"Fremdsichtungen" interessanter Fahrzeuge in freier Wildbahn innerhalb der letzten paar Tage, die...

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Dieser Thread ernährt zwangsläufig Ästheten und solche, die sich dafür halten. Ich erinnere mich an ein Saabtreffen hier im Süddeutschen, wo akkurat gekleidete Saabisti neben ihren geschleckten Autos standen und inbrünstig die klare, nordische Formensprache priesen. Anschließend waren wir dann noch zum Kuchen geladen - in einem neu erbauten Haus, welches insgesamt so überwältigend hässlich geplant und eingerichtet war, dass auch der hervorragende Kirschstreusel am frühen Wunsch nichts ändern konnte, den Ort des ästhetischen Grauens so schnell als möglich zu verlassen. Irgendwann hatten wir uns abgeseilt und stolperten durch die leichenhallenähnliche Garage (gefüllt mit den schönsten Saabs und Citroens, die ich je sah) nach draussen. In dem Moment fühlte ich mich an meine 15-jährige, überaus aktive Zeit in einem Rolls-Royce- und Bentley Club erinnert, in welcher mir mehrfach exakt das Gleiche passiert war. Meine Lehre schon damals: Marketing und Markenbildung können Produkte begehrenswert machen und sogar stilbildend wirken. Am Käufer vermögen sie hingegen nichts zu ändern. Der bleibt, wie er ist. Nur eben mit einem automobilen Accessoire, welchem ein Ruf anhaftet und - je nach Preisschild - auch gewissen Qualitäten, die völlig unterschiedlich bewertet werden können. Spätestens seit meiner Tätigkeit für einen Luxusautohändler weiß ich zudem, dass ich vom Auto nie auf den Menschen schließen kann. Und dass jene, die das tun, oder die sich gewisse Auto kaufen in der Hoffnung, damit die Wahrnehmung auszulösen, die sie selbst bei der Betrachtung von Menschen mit eindrucksschindenden oder vermeintlich subtilen Autos haben, oft auch ganz allgemein eher eindimensional gestrickt sind und mich menschlich wenig interessieren. Doch auf diese setzen die Hersteller. Auf das Vertrauen der Konsumenten darin, mit einem Produkt auch gleich eine Aussage zum eigenen Stil sowie zur sozialen Stellung erwerben zu können. Und ja, das können sie. Nur klappt diese einfach konstruierte Kommunikation eben nicht mit jenen, die (auch noch) auf andere Werte setzen.

so ist es zum großen Teil. Markentreue Fans neigen dazu, ihr Auto in den Himmel zu heben und quasi als das tollste aus der Autowelt zu vergöttern. Das ist Unsinn, ein Auto ist ein Auto und sonst nichts, also eine Sache die gebaut wurde, um damit Geld zu verdienen, nicht um die Menschheit zu verbessern, egal ob Dacia oder Rolls-Royce. Als nicht markentreuer Oldtimerfan ist mir die Marke selbst völlig wurscht, ich kaufe, was mir gefällt und bin froh damit. Brot und Butterautos, egal ob alt oder neu, sind da, um jemanden von A nach B zu bringen, deshalb sprechen mich da nur ganz wenige an. Mir kann ein Auto gar nicht luxuriös und handwerklich perfekt genug sein. Und das ohne Bling Bling und verschwurbelte Juke Box Formen, das ist der Grund, warum ich keine US Cars (bis auf wenige Ausnahme wie die 67er Corvette und den klar gezeichneten Mustang der ersten Serie) Autos sind nur ein Teil meines Lebensstils.
Unser Saab ist ein nettes Alltagscabriolet das nicht an jeder Ecke steht, recht skuril und zuverlässig ist, das war es aber auch schon. An technischen Meisterleistungen kann ich da wenig erkennen, state of the art auf hohem Niveau. Meine Frau fährt ihn hauptsächlich, den SL findet sie zwar viel komfortabler und viel leiser, aber der hat kein elektrisches Verdeck, der einzige von den vier Cabriolets die wir haben, der keins hat. Das der Aston und der RR bei manchen zu Schnappatmung führt, ist ein amüsantes Detail.
 
