Das Handelsblatt zu GM: Wenn man noch einmal ganz von vorne anfangen könnte!
Gerade betankt der frustrierte Top-Mann von General Motors (GM) seine Limousine, als er sich plötzlich einer Erscheinung gegenüber sieht: Aus dem Benzindampf manifestiert sich ein dienstbarer Geist vor seinen ungläubigen Augen und stellt sich als Flaschengeist des Tanks vor.
Er gewährt dem Manager seinen einzigen Wunsch, nämlich einen rentablen Autohersteller zu leiten, und verspricht, ihn Wirklichkeit werden zu lassen.
Um die Sache einfach zu halten, tauft der Manager seine neue Gesellschaft Fokus Motorenwerke, um schon im Namen mit dem zerfaserten Ansatz zu brechen, durch den GM in seinem gegenwärtigen Schlagloch gelandet ist.
Dann wählt er die Fahrzeuge aus.
Er weiß, er muss die Abhängigkeit des Autobauers von Benzinfressern umkehren und er muss weniger Modelle produzieren. Er erinnert sich, dass Toyota in den USA gerade einmal acht Modelle herstellt. Bei GM sind es 70.
Er rechnet sich aus, dass ein guter Ausgangspunkt bei 20 Modellen liegen könnte.
Jetzt wendet er sich der Belegschaft zu. Er schätzt, dass er insgesamt 36 000 Mitarbeiter braucht. So viele Menschen beschäftigt Toyota in den USA. Das wären schon weniger als allein die etwa 54 000 gewerkschaftlich organisierten Arbeiter bei GM.
Zudem wird er nur einen Bruchteil der 7 000 GM-Händler brauchen. Wenn er Toyota als Maßstab nimmt, dann kommt er auf etwa 1 500.
Und schließlich fügt er seiner Wunschliste noch eine kleine Bitte über 12 Milliarden Dollar an zusätzlichen liquiden Mitteln hinzu.
Wenn es doch so einfach wäre für GM-Boss Rick Wagoner. GM braucht vielleicht frische liquide Mittel über 15 Milliarden Dollar, um bis 2010 durchzuhalten. Aber um rentabel arbeiten zu können, muss GM mit Sicherheit schrumpfen.
Wenn der Zauber des dienstbaren Geistes ausbleibt, könnte der Insolvenz-Antrag der einzige Weg sein, auf dem GM dieses Ziel erreicht.
Antony Currie