Wo sind sie, die frühen Turbos?

Na ja, schont vielleicht den Geldbeutel, aber nicht die Nerven. Wenn ich Vielfahrer wäre, würde ich meine zu bewältigenden Strecken niemals mit einem Klassiker zurücklegen. Zuerst einmal wäre mir dies' viel zu unsicher. Es fehlen mir einfach moderne Sicherheisfeatures und weiterhin das Vertrauen in die Zuverlässigkeit einer alten Technik, auch wenn diese regelmäßig gewartet wird. Ferner hätte ich keine Lust ohne den Standard des aktuellen Komforts stundenlang, oder wie viele es aus beruflichen Gründen tun müssen, ihr halbes Leben lang über
irgendwelche Straßen zu eilen. Dafür ist mir mein Leben, ehrlich gesagt, zu schade und zu kurz.
Also um in der Langstreckentauglichkeit und Bequemlichkeit, zumindest für meinen Rücken, an einen 9k Aero ran zu kommen, muss man dann aber schon recht tief in die Tasche greifen. So wirklich weit weg von 'sechsstellig' ist der Neupreis dann nicht mehr.
Und die Kohle muss ja nicht nur da, sondern auch dafür über sein, ohne dass einem dazu sinnigere, und möglichst auch weniger wertverlustbehaftete, Verwendungszwecke einfallen.
 
3000 km mit meinem Saab haben mich gelehrt, dass er vom Komfort her absolut mit "modernen" Mittelklassefahrzeugen deutscher Premiumhersteller mithalten kann. Ergonomie, Sitzkomfort und subjektives Gefühl aller Bedienelemente, sowie Fahrwerk können dem aktuellen Stand der Technik standhalten. Mit der Reisegeschwindigkeit darf man es nicht übertreiben, meiner wird ab 150 etwas unangenehm laut, aber danach kann man sich ja richten und das dahingleiten genießen. Auf der Landstraße zeigt er dann sein Potential. Anfang bis Mitte der 80er hat es Saab bereits verstanden Autos zu produzieren, die sich bis heute gut anfühlen. Das kann kein mir bekanntes Fahrzeug so rüberbringen. Kenne von damals W123 und 124, BMW 5er, selbst 635er oder Audi 100, bzw. die ersten A6 (ist aber Anfang 90er). Der Benz hat katasrophale Sitze, bescheuerte Lenkung, kein vernünftiges Schaltgetriebe. BMW 5er vermittelte mir ein komisches Gefühl, keine Ahnung warum, war aber noch der Beste. 635 war ähnlich, so ein komisch dünnes Lenkrad, merkwürdig anmutende Schalter und Hebel, Ergonomie und Sitze unterirdisch, Audi kann man eh vergessen, da passte einfach gar nichts. Weiß noch, dass ich die Hüfte so komisch verdrehen musste, um die Kupplung durchzudrücken, was für ein Weg. Ich habe immer moderne Fahrzeuge gehabt und hab sie noch heute. Immer, wenn ich nach "Nostalgie" Ausschau hielt und mir Wägen ansah, war ich von den Fahrzeugen der 80er entäuscht, siehe Aufzählung. Freund kam mit dem alten 5er, ganz stolz, ich saß drinnen und sagte mir, Mensch ging die Entwicklung weiter, sowas tust du dir heute nicht mehr an. So ging es mir dann auch mit dem 635er, zu seiner Zeit ein Meilenstein, doch er wurde von der Entwicklung überholt. Dann gab es noch so manch andere Schätzchen aus damaliger Zeit, die man noch so als "Überautos" im Hinterkopf hatte. Doch setzt man sich heute in diese Fahrzeuge... man ist nur noch enttäuscht und sagt sich, oh, Traum ausgeträumt, das willst du dir HEUTE nicht mehr antun. In einem Saab passiert mir das nicht, egal ob 900 oder 9000. Man sitzt in einem "Oldi" und hat das Gefühl modernen Handlings.
Wenn meiner wieder läuft, fahre ich kreuz und quer, ohne jegliche Bedenken nicht anzukommen oder heimzukehren, smile. Meine Neuwägen deutscher Premiummarken hatten da mehr Überraschungspotential. Man hat da den Eindruck, dass die Qualitätssicherung an den Kunden abgegeben wurde. Man könnte zu der Überzeugung kommen, was mal 25 Jahre durchgehalten hat, macht auch noch so manche Strecke.

