@aero:
ja - kann ich alles nachvollziehen. nichts desto trotz finde ich es mehr als grenzwertig, dieses kleine sandkastendorf mit einem derart besetzten namen zu versehen. aber das mag meine subjektive meinung sein.
Mal ganz ehrlich: war Deine erste Assoziation bei "Mitrovica" tatsächlich "das ist doch da, wo deutsche Gebirgsjäger irgendwann mal Kriegsverbrechen begangen haben?"
Meine nicht.
Meine Assoziation zu Mitrovica ist: geteilte Stadt, und zwischen Serben und Albanern steht die KFOR und versucht, die Lage irgendwie ruhig zu halten. Hör' Dich um, wenn irgendjemandem die Stadt Mitrovica überhaupt etwas sagt, dann im Rahmen des Balkankonfliktes. Auf das Andere kommt man nur, wenn man danach sucht. Darauf schien es der taz ja auch anzukommen, die Art und Weise, wie eine dort eine Identität zwischen Bundeswehr- und Wehrmachsteinheiten und eine ungebrochene Kontinuität unterstellt wird zeigt recht deutlich, wie es um den Standpunkt des Autors bestellt ist...
aus deinen ausführungen erschliesst sich mir allerdings noch immer nicht, warum kleine kinder den umgang mit waffen "erlernen" sollen bzw. dieser ihnen als "normal" und "notwendig" in derlei situationen suggeriert wird! sorry - aber das ist in meinen augen pervers. und da ist es scheiss egal, ob es nun "nur" das griffstück einer panzerfaust ist oder eine "komplette" solche.
Für den Großteil der Welt ist das leider tatsächlich normal und notwendig. Richtig ist, daß Kinder in Deutschland nicht mit Waffen in Berührung kommen dürfen (ürbigens auch erst seit der letzten hysterischen Verschärfung des Waffengesetzes), dort sind in Bad Reichehall offensichtlich Fehler gemacht worden (G36, MG3).
diese kleinen menschen sind doch erst dabei "mensch" zu werden, sich ihr eigenens weltbild zu erarbeiten, zu einer persönlichkeit zu reifen. meiner meinung nach ist dabei dieses hreanführen an kriegsgerät absolut nicht zu tolerieren! zum einen wird den kindern suggeriert, dass es ohne krieg oder waffen nicht geht, zum anderen werden ihnen waffen als elemantarer und "normaler" bestandteil des lebens "präsentiert". das finde ich auch pervers...
Es geht ja ohne Krieg und Waffen eben leider tatsächlich nicht. Es wäre ja schön, wenn es anders wäre, aber den Gefallen tut uns die Realität leider nicht. Du kannst nur deshalb ohne Waffen durchs Leben gehen, weil es andere gibt, die das für Dich übernehmen.
Wie willst Du denn einem Kind erklären, was ein Polizist für ein komisches schwarzes Ding am Gürtel trägt?
Versteh mich bitte nicht falsch: ich wäre auch nicht unbedingt begeistert davon, wenn meine (zukünftig hoffentlich irgendwann mal kommenden) Kinder Krieg spielen würden. Ganz bestimmt nicht würde ich sie zu Waffennarren erziehen oder einem Siebenjährigen das Schießen beibringen - aber es wäre ganz sicher kein Beinbruch, wenn sie mal sehen, was Vater/Onkel/großer Bruder oder heutzutage eben auch die Mutter oder Tante oder große Schwester halt so macht. Spätestens wenn der/die nämlich auf einmal ein halbes Jahr weg ist und in den Einsatz geht und vielleicht nicht wieder zurückkommt, dann müssen sie verstehen, worum es geht.
(Kleiner Einschub: wenn Kinder "Cowboy und Indianer" spielen, was ist denn das dann? Der Indianer hat natürlich Pfeil und Bogen und der Cowboy einen Revolver. Darüber regt sich aber keiner auf - und es scheint ja auch für Millionen von früheren Kindern nicht allzu schädlich gewesen zu sein...)
im übrigen - ja, ich hatte noch die zweifelhafte "ehre" in der nva dienen zu dürfen. mit waffe, mit ideologischem scheissdreck, mit allem drum und dran eben. und meiner sozialisation geschuldet ist auch, dass auch ich im vorfeld dieser zeit durchaus mit militär im allgemeinen und waffen im speziellen (gst = gesellschaft für sport und technik, eine "vorbereitend militärische organisation" in der ddr) in berührung gekommen bin - zum glück in einem alter, in dem ich schon so weit gefestigt war, dass ich für mich selbst entscheiden konnte, dass das nun so gar nicht meins ist.
und nein - verweigern ging bei uns nicht - es sei denn, du hast besonderen wert darauf gelegt, mal ein wenig in den knast zu gehen - das dann in der regel auch noch länger als die zeit des grundwehrdienstes...
sorry für ot....
Dir ist aber schon bewußt, daß nicht nur zwischen Bundeswehr und NVA, sondern auch zwischen DDR und Bundesrepublik ganz erhebliche Unterschiede bestehen? "Ideologischen Scheißdreck" z.B. gibt es bei uns nicht. Die Bundesrepublik ist nicht totalitär, hier versucht niemand, irgendeine Ideologie in die Köpfe von Kindern und Jugendlichen einzuhämmern, und vormilitärische Ausbildung gibt es auch nicht. Es gibt auch keinen Klassenfeind, gegen den versucht wird Haß zu schüren...
Um wieder aufs Militär zurückzukommen: Insbesondere die Innere Führung auf Grundlage des Leitbildes des Staatsbürgers in Uniform unterscheidet die Bundeswehr sehr deutlich von allen anderen (früheren wie auch der NVA) deutschen Streitkräften - und zum Teil auch deutlich von den Streitkräften anderer Nationen. Es kam bei Aufstellung der Bundeswehr darauf an, daß Spannungsfeld zwischen den Grundrechten des Soldaten und den erforderlichen Einschränkungen des militärischen Dienstes zu entschärfen.
Wenn Dein Bild von den Streitkräften und von Sicherheitspolitik durch die NVA und die DDR geprägt wurde, dann ist Deine Einstellung nachvollziehbar. Sie bezieht sich jedoch auf eine andere Umwelt als die, in der Du heute lebst.