Und dann sind entweder die Gesetzte falsch, oder die eigenen Handlungen. Der Nachweis an sich hat damit nix zu tun.
Das ist ja das Problem!! Die Gesetze SIND falsch, Deshalb ist man bei den "harmlosen, alltäglichen Handlungen" schon zu so mancher Übertretung gezwungen.
Bsp. die grassierende Schwarzarbeit, oder der Straßenverkehr: Wer hier mit strichgenau-50-abm-Schild-bis-zum-nächsten-Schild durch die Ortschaften tuckert ist schlicht und ergreifend ein Verkehrshindernis. Auf Wunsch kann ich mir noch mehr und bessere Beispiele aus dem Hirn quarzen, aber insg. laufen diese darauf hinaus, dass ein allzu wohlwollender (aber grottenschlecht verwalteter) Fürsorgestaat einfach an der Realität vorbei regelt. Oder dass Sachen geregelt werden müssen (das trifft größtenteils auf den Straßenverkehr zu), bei denen scheinbar hierzulande das natürliche Verständnis nicht sehr ausgeprägt ist. Kann es ja auch gar nicht sein, wenn Regeln seit jeher das Handeln übernehmen.
Davon ab. . .
Das gute alte "hab doch nix zu verheimlichen"-Totschlagargument (und mich wundert, dass es von dir kommt, René, aber egal) geht spätestens dann fehl, wenn man mitbekommt, wie wir schon überwacht w e r d e n . Ich kenn jemanden, der hatte mal jemanden zu Besuch, der später (das war dann ziemlich genau vor sechs Jahren) zumindest behauptet hat, ein Verwandter ersten Grades zu sein von Mohammed Atta (September 2001, na klingelt was?). Dazu kam, das sein Bruder sich mal der Wirtschaftsspionage verdächtig gemacht hat.
Der wurde daraufhin immer wieder von unauffällig gekleideten (naja, teilweise auch etwas Derrick-hafte Eminenzen im Wildledermantel) Herrschaften in Öffis angequasselt, und zwar dermaßen ungeschickt, dass er ihnen angemerkt hat, dass sie teilweise ihre Informationen aus seinem Mailverkehr beziehen mussten (er war in der Antifa organisiert, selber schuld mE aber doch eigentlich insofern eher ein Wohltäter deutscher Verfassungsmäßigkeit). Bei seinem Bruder ging die Sache noch etwas weiter. Da schwebte dann mal ein Hubi unterhalb der erlaubten Mindestflughöhe in besiedeltem Gelände (300 m) überm Wohnhaus, und zwar eher, als ob er im Vorgarten landen wollte. Unser Held kam gerade heim und rief seinem Bruder am Fenster zu, "was willn der Hubschrabschrab hier" - Reaktion: "Hä, was fürn Hubschrauber, ich seh nix!" Daraus entnahm er, dass sein Bruder wenn nicht seine Wahrnehmung, so doch zumindest sein Verhalten an die penetrante Überwachung angepasst hatte.
Der Arme neigt seitdem etwas zu Paranoia, überlegt bei jeder Türklinke, ob er sie nicht noch abwischen sollte (im Zuge einer Fahndung sind mal bei ihm Fingerabdrücke genommen worden, und zwar ganz gesetzmäßig, hängt mit der Antifa zusammen), fährt Umwege um nicht in Polizeikontrollen zu geraten und wittert prompt in allen herumlungernden und auf Blickkontakt schüchtern wegkuckenden Individuen BND-Spitzelchens.
Und er bildet sich nuja zumindest nicht a l l e s ein, auch wenn er zu Verschwörungstheorien neigt (warum nur?). . .
Ein anderer hat mal in bescheidenem Maße gekifft (ja, ich habe Freunde, die Drogen nehmen, HÄTT mans gedacht! ;) ich bin übrigens kein allzu großer Freund illegaler Drogen, unter anderem übrigens wegen der brutalen Industrie, die dahintersteckt. Trifft aber auch auf Medikamente zu. . . aber ich schweife ab) und sich das Material ungeschickterweise bei einem Kleinkriminellen beschafft, der kurz darauf hops genommen wurde (insofern war wohl seine Nummer noch im Handy des Verhafteten). Prompt wurde er bei der nächsten Polizeikontrolle (wohl dem, der nicht aufs Auto angewiesen ist im übrigen) äußerst penetrant verhört, ob er nicht Kontakt habe zu Personen, "die ev. mal mit Drogen zu tun gehabt" hätten usw.