so ist es zum großen Teil. Markentreue Fans neigen dazu, ihr Auto in den Himmel zu heben und quasi als das tollste aus der Autowelt zu vergöttern. Das ist Unsinn, ein Auto ist ein Auto und sonst nichts, also eine Sache die gebaut wurde, um damit Geld zu verdienen, nicht um die Menschheit zu verbessern, egal ob Dacia oder Rolls-Royce. Als nicht markentreuer Oldtimerfan ist mir die Marke selbst völlig wurscht, ich kaufe, was mir gefällt und bin froh damit. Brot und Butterautos, egal ob alt oder neu, sind da, um jemanden von A nach B zu bringen, deshalb sprechen mich da nur ganz wenige an. Mir kann ein Auto gar nicht luxuriös und handwerklich perfekt genug sein. Und das ohne Bling Bling und verschwurbelte Juke Box Formen, das ist der Grund, warum ich keine US Cars (bis auf wenige Ausnahme wie die 67er Corvette und den klar gezeichneten Mustang der ersten Serie) Autos sind nur ein Teil meines Lebensstils.
Unser Saab ist ein nettes Alltagscabriolet das nicht an jeder Ecke steht, recht skuril und zuverlässig ist, das war es aber auch schon. An technischen Meisterleistungen kann ich da wenig erkennen, state of the art auf hohem Niveau. Meine Frau fährt ihn hauptsächlich, den SL findet sie zwar viel komfortabler und viel leiser, aber der hat kein elektrisches Verdeck, der einzige von den vier Cabriolets die wir haben, der keins hat. Das der Aston und der RR bei manchen zu Schnappatmung führt, ist ein amüsantes Detail.

Deckungsgleiche Ansicht.
 
Es ist wichtig, dass man etwas zu meckern hat, sonst ist das Lob nicht so glaubwürdig. Außerdem ist es doof, wenn ein Auto oder eine Frau oder sonstwas einfach perfekt und nicht das eigene Auto oder Frau oder sonstwas ist... Das Meckern reduziert den Frust, dass es das Auto oder die Frau oder sonstwas des anderen Typen ist...

:biggrin:

:top:
 
Das der Aston und der RR bei manchen zu Schnappatmung führt, ist ein amüsantes Detail.
Es sind/waren nicht die Autos die zu Schnappatmung führten...

In dem Film "catch me if you can" gibt es die Szene als eine junge Dame den Protagonisten (Leonardo di Caprio) fragt, ob der Wagen vor dem Hotel (ein DB5) ihm gehöre.
Er antwortet darauf: "Ja, unter anderem"
ICH hätte mit einem einfachen "Ja" geantwortet.
Beide Antworten beantworten zwar primär die Frage, beide transportieren jedoch im Subtext eine völlig unterschiedliche Message....

Letztere finde wohl nicht nur ich als, sagen wir, etwas selbstdarstellerich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es sind/waren nicht die Autos die zu Schnappatmung führten...

Ich hätte es fast auch geschrieben!

Das Kuhno das ohne irgendwelchen Zusammenhang wieder zu seinem Ergötzen hervorbringt, ist unterste Schublade.
Seltsame Fantasie, das mit der Schnappatmung. Muss es ihm angetan haben.
Steht er drauf.

Naja.
Hat eben jeder so seins.
 

.... oder das Leben ist ein Zoo,
und immer die gleiche Frage:

wer steht auf welcher Seite des Zauns..:cool:
 
:biggrin::biggrin::biggrin:
Würde ich schreiben, ich hätte drei Saab und einen BMW, wäre das ok und fände Beifall.

Mist! :frown: hab ich leider nicht.

Schreibe ich, ich habe einen Rolls, einen Aston, einen Range Rover (unter anderem :rolleyes: ) - entspricht das zwar der nackten Wahrheit (ich schäm mich ja so :rolleyes: ), führt aber bei den üblichen Verdächtigen zur Schnappatmung, wie schon x-fach zusammen mit küchenpsychologischen zusammen gegoogelten Schlausprüchen über meine -ach so verkorkste- Person.

