Puh, seit meinem letzten Beitrag ist ja schon wieder eine ganze Menge Wasser den Rhein runter und eine ganze Menge Geld in meine Saabs geflossen.
Daher will ich mir mal besonders viel Mühe geben und versuche mich an einer Schilderung der Situation in Form einer zur Marke passenden Gedichtsform:
State of Saab
Der Fortschritt am Anni macht erst einmal baff:
Rostfrei der Rahmen, dazu neues Glas.
Unfallschäden - war da was?
Der Fahrersitz beheizt und straff.
Mit Schürze und Leisten dann wieder adrett,
sorgt die Mittelarmlehne für mehr Komfort,
und ein sauberer Sensor für Ruhe im Ohr.
Und dann neue Felgen, das wäre doch nett!
Treu springt der 900 ein, wenn er gebraucht
wird, erinnert an Schmidt: trinkt, raucht,
und kann ganz schön schlagfertig sein.
Jünger als Helmut ist er halbseitig stumm,
und leicht inkontinent. Ich nehm's ihm nicht krumm.
Er tut was er kann: Mehr Sein sein als Schein.
Ich könnte euch jetzt die Interpretation dieses Gedichts überlassen und riskieren, auf die obligatorische und sinnfreie letzte Prüfungsfrage "Was wollte der Dichter uns damit sagen?" die ebenfalls obligatorische und ebenso sinnfreie Antwort "Er wollte uns zum Nachdenken anregen" zu erhalten. Aber das erspare ich euch und mir. 12,5 Jahre Deutschunterricht reichen.
Daher noch mal in Prosa:
Nach dem - unverschuldeten - Unfallschaden an Kotflügel, Frontschürze, Radlaufleiste und Tür von Dezember 2015, hat sich die Reparatur immer wieder verschoben.
Erst war das Geld von der Versicherung noch nicht da und vorher wollte ich nichts unternehmen.
Dann mussten Teile aufgetrieben werden.
Dann war der 900 einige Wochen in Reparatur und ich hatte kein Ersatzfahrzeug (wie machen das Leute mit nur einem Auto bloß
).
Dann hatte der Lackierer keine Zeit.
Dann war ich in Urlaub.
Dann hatte der 9000 einen Riss in der Frontscheibe aufgrund von Rost am Rahmen - mit ungewisser Diagnose bezüglich der Überlebensfähigkeit.
Dann war das Auto zur Reparatur bei HFT.
Dann hatte der Lackierer keine Zeit, woraufhin ich mir einen neuen Lackierer suchte, dem ich das Auto nicht 3 Wochen lang auf den Hof stellen muss.
Jetzt fehlte nur noch etwas Vorarbeit von Klaus und mir, die einen leichten Farbunterschied des linken (silber) und rechten (rot) Kotflügels zur Folge hatte. Den konnte der Lackierer aber innerhalb einer Woche mitsamt Reparatur der gerissenen Aero-Schürze und der angedellten Tür beheben. Lackiert wurden Frontschürze, Beifahrertür, Kotflügel und Radlaufleiste. Jetzt muss nur noch alles wieder in umgekehrter Reihenfolge an das Auto ran, wie wir es abgenommen haben.
Ich erwähnte bereits den Riss in der Scheibe und den rostigen Rahmen: Eines nicht so schönen Morgens machte sich ein 40 cm langer Riss auf meiner Scheibe breit. Erst bei der Suche nach (nicht vorhandenen) Steinschlägen, die als Verursacher in Frage kämen, bemerkte ich den Rost auf der Beifahrerseite. HFTs Mannschaft konnte das aber wieder in Ordnung bringen. Bei der Gelegenheit wurde das löchrige Flexrohr gleich noch durch ein Edelstahlteil ersetzt und der Grund für den recht starken Ölverlust in einer Un-Dichtung gefunden. Hätte schlimmer sein können.
Die schlappen Motorhaubendämpfer sind mittlerweile durch gebrauchte ersetzt, die zwar auch nicht viel besser sind, mir zumindest aber nicht mehr im Winter die Haube auf den Kopf fallen lassen. Das war besonders lästig als ich vor einigen Wochen bei einem Besuch meiner Mutter das Auto abends nicht mehr starten konnte. Zündung funktionierte, aber Motor ging nicht an. Testroutine:
1. Zentralverriegelung an/aus --> nein
2. Benzinpumpe --> läuft
3. Zu wenig Sprit (Tank auf Reserve und ungünstiger Abstellwinkel nach vorne und rechts stark geneigt) --> nein
4. Zündbox --> nein
Am Ende meiner Weisheit rief ich am nächsten den ADAC, wartete zum ersten Mal gemütlich beim Frühstück sitzend auf dessen Ankunft und hatte ein geradezu unverschämtes Glück.
ADAC: Wo ist das Problem?