Das Neue hat sich noch nicht bewährt und birgt unüberschaubare Risiken, zumal die Summe der Einzelteile mittlerweile gigantische Ausmaße angenommen hat. Was so ein moderner Taschenrechner wohl in 10 oder 15 Jahren noch leisten kann??? Da wird einem himmelangst. Die Leute, die sich zukünftig mit Gebrauchtwägen herumschlagen müssen, ein 7 Jahre altes Auto kaufen wollen und meinen, es nochmals 7 Jahre fahren zu können.... hab da keine guten Vorahnungen.
 
Ergonomie, Sitzkomfort und subjektives Gefühl aller Bedienelemente, sowie Fahrwerk können dem aktuellen Stand der Technik standhalten.

ein saab 900 ist unbestritten ein tolles auto
aber das fahrwerk ist antik, kann nichtmal dem stand der technik vor 15 jahren standhalten
also ich fühle mich im audi a6 deutlich sicherer, egal ob landstraße oder autobahn, egal wie schnell

allerdings hast du recht, er ist besser als die meisten anderen 80er jahre fahrzeuge, mit den meisten davon würde ich heute nicht mehr fahren wollen
 
ein saab 900 ist unbestritten ein tolles auto
aber das fahrwerk ist antik, kann nichtmal dem stand der technik vor 15 jahren standhalten
also ich fühle mich im audi a6 deutlich sicherer, egal ob landstraße oder autobahn, egal wie schnell

allerdings hast du recht, er ist besser als die meisten anderen 80er jahre fahrzeuge, mit den meisten davon würde ich heute nicht mehr fahren wollen

Dein A6 ist jünger, meine die erste Generation. Den 2,5er V6 von Anfang, Mitte 90er kannst du vergessen. Das ist das Facelift des alten 100er. Damals kam der erste A8 raus und den alten 100er haben sie optisch angepasst. Mein 9000er lag wie ein Brett damals. Hab ich eine so verklärte Erinnerung daran?? Mein Boss hat ihn aber auch, bevor ich ihn übernahm, ordentlich tunen lassen.
Mit dem 900er kann ich Kurven 5-10 km schneller fahren als mein Bruder mit letzter C-Klasse, adaptives Fahrwerk. Das ist bewiesen, haben da schöne Referenz-Kurven um die Ecke.
 
Ein bißchen, ist aber nicht schlimm. In meinen Erinnerungen ist mein Audi 100 5E (Typ43) auch eine echte Rakete...:rolleyes:

Der Audi 100 5E war vermutlich auch einer der besten 5 Zylinder die je gebaut wurden.
Ein im wahrsten Sinne des Wortes sahniges Triebwerk!
 
Mein geliebter 9000er, ein Aero mit modifiziertem Kopf, war eine echte Bestie. Wenn er die Leistung nur auf die Straße gebracht hätte, wäre da kein M5 nachgekommen. Ein wunderbarer Wolf im Schafspelz. Die damaligen 4 Liter-Sauger hatten 0 Chancen. War manchmal richtig gefährlich, beschleunigen mit gegenlenken... sonst landete man in geparkten Fahrzeugen. Mein erster Reifensatz war nach 5.000 km fällig. Danach war ich dann etwas vorsichtiger, lach, waren damals ganz schön teuer.
 
Der Audi 100 5E war vermutlich auch einer der besten 5 Zylinder die je gebaut wurden.
Ein im wahrsten Sinne des Wortes sahniges Triebwerk!

5-Zylinder hatten auch einen guten Sound. Komisch, dass das keiner mehr aufgreift. Hatte da mal einen 5 Zylnder Diesel, wunderbares Triebwerk. Gabs doch auch mal bei Volvo.... klang auch toll. War auch so ein schönes Bollern.
 
