Für mich ist die Seriosität des Verkäufers schon ein wichtiger Faktor beim Kauf eines alten Gebrauchtwagens (und das sind unsere Mühlen nüchtern betrachtet ja alle^^). Die Sorte von „genervten“ Verkäufern, die ralftorsten beschreibt, kenne ich auch. Aber umso wichtiger finde ich es anzurufen. Denn nur so kann ich ja feststellen, mit was für einem Verkäufer ich es zu tun habe. Und wenn der dann tatsächlich zu der „Wenn ich hier für jeden Anrufer zum Auto rennen würde“-Kategorie gehört, weiß ich doch, dass ich mir die Anfahrt sparen kann, weil ich mit so jemandem ohnehin kein Geschäft machen wollte. (Es sei denn, es handelt sich um Großmütterchens schwarzen Aero mit beigem Leder und 50.000 Kilometern auf der Uhr im Bestzustand. Den würde ich auch Bushido persönlich abkaufen.)
Es ist nun mal so, dass sich der Gebrauchtwagenhandel weitgehend in den digitalen Raum verlagert hat, was dazu führt, dass nicht jeder ernsthafte Kaufinteressent einfach „mal vorbeikommen“ kann, weil nicht jeder Kaufinteressent direkt um die Ecke wohnt. Also wird er vorher immer genauer ermitteln wollen, ob sich die Anfahrt lohnt. Bei einem schwarzen Golf IV kann sich ein Händler dann vielleicht noch leisten, zu sagen, dass er keine telefonischen Detailauskünfte geben will. Das Auto kann er ja auch an regionale Laufkundschaft verticken. Aber bei einem Saab ist das eben anders. Wie mir mal der Verkäufer eines Saab-Händlers sagte: „Du verkaufst einen Saab nicht über den Preis. Wir hatten hier einen grasgrünen 9-5 als Limo stehen. Schlimmes Auto, aber top Zustand. Da konnte ich mit dem Preis rauf und runter wie ich wollte. Das hat keinen Unterschied gemacht. Du musst warten, bis jemand kommt, der genau so ein Ding sucht.“ Und den muss man sich als Verkäufer dann auch schnappen. Egal, ob der im Allgäu oder an der Förde wohnt.
Ich denke, es liegt oft ein Missverständnis vor. Nur weil ich am Telefon frage, ob ein Auto Lackbeschädigungen hat, ob es rostet, ob es Öl verliert, wie alt die Reifen sind, wie das Serviceheft aussieht, ob darin geraucht wurde … bedeutet das ja noch nicht, dass all das für mich Ausschlusskriterien wären und ich für 3000 oder 5000 Euro einen Neuwagen erwarten würde. Es bedeutet nur, dass ich mir einen präziseren Eindruck verschaffen will, bevor ich 300 oder 500 Kilometer über die Autobahn orgle.
Umgekehrt gilt aber auch: Jeder kann die Konditionen selbst definieren, zu denen er sein Auto zu verkaufen bereit ist. Hätte ich mein Auto zu verkaufen, wäre ich zum Beispiel über alle Kanäle gerne auskunftsbereit. Auch auf E-Mails, die mir ernsthaft erschienen, würde ich antworten. Ich würde einem Interessenten gerne sämtliche Servicehefteinträge am Telefon vorlesen. Wenn er mich dann allerdings bitten würde, sämtliche Servicehefteinträge abzufotografieren und zu mailen, würde ich antworten: „Mein Wort muss reichen. Anschauen kannst Du Dir das Serviceheft auch hier vor Ort.“ Nicht deshalb, weil ich es als unzumutbaren Aufwand empfinden würde, ein Scheckheft abzufotografieren. Sondern weil ich das vom Misstrauen und der Erwartungshaltung her unangemessen fände.
Was den silbernen CSE angeht: Ich kann an dem Inserat nix finden, was mich stört. Im Gegenteil. Ich finde das hinreichend bemüht und informativ. Würde mich das Auto interessieren, hätte ich kein Problem, da anzurufen.