Entwickelt sich ja ganz gut das Thema
So erstmal muss ich mich als Staatsdiener outen (Rentenversicherung). Ich bin auch in der Jugend der Dachorganisation der "Beamtengewerkschaften" im Landesvorstand. Ich weiß daher um die Zustände in vielen Bereichen der öffentlichen Verwaltung.
Wer sich für den Zustand innerhalb der Polizei interessiert, dem sei in dieser
Zeitschrift die Seite 12 (für Acrobat ist es glaube ich Seite 11) empfohlen (ein Artikel einer Vorstandskollegen von der Jungen Polizei). Die Stimmung wundert mich nicht. Wenn man unterbezahlt und mit schlechter Ausrüstung versehen z. T. tausende von Überstunden vor sich herschiebt ist man vielleicht irgendwann nicht mehr ganz so motiviert (insb. wenn man sieht, dass die eigene Arbeit weder von Vorgesetzten anerkannt noch von der Gesellschaft übermäßig geschätzt wird). Die Polizei ist ja aber nur der erste Schritt. Für die eigentliche Strafverfolgung ist die Staatsanwaltschaft verantwortlich. Kennt jemand von euch Leute, die in der Staatsanwaltschaft arbeiten?
Die sind derartig unterbesetzt, dass z. T. Kollegen aus dem mittleren Dienst (denen ich damit nicht Nahe treten möchte) über die Beendigung eines Verfahrens entscheiden (z. B. wegen mangelnder Erfolgsaussicht oder Geringfügigkeit). Diese Strafanzeigen sieht nie wieder einer.
Es gibt in diesem Staat viele Dinge die Suboptimal sind. Weite Teile des Steuerwesens gehören dazu. Besonders nervt mich, dass alle Gesetze immer nur auf Großkonzerne zugeschnitten sind, obgleich diese wirtschaftlich (verglichen mit Mittelstand und Kleinbetrieben) nur eine untergeordnete Bedeutung haben. Aber dieses ist völlig bedeutungslos.
Wir leben in einer Gesellschaft, die sich regeln gegeben hat. An diese Regeln hat sich jeder zu halten. Punkt.
Man kann über Regeln streiten oder versuchen sie zu ändern (das tue ich, wobei dieses nur sehr selten von Erfolg gekrönt ist), aber man muss sich daran halten. Wer dies nicht will/kann, sollte überlegen, ob er sich in der richtigen Gesellschaft aufhält.
Klar gibt es viele sinnlose Regelungen. Aber wo zieht man die Grenze?
Einer fühlt sich von den hohen Sozialversicherungsbeiträgen gegängelt und meldet seine Beschäftigten nicht korrekt an. Dem nächsten sind die Strafen zu schlapp und er bevorzugt daher sich selbst um die Bestrafung zu kümmern. Und was kommt danach? Vielleicht jemand, dem die Nachbarskinder schon immer ein Dorn im Auge waren?
@SKandinavist
Zu deiner Frage danach was mit dem ganzen Geld passiert, fällt mir ein schönes Zitat von Volker Pispers ein:
"Die Leute sagen immer, sie arbeiten die Hälfte des Jahres für den Staat. Wollen Sie mal wissen für welches Arschloch Sie da arbeiten???
Na dann schauen sie doch mal in den Spiegel!"
Auch wenn man es nicht glaubt, aber der Finanzminister frißt die Steuern nicht auf. Das Geld wird tatsächlich für die Bürger ausgegeben... Klar gibt es "Reibungsverluste" (wie auch in jedem Großunternehmen). Wenn ich aber den Staat mit einigen von sog. Topmanagern geführten Großunternehmen vergleiche, ist die Effizienz des Staates exzellent.
Dennoch kann man immer darüber diskutieren, ob das Geld an den richtigen Stellen eingesammelt und für die richtigen Stellen ausgegeben wird, was dann aber selbst hier etwas OT wird