Der war aber glaube ich von VW? War glaube ich der 5 Zylinder aus dem LT....
 
Nö.


Der Diesel aus dem den 240 und 740 kam zwar aus dem LT, hatte aber 6 Zylinder.
Die Volvo-Fünfzylinderbenziner debütierten im 850 (und waren, wenn ich das richtig im Kopf habe, vom Sechszylinder des 960 abgeleitet, an dem wiederum Porsche mitherumentwickelt hatte). Ob die Fünfzylinderdiesel wirklich aus dem Audi-Regal stammen, wie man so oft hört, weiß ich nicht.
 
Nunja, ABS und Airbag gab es auch im 900, wenn man die denn unbedingt glaubt haben zu müssen. Dann muß man halt einen weichgespülten Schrägschnauzer fahren. Oder 9000. Abgesehen davon halte ich den Kram für überbewertet. Das wichtigste Sicherheitssystem eines Autos ist der Fahrer selber. Fährt der mit Hirn, so kann der mehr verhindern als alle Sicherheitssysteme der Welt zusammen mit einem Idioten am Steuer... In der aktiven Sicherheit, also dem vermeiden eines Unfalls folgt darauf ein berechenbares Fahrwerk, daß eine vernünftige Rückmeldung gibt und dem Fahrer eine zutreffende Einschätzung der Umstände erlaubt.
In der passiven Sicherheit kommt es schließlich vor Allem darauf an, daß die Fahrgastzelle ausreichend stabil ist und das drumherum genug Energie abbaut. Erst dann kommt der airbag.
Natürlich ist eine moderne E-Klasse sicherer als ein 900 oder 9000 oder (um in derselben Klasse zu bleiben) ein w124. Angst um meine Leben hätte ich aber in keinem der aufgeführten Autos. Höchstwahrscheinlich täte ich mir in den Klassikern bei einem Unfall weh, wo ich aus der neuen E-Klasse noch unbeschadet ausstiege - aber um in einem 900, 9000 oder w124 zu sterben braucht es entweder sehr viel Übermut oder sehr viel Pech.

Ich persönlich fühle mich in meinem airbag- und ABS-losen 900 deutlich sicherer als bspw in einem Fabia. Der mag zwar allerlei Helferechen und airbags an Bord haben, hat aber ein beschissenes Handling und enthält dem Fahrer dazu noch jede Rückmeldung vor. (Und schließlich zielt die Ecke in der Mittelkonsole genau auf meine Kniescheibe.)



Gerade der Langstreckenkomfort zwingt zum Altauto. Ganz sicher kann ein 9000 nicht mit einem w222 mithalten, den 9000 kann ich mir aber im Gegensatz zum w222 leisten. Und unter den für Vielfahrer mit halbwegs normalen Gehälten bezahlbaren Autos kommt man eigentlich unter Komfortgesichtspunkten am 9000 nicht vorbei.
Was ist denn Komfort?
- erträgliche Lautstärke. Kann der 9000, der 900 eigentlich erst mit den hydraulischen Motorlagern und sonst nur bei niedrigen Geschwindigkeiten... OK, den Punkt lasse ich gegen den 900 gelten.
- Tempomat. Können beide.
- Klimatisierung. Können beide.
- vernünftige Ergomie (sich zum Dimmen der Armaturenbrettbeleuchtung nicht über einen mies kalibrierten touchscreen durch zig Untermenüs kämpfen zu müssen ist auch Komfort): ja, können 900 und 9000.
- und vor Allem: gute Sitze! Können 900 und 9000 auch. Kann derzeit KEIN EINZIGES bezahlbares Auto auf dem Markt...

Ganz im Ernst: gib mir einen funkelnagelneuen KdF und einen 900 und schick mich eine 1000km-Strecke und ich werde jederzeit den 900 wählen.




Nö, mache ich öffentlich. :biggrin:
Vielleicht gibt es ja noch andere User, die die gleiche Frage plagt.

