Mal ein Stimmungskommentar von ganz, ganz weit weg.
Ich steh kurz davor dass Thema Stuttgart21 auf die Ignore-liste zu setzen.
Die Sympathie galt bis vor kurzem noch den Gegnern (schwammiger Begriff), und zwar aus 2 Gründen.
Erstens weil alle anderen am Geschehen verantwortlich Beteiligten - Befürworter aus Lokal- und Landespolitik, Betreiber, Medien und Einsatzleitung Polizei - bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt ihren Anspruch auf Glaubwürdigkeit verspielt hatten.
Zweitens weil "Volkes Stimme" (als die man die Demonstranten anfangs getrost bezeichnen durfte) prinzipiell das Recht hat, (in genau dieser Reihenfolge) erst seine Meinung kund zu tun und sich dann einer sachlichen Diskussion zu stellen hat. Für die unter Erstens genannten gilt die umgekehrte Reihenfolge.
Das zum Thema Sympathie.
Demgegenüber steht leider die Frage nach der Sachlichkeit. Für mich unabdingbar, um sich eine ernsthafte Meinung zu bilden.
Und die fehlt (mittlerweile) auf allen Seiten.
Wenn man nicht direkt am Geschehen beteiligt ist, gibts 3 Möglichkeiten.
Erstens - noch möglichst unbewertete Fakten sammlen und logisch strukturierten Argumentationen anderer lauschen und beurteilen. Fehlanzeige, weil nicht vorhanden.
Zweitens - bestehen die Informationen aus Spekulationen und Interpretationen, nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit sortieren und neu bewerten. Unmöglich. Der Spekulationsgrad ist dermaßen hoch und Diskussionen werden auf Basis von Youtube-Videofetzen geführt, die nicht ansatzweise dazu taugen, auch nur einen Hauch Dokumentation zu erzeugen.
Drittens - keine Meinung.
Und damit schwindet der Respekt vor denen, die sich vor Ort als Stuttgart21-Gegner aktiv betätigen.
Wer seine Beweislogik auf verwackelten Videofetzen aufbaut, um dem Rest der Welt zu demonstrieren, wer "an der Front" der Gute und wer der Böse ist, kann nicht wirklich erwarten, ernst genommen zu werden.
Hinweise sind da sicherlich enthalten, aber keine Indizien und schon gar keine Beweise. So gern man das auch sehen würde.
Mit der gleichen Brille sehe ich auf den gleichen Bildern friedlich (Achtung Vorbewertung
) positionierte Polizisten, die sich keinen Milimeter regen.
Da werden Rohre von einer Zaunseite auf die andere geworfen (dessen Sinn mir sich nicht wirklich erschliesst).
Leute rütteln an Metallzäunen (warum eigentlich?), alle Nicht-Ordnungshüter laufen aufgeregt mit Foto- und Videokameras umher und knipsen jeden Grashalm, ein vermutlicher Zivilbeamter wird eingekreist und abgeführt....also sorry, aber wen soll man hier ernst nehmen?!
Ich würde liebend gern unterstützen, sofort 500,- spenden und 1000km durch die Republik fahren und mir ein Schild umhängen oder heisse Suppe austeilen, um meiner Verantwortung für eine lebendige Demokratie nachzukommen.
Nach oben genannter Wahrscheinlichkeitstheorie allerdings besteht die grosse Chance, sich in einem Afffenzirkus wiederzufinden und bleibe daher mit meinem Arsch zuhause.