Unter dieser Überwachung von allen auch nur halbwegs Verdächtigen leidet nicht nur die Lebensqualität, sondern vor allem das Vertrauen in staatliche Organe.
Gut, kann man nun sagen, die Leute haben sich auch unnötig verdächtig gemacht, außerdem: wenn sich die Organe dann dermaßen deppert verhalten, ist ja alles in Ordnung in Deutschland. . . Aber die Moral davon soll sein: Die Methoden s i n d da, und sie w e r d e n genutzt, wenn auch etwas dilettantisch. Wollen sie nur nicht mal bösartig (zB. zur sog. Terrorabwehr, wobei der Terrorismus international ein eher lachhaftes Problem darstellt) wenngleich auch dann vermutlich nicht weniger dilettantisch, was d a n n aber keinen großen Unterschied mehr macht, angewandt werden, Gott sei's gescheppert.
In anderen Ländern ist man uns ja schon weit vorraus. Engeland, Vorreiter auf dem Gebiet, hat zum Beispiel die Gesundheitsdaten aller Versicherten für jedermann nachzuprüfen auf der NHS-Homepage. D. h. Arbeitgeber können sich entsprechend über die gesundheitlichen Bedürfnisse potentieller Arbeitnehmer informieren (was stand nochmal auf dem Strumpfbandorden?).
Kranke werden auf dem Weg in die Illegalität getrieben und letztlich pauschal kriminalisiert.
Auch ist London (nicht umsonst Setting von Orwells beliebten "1984") die bestüberwachte Großstadt, überall mit Kameras gespickt. Wo man doch nachgewiesen hat, dass Straßenbeleuchtung viermal so wirksam in der Vermeidung von Kriminalität ist. Außerdem werden neuerdings sämtliche Autos, die in und aus der City fahren, elektronisch erfasst.
Gottlob entsteht dadurch ein solcher Datenwust, dass überhaupt nur auf Verdacht gezielt nachgeprüft werden kann.
Aber w e n n man sich mal verdächtig gemacht hat, und terrorverdächtig ist man schnell, wenn man unerwünscht Flüssigkeiten ins Flugzeug "schmuggeln" will usw., oder für den Verfassungsschutz (ganzganz wichtige Einrichtung, ohne die wäre D-Land längst am Ende) verdächtig ist man ratzfatz wenn man für linkslinke Kumpels ein paar Flyers verteilt, wo bei der nächsten Glatzen-"Demo" mal für fünf cent Civilcourage zu Marke getragen werden möge.
Um auf Renés Beispiel zurückzukommen:
"Wenn jetzt jemand käme, und mir glaubhaft versichern würde, er könnte mir nachweisen, wann und wo ich in den letzten 15 Jahren wo, was und wie viel gatankt habe - die Bedeutung dessen wäre für mich gleich NULL, da auch die praktische Auswirkung eben gleich NULL wäre."
Ja, was haben Sie denn da gemacht. . ? - Autoteile abgeholt. - Was für Autoteile? - Getriebe, Motorhaube, was sich schlecht schicken lässt eben. - Warum müssen Sie denn die Teile von soweit her holen? Haben sie keine SAAB-Vertretung in der Nähe? - Doch, aber die Teile für die alten Fzg. sind aus oder überteuert. - Aha, hm, 129 kw bei Bj. 88, da ist doch sicher was getunt? - Jau, alles eingetragen.
Merkt ihr was? Sobald man nur geringfügig von der Norm abweicht, sei es durch bizarre Hobbies, starkes Rauchen (selbst solange es noch legal ist), politische Umtriebe jenseits der Bundestagsparteien usw. fällt man auf und wird schon mal genauer angesehen. Und dabei wird man schnell verdächtig, weil man sich im überregulierten Deutschland eben schwerlich an a l l e Regularien halten kann. Oder es ist teuer (Einzeleintragungen für jedes Teilchen bspw.) oder umständlich (ichsachnur "Steuer"), also verbirgt man da der Einfachheit halber lieber einiges, obwohl davon ganz bestimmt keiner nennenswerten Geldschaden nimmt.
Und sobald man sich in gewissen Graubereichen aufhält und dabei mehrmals auffällt wird man wohl irgendwann paranoid, selbst solange sich das "Illegale" nicht über "legitime" Grenzen hinausbewegt.
Hugh, das ist mal wieder länger geworden als ursprünglich beabsichtigt. . .