Zitate werden umklammert durch den Code [ q u o t e ] und geschlossen durch [ / q u o t e ]. (Leerzeichen rausdenken - die sind jetzt nur drin damit der Code lesbar stehen bleibt). Wenn Du ein Zitat z.B. teilen willst um die Argumente einzeln zu zerpflücken schließt du den ersten Teil also mit [ / q u o t e] ab und eröffnest - nach Deinem eigenen Text - den nächsten Zitatteil dann wieder mit [ q u o t e ]. Also bspw klickst Du auf zitieren und siehst dann:

[q u o t e = " user, post: 123456, member: 1234 " ] texttexttext.text.texttexttexttext.text text text. [ / q u o t e ]

Dann haust Du den Code wie oben beschrieben dazwischen.
[q u o t e = " user, post: 123456, member: 1234 " ] texttexttext.text.texttexttexttext.
[ / q u o t e ]

Mein eigener Text

[ q u o t e ]
text text text. [ / q u o t e ]

Aus
wird dann




hier eigenen Text einfügen




Alles klar? :smile:






Ich fahre seit ich den Lappen habe auschließlich "Klassiker" (Neuwagen nur dienstlich oder als Mietwagen). Der 900 hat - mit der Ausnahme von diesem Jahr - im Schnitt 50.000km p.a. abgerissen, der 9000 v6 sogar 48500km in neun Monaten und meinen 200d hatte ich in 14 Monaten mal fast 100.000km weit geprügelt.
Niemals hatte ich Zweifel daran, anzukommen... und ich hatte bis jetzt auf insgesamt grob 600.000 km mit Klassikern genausoviele Motorschäden wie bsp. ein Corpsbruder mit dem Polo seiner Frau auf 50.000km. :biggrin:



Der Punkt ist nicht ganz unwichtig. Für das Geld, das ich für einen aktuellen Kleinwagen aufbringen müßte kann ich auch S-Klasse fahren. Zwar nur eine alte, aber immerhin... und auch wenn ein neuer Corsa oder Polo vielleicht mehr airbags hat als ein w126, so steige ich am Ziel nach 600km aus einem Kleinwagen ganz bestimmt nicht entspannter aus.
Wie ich woanders schon schrieb: für den Wertverlust und die Kapitalkosten eines neuen Kleinwagens kann ich verdammt oft in die Werkstatt fahren und verdammt viele Liter Mehrverbrauch bezahlen.


Du schreibst mir sowas von aus der Seele.
Aber natürlich werde ich niemanden der unbedingt einen rollenden Computer haben möcht drein Reden.
 
Ich mag den Beitrag von Rainer W in #1303, muss aber auch turbo_forever in #1304 beipflichten. Der 900 ist ein tolles Auto, sehr durchdacht konstruiert mit Fokus auf das wirklich Wichtige, ein Auto geprägt von Ingenieuren und nicht von Marketingfuzzis und entwicklungsfernen Controllern. Aber gerade im Komfort liegen z.B. zwischen dem „modernen“ 9-5 und dem 900 Welten, vor allem was Geräuschkulisse und Abrollkomfort angeht. Im Abteilungsfuhrpark haben wir auch einen Audi A6, eine Generation vor der aktuellen. Das Fahrwerk ist schon sehr gut, eher straff zwar, aber nicht unkomfortabel, und er geht für sein Gewicht wirklich gut um die Ecken. Da käme ein 9000 nicht mit.

Die Einschätzung (oder Überschätzung?) der Fahreigenschaften des 900 beruhen – so glaube ich mittlerweile – auf dem Zusammenspiel zweier Dinge. Das Fahrwerk ist konstruktiv wirklich gut, sehr präzise geführt, die Radstellung ändert sich bei Fahrmanövern die Rollen oder Nicken verursachen kaum. Es ist mit eher knackigen, kompakten Lagern direkt in der Karosserie verschraubt. Die Fahrwerksgeometrie scheint sehr ausgewogen. Das Ganze hat zur Folge, dass der 900 für ein 80er-Jahre Auto hohe Kurvengeschwindigkeiten erlaubt und sehr agil einlenkt. Vor allem aber bietet er (noch verstärkt mit Stabis :cool:) eine unheimlich gute Rückmeldung, was das Auto auf der Straße gerade macht. Man kann ihn problemlos in den Grenzbereich reinfahren und kontrollieren und erlebt keine bösen Überraschungen. Der 900 fühlt sich vermutlich schneller an als er tatsächlich ist.

