Kann den Ausführungen von nordman nur zustimmen.
Ein direkter Ländervergleich hinkt zudem immer.
Man sucht sich im neuen Land eben auch die Komponenten nach eigenem Gusto. Der Naturfreak wird wohl kaum als Hafenarbeiter mit Betriebsplattenbauwohnung nebenan in Norwegen anschaffen gehen, nur um des Auswanderns zuliebe.
Wir haben uns auch erst von aussen einen sehr breit angelegten Überblick verschafft und dann sehr gezielt vorgegangen.
Nicht der erstbeste Job, nicht die nahegelegene Retortenstadt als Wohnsitz, usw.
Es behauptet auch keiner, dass alles besser sei. Oder das was einen im neuen Heimatland fasziniert, nicht in D auch irgendwo zu finden sei.
Ich gebe zu, es gab schon diverse Dinge, die mich an meinem alten Wohnsitz (Monaco di Bavaria...) auf Dauer genervt haben und den Abschied einfacher gemacht haben.
Diese ewige Posen, meine dicken Eier, mein Carrera, meine Bitch...cool, affektierte Sonnenbrillen in chicen Cafes mit dem schlechtesten Service. Die Unfähigkeit, über sich selbst zu lachen sowie das über die normale Anonymität einer Grossstadt hinausgehende Desinteresse am Nachbarn, usw. Liegt aber auch am extrem hohen Anteil DINK´s an denen diese Stadt leidet...
Entsprechend fällt einem hier auch die ausgesprochene Gelassenheit auf. Allerdings nicht die Mittelmeervariante (manana,manana
), sondern gepaart mit einem dem Deutschen nicht unähnlichen Ehrgeiz.
Angeberei ist total verpönt, bis dahin, dass vor einigen Jahren bereits an vielen Schulen das Vorfahren mit Cayenne und Co verboten wurde
Das soziale Zusammenleben ist sehr ausgefeilt - man lebt auf recht beengtem Raum sehr entspannt mit- und nebeneinander.
Sich persönlich weiter zu entwickeln wird geschätzt und gefördert. Das Neue, Andere wird als Bereicherung, nicht als Bedrohung empfunden.
Wir sind vom ersten Tag sehr offen und sehr freundlich empfangen worden. Nach 2 Tagen hatten wir bereits bei 3 Nachbarn am Tisch gesessen, der ältere Herr gegenüber kümmert sich um unsere Sprachkenntisse und den Hund, die Nachbarin hintenraus um alle Details und lieferte täglich perfekt aufbereite Infos über Müllentsorgung, Hausarztanmeldung und alles was man nicht in Büchern findet. Die Behördengänge waren auffallend angenehm - freundliche, umfangreiche Auskunft und Hilfe. Die Stadt schickte nach 3 Mon Angebote über Sprachkurse und ehrenamtliche Hilfsangebote.
Vom Arbeitgeber ganz zu schweigen.
Klare Zielsetzungen, klare Ansagen, freie Bahn für Eigeninitiative, Unterstützung in allen Bereichen.
Es gibt was zu klären? Offene Türen bei allen Chefs, die Dinge werden schnell und direkt geklärt.
Ob ich morgens eine halbe Stunde früher oder später komme, interessiert keine Sau. Hauptsache, der Laden läuft.
Man geht pünktlich nach Hause. Wenn nicht und man hat keinen guten Grund für Überstunden, wird man höflich rausgeschmissen.
Der Kicker steht nicht zur Show da, sondern zum Benutzen. Kollegen organisieren täglich einen Mittagstisch für alle.
Das alles untermauert mit vernünftigen Verträgen, zusätzlichen Leistungen, deren Namen man hierzulande schon gar nicht mehr kennt, Fortbildungsmassnahmen und und und.
Damit kein falscher Eindruck entsteht: Das ist nicht überall so und dass das alles so zusammen kam, war auch hier und da etwas Glück.
By the way - Elektriker/Elektrotechniker werden händeringend gesucht. Wen es gelüstet, kann hier derzeit Traumbedingungen vorfinden.