Redet euch nicht raus! :ciao:

Nein, kein Zoo, hier eher ein Kleingarten mit über die jeweiligen Jägerzäune blickenden Kleingärtnern...............
 
In dem Film "catch me if you can" gibt es die Szene als eine junge Dame den Protagonisten (Leonardo di Caprio) fragt, ob der Wagen vor dem Hotel (ein DB5) ihm gehöre.
Er antwortet darauf: "Ja, unter anderem"

Genau dieses Detail ist mir in diesem (sehr guten, wie ich meine) Film auch aufgefallen!
Witzig war allerdings in weiterer Folge, dass die "Dame" die Nacht mit ihm verbrachte und ihm als Wechselgeld für seinen gefälschten Scheck auch noch 400 Dollar in bar gab. Herrliche Szene!
 
:biggrin::biggrin::biggrin:
Würde ich schreiben, ich hätte drei Saab und einen BMW, wäre das ok und fände Beifall.

Mist! :frown: hab ich leider nicht.

Schreibe ich, ich habe einen Rolls, einen Aston, einen Range Rover (unter anderem :rolleyes: ) - entspricht das zwar der nackten Wahrheit (ich schäm mich ja so :rolleyes: ), führt aber bei den üblichen Verdächtigen zur Schnappatmung, wie schon x-fach zusammen mit küchenpsychologischen zusammen gegoogelten Schlausprüchen über meine -ach so verkorkste- Person.

Redet euch nicht raus! :ciao:

Nein, kein Zoo, hier eher ein Kleingarten mit über die jeweiligen Jägerzäune blickenden Kleingärtnern...............

Vielleicht sollte man einen Thread eröffnen, wer was für Fahrzeuge aktuell in Besitz hat :biggrin:
 
oh je - dann fangt ihr mal an, ich mache dann furchtlos mit! :biggrin:
 
Es sind/waren nicht die Autos die zu Schnappatmung führten...

In dem Film "catch me if you can" gibt es die Szene als eine junge Dame den Protagonisten (Leonardo di Caprio) fragt, ob der Wagen vor dem Hotel (ein DB5) ihm gehöre.
Er antwortet darauf: "Ja, unter anderem"
ICH hätte mit einem einfachen "Ja" geantwortet.
Beide Antworten beantworten zwar primär die Frage, beide transportieren jedoch im Subtext eine völlig unterschiedliche Message....

Letztere finde wohl nicht nur ich als, sagen wir, etwas selbstdarstellerich.

:rolleyes: lass doch die Menschen mit Subtexten transportieren, worauf sie lustig sind. Du kannst ja Deine Wahrnehmung haben, wäre ja noch schöner. Das öffentliche Bewerten von Verhalten und Semantik wird jedoch immer Diskussion erzeugen und ist aus meiner Sicht einfach ein NoGo. Bitte lass doch jetzt die Wunde verheilen, statt wieder zu reiben. Nichts von Kuhnos Äußerungen rechtfertigt aktuell ein erneutes Aufflammen. Außerdem steht ein sonniges Wochenende bevor. Dem könnten wir doch mal streitfrei entgegensehen.
 
:rolleyes: lass doch die Menschen mit Subtexten transportieren, worauf sie lustig sind. Du kannst ja Deine Wahrnehmung haben, wäre ja noch schöner. Das öffentliche Bewerten von Verhalten und Semantik wird jedoch immer Diskussion erzeugen und ist aus meiner Sicht einfach ein NoGo. Bitte lass doch jetzt die Wunde verheilen, statt wieder zu reiben. Nichts von Kuhnos Äußerungen rechtfertigt aktuell ein erneutes Aufflammen. Außerdem steht ein sonniges Wochenende bevor. Dem könnten wir doch mal streitfrei entgegensehen.

:top::top::top:
 
Während Geschmäcker ja völlig unterschiedlich sein können und dürfen, Geld dabei eine völlig nachrangige aber häufig überschätzte Rolle spielt, es tatsächlich erkennbar gutes und schlechtes Design gibt und das wiederum etwas ganz anderes als Geschmack ist...
... hilft es vlt. ein wenig, das mal auseinander zu klamüsern.