Moderne Autos haben aus Kostengründen vorne McPherson, die nicht überragend, aber OK ist. Die modernen Mehrlenker-Hinterachsen bieten theoretisch (bei einigen Autos auch praktisch) die Möglichkeit, einen guten Kompromiss aus Agilität, Fahrsicherheit und Komfort hinzubekommen (bei Gebrauchtwagen: sofern intakt). Leider läuft oft was falsch. Zum einen scheint die ungefilterte Rückmeldung von der Straße als unkomfortabel empfunden zu werden, wenn man nicht sportlich unterwegs sein will. Also werden aus Gründen von Schwingungen und Akustik zur Entkopplung vorne und hinten Hilfsrahmen für Antriebsaggregat und Fahrwerk verbaut, die wiederum in Gummi in der Karosserie gelagert sind. Das mindert das Feedback, erhöht aber den Komfort. Zum anderen stimmen die Hersteller ihre Fahrwerke seit dem damaligen A-Klasse-Debakel zunehmend straffer ab. Dazu werden fette Stabis verwendet und die hinteren Lager der vorderen Querlenker quasi in Beton gepackt, vor allem bei den Premiumherstellern wenn es sich um S-line oder M-Paket handelt. Da wird – so scheint es mir – manchmal deutlich über das Ziel hinausgeschossen.

Zusammen mit den vielen anderen Dingen, die die Fahrzeugentwicklung beeinflussen (Kosten, Abgasgesetzgebung, Kosten, Crashsicherheit, Kosten, neue Märkte, Kosten, neue Technologien die im Auto nix verloren haben, Kosten, Empfänglichkeit der Käufer für Marketing BlaBla, Kosten, …) kommen dann schon mal Autos auf den Markt, die in wesentlichen Dingen Schwächen zeigen und bei denen man abseits des Schnickschnacks denkt, wo denn in all den Jahren der Fortschritt geblieben ist.
 
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Schön zusammengefasst, danke!


Klar fühlt sich der 900er -womöglich noch mit S-Fahrwerk:rolleyes:- "unkomfortabel" an, das war schon in den 80er im direkten Vergleich zur damaligen Mittelklasse so.

Trotzdem freue ich mich immer wieder daran, was man mit dem ollen Ding anstellen kann.:smile:
 
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Ja, die Wägen, egal ob 900 oder 9000, haben ein sehr gutes Popometer. Alles wunderbar direkt und man hat auch ein sehr gutes Gefühl für die Hinterachse. Mir bleibt da eine Erinnerung haften, die ich mit dem 9000 hatte.

