...an dieser Stelle krame ich mal das "menschenverachtende" rote deutsche System aus...jedenfalls wurde es in der DDR so gesesehen, dass jeder der nicht der Organentnahme für den Fall der Fälle wiedersprochen hat (das stand dann im sog. Nothilfepass), sozusagen "defaultmäßig" als Organspender gesehen wurde...
Es gibt kein "Deutsches System". D-land ist im EUROTRANSPLANT Netzwerk angegliedert. Zu diesem gehören weiterhin BeNeLux und Österreich. Das Koordiantationszentrum liegt in Leiden. Neben Kriterien der passenden Organe zwischen Spender und Empfänger spielt noch Wartezeit und Entfernung des Organs vom Empfänger eine Rolle.
Die Erstellung und Koordination der Transplantationslisten werden von der DSO (Deutsche Stiftung Organspende) verwaltet. Ihre Aufgabe ist neben der bürokratischen Organisation, die Organentnahme bzw. die ensprechenden Explantationsteams vor Ort zu koordinieren sowie die Beurteilung und Typisierung zu überwachen mit der anschließenden Meldung an Eurotransplant. Weiterhin wird von der DSO auch die Öffentlichkeitsarbeit gestaltet.
Zu der Show in Holland: sie wird sehr reißerisch und provokant dargestellt, natürlich auch zu einem Teil von Endemol gesteuert.
NUR: Das ist ein nicht ganz unüblicher Vorgang. Es stimmt zwar, dass der Empfänger den Spender und seine Geschichte nicht kennen darf,
allerdings gilt das nur für die Leichenspende.
Die zweite Möglichkeit der Organtransplantation ist die
LEBENDSPENDE. Und genau darum geht es in dieser Show. Die Frau wird schließlich nicht versterben, weil sie eine Niere abgibt. Ganz davon abgesehen, dass ich es komisch finde, die Niere eines Krebspatienten zu transplantieren... Aber da kommt es natürlich auf die Art der Erkrankung und die vorausgegangene Therapie an.
Im Rahmen einer Lebendspende können beispielsweise die Eltern ihren Kindern oder umgekehrt, wahlweise Ehepartner oder auch nahe stehende Personen bei passenden Kriterien ihre Organe spenden. Damit soll der Organhandel eingedämmt werden.
Und genau
hier liegt in meinen Augen die Problematik dieser Show: wenn die Spenderin die Empfänger nicht näher kennt oder bestenfalls eine Verwandtschaft vorweisen kann müsste sie anonym über Eurotransplant spenden. Weiterhin darf sie kein Geld dafür bekommen, noch dürfen die Empfänger Geld bezahlen. Es würde sich sonst um Organhandel handeln. Denke aber, dass die Organspenderin in diesem Fall ein "Honorar" für den Auftritt erhalten wird, der natürlich nichts mit der Organspende zu tun haben wird, nein nein. Wers glaubt...
Allerdings kann sich auch das Fernsehen den Transplantationsgesetzen nicht entziehen. Und diese sind zumindest in den Eurotransplant angegliederten Ländern sehr ähnlich verfasst.
Zu der Regelung, dass jeder bis auf Widerruf Organspender sein sollte: diese wurde diskutiert und auf dem aktuellen Ärztetag mit großer Mehrheit abgelehnt. Es ist auch heikel. Was passiert mit dem 5jährigen Mädchen, das im Rahmen eines Unfalls verstorben ist? Ist sie automatisch Organspenderin nur weil sie sich nicht äußern konnte? Das ist nur
ein Beispiel von vielen Möglichen, die diese Regelung für wenig sinnvoll erscheinen lassen.
Im übrigen gab es das in der DDR meines wissens auch nicht. Zum einen war die TP-Medizin in den 80ern noch in den Kinderschuhen, zum anderen waren die technischen Voraussetzungen und Qualifikation der entsprechenden Akteure nicht ausreichend. Man hatte schon große Probleme, eine regelmäßige Nierenwäsche auf die Beine zu stellen.
In der DDR wurden allerdings fast alle Verstorbenen obduziert. Hier passiert dies nur unter Zwang, wenn es die Staatsanwalschaft fordert. Und diese wird nur eingeschaltet, wenn auf dem Totenschein: "Todesart nicht natülich" oder "unbekannt" angekreuzt wird. Alles andere ist Sache der Angehörigen oder gemäß dem Willen des Verstorbenen. Vielleicht wurde diese Regeleung mit der Regelung der Organspende vertauscht.
Hoffe mit meinem etwas lang geratenen Beitrag etwas Aufklärung geleistet zu haben. Weitere Informationen sind natürlich auch unter der DSO homepage zu erlesen. Vielleicht gibt es auch ein Kommentar zu der Show.