Der persönliche Geschmack ist geprägt durch Sozialisation, eigene Träume oder Wünsche und der absolut legitimen Suche nach dem eigenen Glück. Dabei stehen rustikale Vorliebe, luxuriöse Schwelgerei oder sachliche Zurückhaltung erst mal völlig gleichberechtigt nebeneinander.

Es gibt aber bestimmte Prinzipien und Mechanismen, nach denen das ganze funktioniert. Das ist vor allem nonverbale Kommunikation. Diese Kommunikation findet zwingend statt, ob man will oder nicht, sobald sich zwei halbwegs wahrnehmungsfähige Wesen begegnen. Hund und Katze können das z.B. eindrucksvoll.
Um beim Auto als Kern der Sache zu bleiben: Jedes Detail an einem Auto transportiert nonverbal einen Inhalt, der auch auf den Fahrer oder Eigner projiziert wird. Diese 'Inhalte' sind tradierte Formen, durch Werbung etc. beeinflusste Wahrnehmungsmuster und eben auch durch die eigenen Sozialisation geprägte Bilder. Bevor jemand gleich an eine soziale Komponente denkt: nein, darum geht es (hier ) nicht.

Sozialisation:
Beispiel Auspuffendrohr
Die Herren überwiegend gepflegten Alters hier sind so aufgewachsen: Dünnes Röhrchen an der Seite: Popelkram. Doppelendrohr: Sechszylinder, gediegen, schnell. Zwei Endrohre, je eins links und rechts: V8 oder gar V12! Boah! Endrohr in der Mitte: Sportwagen, egal ob Mini Cooper oder E-Type. Die Gesamtzahl der Endrohre war immer auch eine (vermeintliche) Aussage über Leistung.
In den späten 80ern (nachdem plötzlich lauter doofe V6 die Endrohr-Nomenklatur verwässert hatten) kommt BMW auf die Idee, dieses Thema aufzugreifen und eins oben drauf zu setzen: Eckige Endrohre: V12 / Topendmodell. Damit hat BMW nichts anderes gemacht, als diesen bestehenden Konsens nonverbaler Kommunikation für eine konkrete Aussage zu nutzen.
Heute finden sich an jedem 2ten Auto mords aufgebrezelte Auslässe, hinter denen sich oft genug in der Tiefe nur ein schmales rostiges Endrohr befindet. Hier haben sich Inhalt und Gegenstand der Information völlig voneinander getrennt. Für die meisten Menschen dürfte das einfach völlig normal oder egal sein, mancher lässt sich davon vlt. tatsächlich blenden. Hinterfragt man es, muss man aber zu dem Ergebnis kommen, dass das Kulissenbau ist - irgendwie peinlich an einen Auto, oder?

Design:
Gutes Design ist nicht mit sachlich oder verspielt markiert. Gutes Design ist vor allem erst mal konsequent. Man kann Design hervorragend mit Sprache vergleichen. Folgt das Wort einem selbstständigen roten Faden? Gibt es Widersprüche oder nicht? Ist es verständlich oder unnötig kompliziert? Werden hohle Phrasen genutzt oder klare Aussagen gemacht? Welche Allgemeinplätze oder Versatzstücke werden zu Stützung der Argumentation genutzt? Welchen Hintergrund haben diese? Oder hat der Text eine besondere Sprachmelodie?

Betrachtet man die Sportcoupes der 30er Jahre, die mit langen, geschwungenen, dynamischen Formen und Proportionen die bisherige immer noch aus dem Kutschbau stammende Formensprache ablösten (und dazu mussten sie in die Länge gehen, denn konstruktiv waren sie noch nicht so viel weiter), transportierten sie einen begeisterten Maschinen- und Fortschrittsglauben, als wäre Geschwindigkeit und Kraft in eine Form gegossen worden. Das Design dieser Autos hatte sich tatsächlich emanzipiert und war zu einem eigenen Ausdruck gekommen. Das war gutes Design. Völlig egal dabei, dass es weder rechtwinklig noch sachlich oder bescheiden war.