Wir befuhren eines Wintermorgens eine Landstraße. Herrlicher Sonnenschein, - 10 Grad, Raureif auf den Feldern. Die Straße war optisch gesehen tocken. Es kam eine sehr sehr leichte Linkskurve, im Anschluss folgte ein Ortseingang mit Ampelanlage. Zu Beginn der Kurve ist das alles nicht einsehbar. Am Eingang der Kurve sagte ich zu meiner Frau (die 2 Kleinen wild babbelnd auf der Rückbank), hier stimmt was nicht. Die Lenkung war einen Tick leichter, ich merkte eine zarte Veränderung auf der Hinterachse, Wagen rutschte aber noch nicht. Instiktiv ging ich vom Gas und das Heck kam plötzlich ganz leicht aber noch wunderbar kontrollierbar. Lenkung leicht aufgemacht, Wagen nur rollen lassen und die ganze Fahrbahnbreite nach rechts genutzt. Das war plötzlich spiegelglatt, obwohl die Straße absolut trocken aussah. Am Scheitelpunkt der Kurve sah ich schon den ersten Wagen im Straßengraben, ein weiterer pflügte sich durch den angefrorenen Acker. Vorne an der Kreuzung dann ein wildes Kneul an Autos sichtbar. Ich glitt mit dem Saab dahin, ABS voll ausschöpfend, jedoch kaum Verzögerung. Bis zu dem Kneul waren es noch ca. 300 Meter und ich hatte noch immer 90 Sachen drauf. Die Straße war doppelspurig. Frauchen wurde ein wenig hysterisch, Kidis ganz stumm, ich hatte erheblich Adrenalin im Blut, was unheimlich half, da entsteht so ein Zeitlupenempfinden und ich hatte da wirklich das Gefühl... du bist jetzt mit der Kiste total verwachsen. Die Umgebung instinktiv scannend hab ich nach einem Weg gesucht, das Kneul nicht zu kontaktieren und so gut es ging weiter nach Verzögerung gesucht. Das ABS arbeitete, aber der Saab reagierte kaum auf Lenkbewegungen, Bremse leicht geöffnet und Grip gesucht und ganz außen am Rand auch gefunden. Endlich etwas Verzögerung, kam so auf ca. 50 km/h, dann ca. 100 Meter vor dem Kneul sah ich den Notausgang, rechts auf den beginnenden Bordstein hoch und knapp am Ampelmast vorbei in die nach rechts abknickende Straße. Voll auf die Hupe, große Augen der Verunfallten, Blinker nach rechts gesetzt, weiter verzögert, dann kurz vor dem Bordstein die Bremse aufgemacht und ohne den kleinsten Kratzer durchgeschlüpft. Wilde Schläge durch Bordsteinkontakt, dann wieder runter, über die Fahrbahn der Straße, die nach rechts einmündete, dann kam wieder ein Bordstein einer Verkehrsinsel, dort war auch gute Straßenhaftung. Nachdem ich noch die Insel mitgenommen habe und wieder runterknallte, kam ich zum Stehen, Reifen uns Spur blieb heile, hihi, auch nicht schlecht.

Zu den anderen Verunfallten gegangen und Meinungsaustausch gehabt. Niemand von denen hat nur im Geringsten gemerkt, dass es da glatt war. Und ich bin bis heute der Meinung, dass der Saab unheimlich viel vermittelt. Etwas vermittelt, das andere nicht so gut können. Grenzbereiche sind sehr gut zu ertasten und im Grenzbreich wird sehr viel mitgeteilt. In der Summe mögen heutige Fahrwerke besser sein. Aber in diesem einen Punkt ist Saab aber mal so richtig gut, sehr gut.
 
Ich finde nicht, dass man die Fahrwerksgeometrie/Konstruktion eines 9o1 *überschätzen* kann. Wenn alles fein eingestellt ist, und entsprechendes Gummi aufgezogen wird, wird die gefahrlos mögliche (!) Agilität gerade in Kurven von 99% der mir bekannten Piloten eher *unterschätzt*. Und auf normalen, inzwischen arg ramponierten Straßen kann man mit fast allem Zeitgenössischen *mithalten*… Ich rede hier nicht von geplanten Rennstrecken…
 
... Die Lenkung war einen Tick leichter, ich merkte eine zarte Veränderung auf der Hinterachse, Wagen rutschte aber noch nicht. ...

