Stichwort Menschlichkeit:
Was hätten wir - ein Jahr lang nach der Grundi - darum gegeben, wenn das dem unsrigen auch passiert wäre...
Ehrgeiziger Hauptmann, in der Sache immer korrekt, aber ansonsten unerträglich.
Aber die Majore, ja, diese Majore, die sind auch irgendwie eine Spezies für sich.
Mir sind die alle sehr suspekt. Hatte sogar mal einen in der erweiterten Familie, ich weiß nicht, vielleicht war er es ja sogar bis zum Schluss. Schlank und adrett, groß und ganz nett, aber irgendwie gekünstelt. So wie diese ganzen Majore, die mir immer nur auf den gleichen paar Metern entgegen kamen, nämlich zwischen Stabsgebäude und Kantine. Die bogen natürlich kurz vorher scharf ab, mussten ja auch woanders hin. Kann ich gut verstehen, die Stimmung ist natürlich viel entspannter im Kasino. Großer Raum, mindestens so hoch wie die Essen-Fassen-Räumlichkeit der Mannschaften, und, natürlich: Wenig Anwesende. War da mal als Ordonnanz eingeteilt. Hatte den Eindruck, die Offiziere können sich grundsätzlich aussuchen, wann ab Mittag sie speisen gehen. Und vor allem auch, wie lange sie bleiben. Waren fast immer dieselben da in meiner Schicht damals. Und das waren vielleicht 30 Offze, maximal, meistens weniger.
Wenn die mir dann draußen begegnet sind, haben sie mich natürlich nicht wiedererkannt, das hätte ich auch gar nicht erwartet, aber sie hatten auch schon früher nie gegrüßt. Nicht so jedenfalls, dass man es als Gruß hätte verstehen können. Eher beifällig, ja man könnte sagen, abfällig eigentlich sogar.
Ganz anders der Kasernenkommandant, ein Oberstleutnant. Bei dem merkte man, dass es ihm wichtig war, zu jedem einzelnen Kanonier eine persönliche Beziehung zu haben. Auch anonym und nur für einen kurzen Moment, eben genau während des Grüßens. Ein paar Sekunden nur, die des intensiven direkten Blickkontakts.
An die man sich Jahrzehnte später mühelos erinnern kann.