In den 50er Jahren veränderte sich das Design in den USA und in Europa auf unterschiedliche Weise: Gemein waren Zitate aus der Luft- und Raumfahrt, in Europa war das Design jedoch eher durch Zweck und begrenzte Ressourcen geprägt. In den USA baute man die Autos noch wie vor dem Krieg, stülpte ihnen aber ohne Ende Bilder und Zitate von Raumgleitern über. Die Zweckmässigkeit einer Raumkapsel wurde mit Chrom-Unrat und dergleichen kaschiert, der reine, glänzende und blinkende Fortschritt sollte demonstriert werden. Beide Designs, das Amerikanische mehr als das Europäische, hatten recht wenig technischen Hintergrund. Es ging um die Wiederauferstehung, neue Zuversicht. Dessen Prototyp ist der Barock. Kein Wunder also, dass die 50er so barock daher kamen. Wo nichts da war (Europa: Ressourcen, USA: Technischer Fortschritt im Automobilbau), braucht es eben die Kulisse, um den intitialen Glauben an eine neue Zukunft befördern zu können. Solche Designs waren genaugenommen schlecht, weil ohne technischen Inhaltsbezug, mit Unmengen überflüssigem Lametta - aber zu ihrer Zeit gerechtfertigt und nachvollziehbar.

In den 60er und 70er Jahren veränderte sich das Design wieder grundlegend. In den USA baut man die Autos immer noch wie vor dem Krieg. Die Symbolik wurde jedoch fragwürdiger. Kühlergrills und Fronten wurden aus Versatzstücken der Antebellum-Architektur zusammengesetzt. Jener Architektur, die über viktorianische bis klassisch-griechische Vorbilder Ausdruck und Statement der Vor-Bürgerkriegs-Südstaatler war - und zwar der Plantagenbesitzer und Sklavenhalter. Diese Designs waren nie durchdacht, sie waren schwach und blendeten mit einem fragwürdigen american spirit über den immer noch ausbleibenden Fortschritt im Automobilbau hinweg.

Ganz anders in Europa. In England, Frankreich, Italien und auch in Deutschland entstanden die mit bezauberndsten Karossen des letzten Jahrhunderts. Und zwar von der Kleinserie bis zum Massenprodukt. Maßstäbe setzen Merzedes mit der formalen Umsetzung der selbsttragenden Krosserie, Chrashtest, Sicherheit, BMW schuf die 'neue Klasse', Citroen goss Gott in Frankreich in Form und Italien perfektionierte die Verschmelzung von Gestalt und Pragmatismus. Der Mini in England war ein ingenieuser Geniestreich, der 911 wurde zur ikonischen Form des Sportwagens. Hinter all diesen Designs standen handfeste technische Fortschritte, die direkt und erkennbar in der Formgebung transportiert wurden. Das war vom Mini bis zu den großen Limousinen nahezu durch die Bank hervorragendes Design.

In den ausgehenden 70ern, in den 80ern und mit voller Wucht in den 90ern gingen die visuell vermittelbaren Fortschritte aus. ABS, Airbag, Kat... Gleichzeitig fanden sich kaum noch übergeordnete Gestaltungsthemen wie noch in den 60ern die Raumfahrt.
In klaren, konsequenten Schritten verlor das Design die Spur. Merzedes verirrte sich mit der S-Klasse in bräsig-kantigem Größenwahn, Ford und Opel entfernten scheinbar jeden Gestaltungswillen von ihren Produkten, genauso Renault, Citroen, Peugeot, Fiat. Jaguar hielt mit dem XJ noch lange dagegen, Audi besann sich auf den technischen Ursprung und Alfa feierte ein Comeback des dynamischen Schwungs. Ansonsten? Fürchterliches rundgelutschtes Einerlei. Schlechtes Design. Ganz schlechtes.

