Einen unfallfreien und ordentlich vor Rost geschützen, späten 900 mit ABS und Airbag sehe ich schon als sicherheitstechnisch gerade noch brauchbar an im heutigen Straßenverkehr wenigstens für den Fahrer. Natürlich
kann man heute für alle Insassen sicherere Autos bauen, und sicherlich haben die Crashtests im allgemeinen dazu beigetragen, dass das durchschnittliche Sicherheitsniveau sehr stark angestiegen ist. Vergessen sollte man aber auch nicht, dass sich die meisten Hersteller zu Bauzeiten des 900 kaum Gedanken zu dem Thema gemacht haben, und daher der Durchschnitt damals sehr bescheiden war. Diese Hersteller orientieren sich heute wohl in erster Linie an den vorgegebenen Anforderungen und Tests und sind dabei nicht so kreativ wie besonders sicherheitsbewusste Hersteller jemals waren oder sind.
Ich gehe also schon davon aus, dass der "unsicherste" Wagen heute selbst in einer vergleichbaren Fahrzeugklasse real nicht so viel sicherer ist als das sicherste Auto aus der Bauzeit des 900. Einem späten 9000er traue ich real sogar ein etwas höheres Sicherheitsniveau zu als den schlechtesten Vertretern seiner Klasse heute, ganz zu schweigen von kleineren Klassen. Dazu gehören in meinen Augen auch Dinge wie Spurtreue, die mich nur bei wenigen Autos so überzeugt. der zuletzt gefahrene X1 X-Drive z.B. schlitterte auf Schnee sehr viel mehr als meine 9000 und 9-5er das üblicherweise tun... irgendwann wurde zwar immer eingeregelt, aber soweit kommt es bei den gutmütigen Saabs aufgrund ihrer Auslegung oft erst gar nicht. Der Verdacht drängt sich also auf, weniger Aufwand bei der "mechanischen" Fahrwerksabstimmung, dafür in der Herstellung billigere Systeme zur Schadensbegrenzung einsetzen. Will ich aber nicht...
natürlich hätte ich gerne ein ordentlich abgestimmtes Fahrwerk, das auch ohne ESP beherrschbar ist, und zusätzlich noch ESP zur Sicherheit, aber als
Ersatz für die gute Abstimmung will ich kein ESP...
Moderner, aktiver und passiver Sicherheit stehe ich also etwas ambivalent gegenüber:
Natürlich begrüße ich Systeme, die fehlerfrei funktionieren und im Falle eines Falles z.B. das Auto am Ausbrechen hindern oder im richtigen Moment eine Notbremsung einleiten. Die Umsetzung dieser Systeme steckt aber m.A.n noch in den Kinderschuhen und führt noch viel zu oft zu Fehlbedienung und Fehlverhalten seitens Technik und Fahrer. Narrensicher ist anders. Dazu kommt, dass solche Systeme oft vor allem unbemittelteten Fahrern auch das Gefühl vermitteln, dass durch sie die Grenzen der Physik verschoben oder gar aufgehoben werden, manche verleiten auch geradezu zur Unaufmerksamkeit, also gewissermaßen Gefahrensituation zunächst herbeiführen, um sie dann wieder zu korrigieren. Mehr als zweifelhaft, auch wenn ich das etwas überspitzt darstelle.
Bzgl passiver Sicherheit hört man, dass Airbags unkontrolliert auslösen oder eben gar nicht. Sind sicher Einzelfälle und statistisch nicht relevant, dennoch denke ich, dass die Automobiltechnologie sich schon länger in einem Bereich bewegt, der technisch kaum noch beherrschbar ist, womögluch gerade noch so bei der Herstellung, nicht aber mehr bei der Wartung/Instandsetzung.
Neu = besser ist also m.E.n. viel zu eindimensional gedacht.