Ich bin der Meinung, dies ist ein Vorteil vieler älterer Wagen ohne massiv auf Komfort ausgelegtes Fahrwerk, der konstruktionsbedingte direktere Kontakt zur Fahrbahn. Nicht nur beim Saab. Genau das von dir oben beschriebene Verhalten habe ich bei meinem ersten Auto auch sehr geschätzt und genutzt, und das war ein stinknormaler VW Vento aus dem ersten Jahrgang 1992 (Golf 3 mit Stufenheck). Ich bin den Wagen viele Jahre gefahren, viel im Winter und fühlte mich in diesem Wagen auch ohne ABS und Airbags sehr sicher, was das Fahrverhalten angeht. Und als damals junger Spund gab es einige brenzliche Situationen, aber ich bin immer überall ohne Blessuren durchgekommen. Das lag zu einem guten Teil sicher auch am Wagen.
Dieses Fahrgefühl habe ich bei keinem anderen Nachfolgewagen mehr gehabt, weder bei Vaters Golf IV, Mazda noch Passat. Selbst beim 9-5 jetzt kann ich das nicht zweifelsfrei behaupten, gab aber auch noch nicht wieder so brenzliche Situationen ... man ist im "Alter" irgendwie entspannter unterwegs. :rolleyes:
Den 901 bin ich noch nicht im Winter gefahren, also kann ich das weniger einschätzen. Aber vom Sommerfahren her kommt da schon wieder die Fahrfreude und das Gefühl auf wie früher in meinem alten VW. Manche mögen mich aufgrund des Vergleichs nur milde anlächeln, aber das ist mein Empfinden. Ich finde, man sollte den Saab nicht über bewerten. Er hat sicher ein sehr gut beherrschbares Fahrwerk, keine Frage. Für den Normalfahrer aber sind kaum Unterschiede zu anderen damaligen - gleich ausgelegten - Gefährten erkennbar. Für Fahrprofis (wozu ich die Mehrheit der Forumsteilnehmer zähle, weil ja irgendwie autoaffiner und daher ganz andere Sicht auf fahren und nicht nur Mittel zum zwecke der Fortbewegung) ist sicher ein Unterschied im/am Grenzbereich zu merken. Und das ist ja auch gut so.
Was ich sagen wollte: die schwindende Beherrschbarkeit und das mangelnde Fahrgefühl ist eine Entwicklung der letzten Fahrzeuggenerationen, ganz einfach dem Kundenwunsch nach Komfort folgend. Sicherheit spielt zwar auch eine Rolle, wird aber mehr durch diverse Assisstenzsysteme vorgegaukelt ... der Kunde glaubts ja. In Wahrheit rutscht der Grenzbereich dadurch immer nur weiter nach hinten bzw. wird kleiner. Ich finde eine gefährliche Entwicklung.
Und jetzt langsam mal zurück zum Thema, ich will mehr steile Turbos sehen :biggrin:
 
Ich finde nicht, dass man die Fahrwerksgeometrie/Konstruktion eines 9o1 *überschätzen* kann. Wenn alles fein eingestellt ist, und entsprechendes Gummi aufgezogen wird, wird die gefahrlos mögliche (!) Agilität gerade in Kurven von 99% der mir bekannten Piloten eher *unterschätzt*. Und auf normalen, inzwischen arg ramponierten Straßen kann man mit fast allem Zeitgenössischen *mithalten*… Ich rede hier nicht von geplanten Rennstrecken…

Mit überschätzen meine ich, man sollte nicht davon ausgehe, dass das 900-Fahrwerk nach heutigen Maßstäben noch immer das Nonplusultra ist, vor allem unter Allround-Gesichtspunkten. Es setzt klare Akzente, aber das ist doch auch gut so. Und ich stimme absolut zu: Jemand der das Auto nicht kennt, der traut der "alten Kiste" nicht zu, so zu fahren wie es eben möglich ist. Da wird es unterschätzt. Ich würde aber die These aufstellen: Man nehme einen Profi am Lenkrad, einen Saab 901 Turbo, einen aktuellen Audi A4 2.0 TFSI ohne Quattro mit deaktiviertem ESP (also vergleichbar hinsichtlich Fahrzeugklasse, Antriebskonzept und Leistungsgewicht) und eine sehr kurvige Landstraße. Ich wette, im A4 ist der Profi schneller. Das interessante Ergebnis wäre aber, dass er in dem vieeel älteren 900 weniger Rückstand hätte, als man gemeínhin erwarten würde.

Der 900 glänzt vor allem im Vergleich mit zeitgenössischen ähnlichen Konzepten wie dem Passat 32b oder Audi 100 C4. Denen fährt ein 900 um die Ohren, ohne große Einbußen beim Komfort in Kauf nehmen zu müssen.
 
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