Kurz vor der Entlassung wurden wir alle noch zu einem 3-Tage-Marsch verdonnert.
War mehr so eine Pfadfinder-Spähtrupp-Sache. Wir bekamen einen Kartenausschnitt
von der Eifel, so ausgeschnitten, dass man keine Ortschaften drauf hatte.
Wir sollten den ersten Stützpunkt überfallen und den nächsten Kartenschnipsel
erbeuten.
Ich habe aber von der Sache Wind bekommen und vorgesorgt. Unter dem Unterhemd
eine komplette Karte, Geld unter der Schuheinlage und Esbit. Einer unserer unfähigen
Unteroffiziere sollte uns führen. Der direkte Weg ging die Böschung runter, andere Seite
rauf, nächstes Tal das gleiche Spiel. Aber der Kollege versuchte Ab- und Aufstieg zu
vermeiden (zu anstrengend), weshalb unser Trupp als letzter am Treffpunkt ankam.
Wir streikten deshalb und empfahlen dem Uffz, allein weiter zu gehen. Wir nehmen ab
sofort den direkten Weg. Er sagte: Dann macht doch was Ihr wollt! Ich holte die Karte
raus und stellte fest, dass ganz knapp neben unserem offiziellen Schnipsel die
Nebenbahnstrecke nach Kaisersesch verläuft. Also sind wir kurz abgebogen und
dann auf den Gleisen entlang. In Kaisersesch haben wir uns hinter einer Bushaltestelle
versteckt. Es war schon dunkel. Da kam ein Auto, Daumen raus und der hat gehalten.
Er war gerade vor kurzem mit dem Bund fertig und freute sich, uns zu helfen. Also
Gewehre in den Kofferraum und zu einer Wirtschaft gefahren. Im Gastraum saßen einige
Vorgesetzte beim Bier. Der junge Mann redete mit der Wirtin und man lotste uns über
den Hof in einen Nebenraum, der abgeschlossen wurde. Natürlich gab es ein Abendessen
und Bier. Durch den Trick mit der Bahnlinie hatten wir alle anderen Trupps locker überholt.
Der nächste Treffpunkt lag 1 km hinter dem Ort. Wir ließen uns ein Stück weiter fahren,
das Lagerfeuer konnte man von der Straße aus sehen. Dann sind wir von der
entgegengesetzten Seite gekommen und haben die Jungs am Feuer überrascht.
Inzwischen setzte leichter Regen ein. Wir bekamen jeder ein tiefgefrorenes Hähnchen
und sollten irgendwo das braten. Wir haben Holz gesammelt, das schön nass war.
Aber mit Esbit brachten wir es zum lodern. Das Hähnchen auf einen Pflock gesteckt
und ins Feuer gehalten, nach und nach abgenagt. Die nächste Etappe sollten wir
am Morgen beginnen. Aber wir sind mitten in der Nacht weiter gelaufen, wieder etwas
außerhalb des Schnipsels und haben eine Scheune gefunden. Dort konnte man es
aushalten.
Der letzte Stützpunkt war eigentlich unmöglich einzunehmen. Es führte ein schmaler
Weg hinauf, links ein Zaun und rechts ein Bach. Dank Karte konnte man aber sehen,
wie man von oben durch den Wald kommt. Eine Gruppe war schon da, die hatten wohl
keine Scheune gefunden. Als gerade von unten ein anderer Trupp einen Angriff startete,
haben wir uns blitzschnell zu den anderen gesetzt. Als die sog. Verteidiger mal wieder
in die Nähe kamen, sind wir aufgesprungen mit angelegtem Gewehr. Das war natürlich
alles nicht, wie die sich das vorgestellt hatten. Aber wir haben uns eine Gaudi gemacht
und unsere Vorgesetzten richtig verschaukelt. Wenn die gewusst hätten, dass wir im
Hinterzimmer saßen ...