Mit den 2000ern wurde es erst mal nicht viel besser. Lancia dengelte sich zielorientiert seine Sargnägel zurecht, Citroen wurde noch belangloser, BMW begann sich in unsinnigen Linienführungen und Falzen zu verlaufen. Wer noch ein Signal setzen wollte ging in Richtung Arschlochdesign (BMW X6 udgl.) und schiere Größe und Wucht. Erst mit den letzten Jahren kehrte so etwas wie Besinnung wieder ein. Die neue Designlinie von Merzedes ist kleinteiliger, zurückhaltender, Citroen fand wieder Mut zur Fantasie (DS), Jaguar schuf nach zwei Scheusslichkeiten ein perfekt proportioniertes Sportcoupe etc.

Geschmack (-ssicherheit):

Wähle ich ein Auto jenseits der Funktionalität eines Fiat Panda, ist es wie ein Stück Kleidung. Ob ich es will, beabsichtige oder auch nicht. Wähle ich ein Auto unsinniger Größe und Gewicht, kommuniziere ich damit Überlegenheitsanspruch. Das bezieht sich nicht auf die reine Größe, man vergleiche einfach einen Defender mit einem X6.
Wähle ich ein (heutiges) Auto, das barocken Zitaten huldigt (damit sind nicht geschwungene, üppige Linien gemeint!), tue ich das ohne die dem Barock (nach dem 30 jährigen Krieg wie in den 50er Jahren) zugrundeliegende Verlusterfahrung und -Angst. Ich lege mir einfach ohne Sinn und Verstand für das, was da vor mir steht, einen mit Symbolen von Not und Überleben beladenen Gegenstand zu. Zudem mit den Symbolen und Kulissen derer, die im Hochbarock mit vergoldeten Gipsputten nur so um sich schmissen: Absolutisten und Klerus. Ich hab keine Ahnung dass das der Aufzug von Allmachtsansprüchen und Unterdrückung ist: Geschmacksverirrung - die (in dieser Form) erstaunlicherweise im Höchstpreissegment am ehesten Anklang findet.

Wähle ich ein Auto wie einen Citroen Pluriel, trage gelbe Hosen und einen roten Hut, dann bin ich auf der sicheren Seite. Muss keineswegs jedem gefallen, aber ich bleibe mir treu, kommuniziere fröhlich 'interessiert mich nicht'. Schräg, aber orientierungslos geschmackssicher.

Mit Geld hat das alles also sehr wenig zu tun. Eher damit, ob man sich von Barockkulissen, martialischen Dominazbotschaften, zurückhaltender Unscheinbarkeit, dem eigenen Interesse an bestimmter Technik, einer hohen Zweckmässigkeit im Allgemeinen oder Besonderen, ehrlichem, nicht blendenden Design oder auch von gar nichts dergleichen angesprochen fühlt.

Wenn man sich ein Fahrzeug zulegt, das nonverbal beredt ist, sollte man sich imho im klaren darüber sein, was die Aussagen sind. Frei entscheiden kann man ja trotzdem. Nur sollte man sich darüber im klaren sein, dass es nicht ein einziges von Intelligenz geprägtes Argument für einen H4 gibt. Das erträgt man dann halt (am besten gelassen) oder kauft sich einfach einen Unimog :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Himmel . . . . warum erinnert mich das alles an ein Lied des unvergessenen Ingo Insterburg:

Morgen geh ich ins Kaufhaus



Morgen geh ich ins Kaufhaus,
und kaufe mir einen Kamm.
Einen schönen großen
so etwa 100 Gramm.

Und dann schere ich alles,
über einen Kamm.

Alle Schweine sind dreckig
und fromm ist nur das Lamm.
Alle Mönche sind gut
alle Männer haben Mut.

Alle Polizisten sind schlecht,
alle Richter haben recht.
Alle Klempner löten,
alle Soldaten töten.

Alle Wolken sind grau,
alle Säufer sind blau.
Alle Füchse sind schlau,
alle Kornblumen blau,

alle Schiffe brauchen ein Tau,
alle Männer ne Frau,
alle Bauern ne Sau,
alle Pfaueninsel nen Pfau,


Alle meine Lieder,
die reimen sich, reimen sich, reimen sich,

ja alle meine Lieder
die reimen sich, da die ta ta ta ta, reimen sich.