Ich: Springt nicht an. Zündung geht. Hab schon alles ausprobiert, sogar die Zündbox ausgetauscht. Wissen Sie vielleicht: Die Saabs haben da sowas...
ADAC: Ja, weiß ich. Hab als Meister bei Saab in Koblenz gearbeitet.
Die Diagnose stand nach Durchprobieren der von mir ausgeschlossenen Fehlerquellen dann auch fest: Kurbelwellensensor. Hätte schlimmer sein können. Kam es auch noch. Ich rückte am nächsten Wochenende mit einem neuen Sensor (natürlich Bosch Original) an und stellte schnell fest: total festgerostete Schraube, die innerhalb kürzester Zeit rundgedreht war.
Also durfte der ADAC noch mal anrücken und das Auto (immerhin kostenlos) zur Werkstatt meines Vertrauens bringen. Die bekamen das Teil dann auch sehr schnell verbaut, stellten aber fest, dass durch die vielen Startversuche und eine Woche in der Kälte die nur 8 Monate alte Batterie hinüber war. Auf die Schnelle hatten sie nur was Gutes und Teures da, was letztendlich doppelt so viel kostete wie die gesamte restliche Aktion zusammen. Aber immerhin war er wieder flott
Auch im Innenraum hat sich ein bisschen was getan. Ich habe den Fahrersitz vom Sattler neu und enger aufpolstern lassen. Bei der Gelegenheit hat er auch das Leder der Lehnenwangen durch einwandfrei passendes Leder und die Sitzheizung durch eine Carbon-Matte ersetzt. Ja, richtig gelesen. Ich habe jetzt zum ersten Mal seit 2009 - also seit immer - einen Saab mit funktioniender Sitzheizung auf dem Fahrersitz!
Sehr angenehme Sache, muss ich sagen.
Jetzt sind noch viele Kleinigkeiten zu machen: Die Mittelarmlehne will eingebaut werden, im Frühjahr ist ein neuer Klimakondensator fällig, der Warnblinkschalter ist mir bei einer Bastelaktion kaputtgegangen und muss ersetzt werden, bei derselben Aktion sind in bester Ikea-Tradition beim Zusammenbau zwei Schrauben übrig geblieben
, ein Frontlautsprecher hat eine gerissene Membran, der Tempomathebel ist defekt, der Innenraumtemperatursensor verstaubt. Die meisten Teile liegen aber bereit. Nerven tut mich jetzt allerdings der einmal um 180° verdrehte Sicherheitsgurt auf der Fahrerseite, bei dem ich nicht weiß, wie ich ihn drehen soll.
Nebenbei bin ich ständig auf der Suche nach einem erschwinglichen, optisch zum 9000 und zu den späten 90ern passenden Satz 17-Zöllern. Einen hübschen Satz tecnomagnesio Sport in Hirsch Performance Optik habe ich auftreiben können, allerdings lässt sich dafür kein einziges offizielles Dokument auftreiben und der (italienische) Hersteller antwortet nicht auf Mail-Anfragen (und hätte aufgrund einer zwischenzeitlichen Pleite wahrscheinlich ohnehin keine Dokumente mehr für eine Felge aus den frühen 2000ern). Aber ich suche weiter. Und eine Domstrebe wünsche ich mir noch. Und ein adäquates Auspuffrohr: mehr Aero, weniger 2.0i.
So viel zum 9000. Beim 900 fällt die Erzählung weniger lang aus. Er verhält sich vorbildlich. Wie gesagt: ab und zu raucht er (wenn man ihn mit nasser Haube bewegt), er trinkt (momentan bei leicht erhöhtem Leerlauf und ungewohnt schwacher Heizleistung auch ca. 1,5l mehr als normal...) und ist schlagkräftig. Dann nämlich, wenn man bei Kälte die Kofferraumklappe nicht fixiert.
Die Dämpfer haben ihre beste Zeit lange hinter sich, aber Ersatz liegt schon bereit.
Die fahrerseitig ausgefallenen Lautsprecher sind lästig, aber darum kümmere ich mich, wenn der 9000 wieder einsatzbereit ist. Außerdem muss ich das Schiebedach mal sauber einstellen.
Im Februar stehen außerdem HU und Ölwechsel an. Dabei soll der Servolenkung noch die Inkotinenz abtrainiert werden. Bei der Gelegenheit wird dann etwas behoben, woran ich mich - genauso wie an der funktionsuntüchtigen Sitzheizung - störe, seit ich das Auto habe: die gelängten vorderen Federn. Es wurde immer schlimmer und mittlerweile beeinträchtigt das die Optik doch erheblich. Daher wandert ein Satz von HFTs Sportfedern rein. Damit sollte an der Front dann Ruhe sein und der Sommer mit seinen Ausfahrten kann kommen!