Hier wird von einigen schnelles Fahren mit aggressivem Fahren gleichgesetzt. Das trifft womöglich für einige zu. Aber ich sehe das zumindest für mich anders. Ich bevorzuge angepasstes Fahren. Da kann es sein, dass man mit 60 km/h durchaus zufrieden ist, wenn Straßenführung, Straßenzustand, Wetter, Verkehrsaufkommen eben 60 km/h als angemessen erscheinen lassen. Dagegen sind 200 km/h mitten in der Nacht auf leerer Autobahn auch nicht aggressiv, sondern eben angepasst. Es muss keiner 200 fahren, aber man muss auch nicht die kriminalisieren, die es tun. Oft sind es auch Leute, die sich selbst solche Tempi nicht zutrauen oder deren Kiste jenseits von 120 auseinander fliegt. Und alle Theorie über Zeitgewinn oder nicht, ist hinfällig, wenn man nachts auf leerer Autobahn fährt. Selbst die durch Tanken verlorene Zeit ist irrelevant, wenn man z.B. von Frankfurt nach Basel fährt. Da kann ich mit 100 oder 200 fahren. In Ffm vorher vollgetankt, brauche ich bei konstantem Tempo kaum mehr als die Hälfte der Tankfüllung. Unter solchen Umständen kann man die Fahrtzeiit nahezu halbieren, ohne andere und sich zu gefährden.
Auf Kurzstrecken macht es überhaupt keinen Sinn. Aber manchmal ist man doch lieber vor als hinter einem Verkehrshindernis, falls ein Nachfolgender pennt. Gerade war ich schnell in einem Nachbarort. Auf der B3 ist natürlich 100 angesagt. Auf freier Strecke ein dicker Mercedes mit 60 km/h. Da kein Gegenverkehr, bin ich zügig vorbei. Es saß ein Männchen drin, mindestens 90 und derart verkrampft hinter dem Steuer, dass man dessen Angst spürte. Er musste mir aber seine Empörung über meine "Raserei" (Tacho 110) durch wilde Lichthupe dokumentieren. Kurz vor dem Ort kommt ein Kreisel. Im Rückspiegel konnte ich sehen, dass er einem Lkw im Tran so vor die Nase fuhr, dass es nur dem Lkw-Fahrer zu verdanken ist, dass der Alte mit seiner Frau noch lebt. Wer so fährt oder nur noch meint, so fahren zu können, hält sich vermutlich für verantwortungsvoll. Den Führerschein freiwillig abgeben, wäre aber noch besser.
Gestern auch Mercedes. In Badenweiler ist alles Zone 30. Also rechts vor links. Direkt vor einer Einmündung von rechts ein Zebrastreifen und gleichzeitig kommt ein mir gegenüber vorfahrtsberechtigter Mercedes mit Grufti am Steuer von rechts. Ich halte aber auch an, weil ein Fußgänger über den Zebrastreifen will. Der mit dem Mercedes sieht mich halten und biegt heraus, merkt aber in der allerletzten Sekunde, dass da jemand über den Zebrastreifen geht. Zwischen Stoßstange und Bein waren es max. 5 cm. Der Mann wiederum schaute zu mir und bedankte sich, dass ich am Fußgängerüberweg angehalten habe. Beinahe wäre es schief gegangen. Gerade in solchen Kurorten ist der Altersdurchschnitt der Kurgäste irgendwo bei 80 +. Da fragt man sich, wie die aus mehreren 100 km Entfernung überhaupt heil bis zu uns gekommen sind.