Jetzt denkt vielleicht jemand: "
Hä, wie meint der das genau?"
Zu Recht. Also, ich erklär's 'mal. Die Frage an mich selber war: "Wieso muss ich - statt sinnvollerweise einer Oma den Arsch abzuputzen, wie es bei uns damals immer hieß - diese blöde Scheisse hier mitmachen, schließlich bin ich doch ein Held (
die meisten meiner ehemaligen Mitschüler waren als Wehrdienstverweigerer Heimschläfer)
?-!!
Und der Grund für die Frage war eine typische Abiturjahrgangs-Situation: Entweder, Du verbrüderst Dich mit den vielen Anderen in der Stammeinheit, machst deren Saufgelage mit, lachst über deren Zoten und beteiligst Dich an deren Ritualhandlungen oder Du wirst Dich immer weiter von Ihnen entfernen (
und entfernen müssen, wie ich später feststellte) .
Ich habe mich für die zweite Variante entschieden.
Und war eigentlich selten abends in der Kaserne.
Es gab Museen, die bis 19 h auf hatten, es gab Musik-Clubs, Kleinkunst-Theater usw. An solchen Orten war ich oft zu finden.
Diese als angenehmen Ausgleich empfundene Zeit hatte zur Folge, dass die Abende auswärts nach einiger Zeit immer häufiger wurden.
UND aber auch immer länger !
Aber nicht etwa, weil die großstädtischen Angebote immer besser und hintereinander nutzbar geworden wären.
Sondern, weil sich inzwischen in der Kaserne etwas abgespielt hatte.
Von da an ging es sogar hauptsächlich darum, so lange wie möglich der Einheit fernzubleiben. Aber bis Mitternacht musste man ja zurück sein.
Ab dann konnte ich nur noch hoffen, dass die lieben netten Kameraden, die aus einem Ritual eine Unart gemacht hatten, schon so besoffen waren, dass sie in ihren Stockbetten schnarchten.
Beim Einzug in die Stammkompanie hatte ich ja alles mitgemacht. Es war zwar mehr für die Anderen lustig gewesen, aber, na ja, " Einmal ist keinmal ! ", wie mir einmal eine Ku'damm-Hooker-Lady "uff Berlinerisch" versucht hatte, verständlich zu machen (
ich hatte in "dem" anderen Fred vor kurzem davon berichtet).
Es ist ja auch wirklich nicht so schlimm, das Aufnahmeritual
- e i n m a l -
mitzumachen und, kurzerhand nachts aus dem Bett gezogen und zusätzlich mit Helm und Koppeltrage-Gestell (huch, da ist es schon wieder !) kostümiert, im Beisein der johlenden älteren "Stammkameraden", duschen zu gehen, auch, wenn man dann in der Folge den Bundeswehr-eigenen Schlafanzug den ganzen nächsten Tag über trocknen muss. Wer schlau war, hatte sich am Wochenende vor dem - fairerweise zumindest angekündigten - Termin ("Und nächste Woche wird geduscht !") einen Ersatz-Pyjama mitgebracht.
Aber irgend so ein Axschloch von den Stammsoldaten ist dann einmal nach Monaten auf die Idee gekommen, dass man das Ritual ja auch beliebig oft wiederholen könnte, allzumal, nachdem die letzten " Frischlinge " ja gerade erst frisch geduscht worden waren. Also z. B. mit denen, die an dem jeweiligen Abend, an dem wieder geduscht werden sollte, abends nicht vor Ort in der Einheit waren. Also nicht im Block. Das konnte man ja durch mehrere selbst durchgeführte Stubendurchgänge bis Mitternacht ermitteln. Und dann musste man nur noch warten, bis der Ausgeguckte in seinem wunderhübsch-wilhelminisch-hellblauen-Bundeswehr-eigenen Pyjama in sein Stockbett gestiegen war. Nun, und dann wurde eben wieder geduscht.................................................
Aaaarrgghhhh, wie ich das gehasst habe, diese ständige Duscherei....
So hyper-aquatisiert war ich in meinem ganzen Leben danach nicht mehr, noch nicht einmal im Strandurlaub !!!
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EDIT: Natürlich habe ich mir diese Form der "symphatiebekundenden" Kameradschaft nicht ewig gefallen lassen. Und zweien der Rädelsführer einen "
Caféeeee-Besuch" spendiert.
Der Eine der Beiden hat - wie schon berichtet - (nach drei von fünf Tagen) statt mit mir dann mit der Wand geredet.