Ein Mädchen, das ins Wasser plumpst
ist sauber wenn man sie dann rauszieht.

Ja alle meine Lieder die reimen sich, .........
 
:biggrin::biggrin::biggrin:
Würde ich schreiben, ich hätte drei Saab und einen BMW, wäre das ok und fände Beifall.
Nicht zwangsläufig. Selbst wenn es 15 2CVs wären

Schreibe ich, ich habe einen Rolls, einen Aston, einen Range Rover (unter anderem :rolleyes: ) - entspricht das zwar der nackten Wahrheit (ich schäm mich ja so :rolleyes: ), führt aber bei den üblichen Verdächtigen zur Schnappatmung, wie schon x-fach zusammen mit küchenpsychologischen zusammen gegoogelten Schlausprüchen über meine -ach so verkorkste- Person.
Wie gesagt, die Autos waren und sind nie das Problem. Allerdings wird mir das auf Dauer auch irgendwie langweilig das alles wieder wie für ein Kleinkind erklären zu müssen...
Aber es ist auch immer wieder interessant wie du krampfhaft versuchst das ganze Thema auf die, deine speziellen Autos herunterzubrechen. Aber ich verstehe das schon, nur so kann man sich der Illusion hingeben es ginge hier irgend wie um Neid.

Wir tauschen uns hier gerne über Autos aus, ein Rolls wäre da auch überhaupt kein Problem. Nur: in dem Zusammenhang interessiert es dann herzlich wenig ob du dem Boss von Villeroy&Boch schon die Fußnägel lackiert hast oder Günther Jauch einen Mamorfußboden in der Gästetoilette hat.
 
Und ihr seid euch alle sicher, dass da keine Off-Topic-Beiträge diesen wertvollen Fred verwässern? Zur Erinnerung: es ging um das (möglichst bildbelegte) Vermelden von (mehr oder weniger) interessanten (oftmals älteren) Fremdfabrikaten in freier Wildbahn, die von 'normalen' Menschen mit einem 'normalen' Jahreseinkommen (das ist ein weites Feld, dass so gut wie alles ausser den 10% Topverdienern beinhaltet) zu irgendeinem Zeitpunkt in ihrem Autoleben besessen oder erworben worden sein könnten. Bei besonders interessanten Exemplaren wären natürlich auch Ausnahmen denkbar. Wenn jemand z.B. einen Bugatti Atalante mit einer Reifenpanne auf dem Rasthof Gütersloh Süd sichtet, wäre es schade, das hier nicht zu vermelden.

Anschliessende Bemerkungen zur Qualität der Aufnahme, zur Frisur der Fahrerin oder der Qualität der offensichtlich erfolgten Beilackierung finde ich durchaus vertretbar.

Wenn es aber um die grundsätzlichen Zusammenhänge z.B. zwischen der Länge der Fortpflanzungsorgane von Fahrzeuglenkern bezogen auf den Felgendurchmesser oder die Verwendung von Flip-Flop-Lack im Allgemeinen geht, ohne dass ein direkter Bezug zu einem zuvor gesichteten Fahrzeug besteht, so würde ich das für unangebracht halten.
 
Nicht zwangsläufig. Selbst wenn es 15 2CVs wären


Wie gesagt, die Autos waren und sind nie das Problem. Allerdings wird mir das auf Dauer auch irgendwie langweilig das alles wieder wie für ein Kleinkind erklären zu müssen...
Aber es ist auch immer wieder interessant wie du krampfhaft versuchst das ganze Thema auf die, deine speziellen Autos herunterzubrechen. Aber ich verstehe das schon, nur so kann man sich der Illusion hingeben es ginge hier irgend wie um Neid.

Wir tauschen uns hier gerne über Autos aus, ein Rolls wäre da auch überhaupt kein Problem. Nur: in dem Zusammenhang interessiert es dann herzlich wenig ob du dem Boss von Villeroy&Boch schon die Fußnägel lackiert hast oder Günther Jauch einen Mamorfußboden in der Gästetoilette hat.

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