentlich eher ein BMW-Kennzeichen ist...)
Genau. Deswegen habe ich das hier gepostet. Wie ich eine Brille kaufen musste und dabei eine Brille sah.
