Und noch einmal: wo bitte ist hier eigentlich das Problem? Daß jemand einen Viggen gekauft hat und dann zu einem Preis inseriert, den ein oder zwei User nicht zu zahlen bereit sind? Warum der Wagen verkauft wird ist doch auch - in moralischer Hinsicht - egal. (Auf technischer Ebene ist das interessant: schneller Verkauf aufgrund familiären Gegenwindes sagt über das Auto an sich nichts aus, "wieder-loswerde-wollen-bevor-mir-die-Karre-um-die-Ohren-fliegt" schon. Selbst wenn der Verkäufer "ne schnelle Mark" machen wollte muß das für das Auto nichts negatives heißen, eher, daß der Verkäufer dem Auto unterstellt, trotz hoher Laufleistung* noch so gut beisammen zu sein, daß der Wagen für andere Leute auch zu diesem Preis attraktiv ist.)
Nochmal: selbst wenn der Verkäufer den Wagen mit Gewinnerzielungsabsicht veräußerte wäre das absolut legitim. Wir leben zum Glück nicht im Sozialismus!
Ob der Preis gerechtfertigt ist läßt sich nur am Zustand des Autos festmachen (und natürlich daran, ob er zu diesem Preis innerhalb einer dem Verkäufer angemessen erscheinden Frist einen Käufer findet).
Ärgern kann man sich natürlich darüber, aber dann sollte man sich auch über die eigene Trägheit ärgern, denn niemand hatte einen gehindert, das selbe(r) zu tun.
Manchmal gewinnt man den Eindruck, hier herrsche eine Erwartungshaltung, daß rostarme, technisch brauchbare gute Fahrzeuge grundsätzlich für einen symbolischen Geldbetrag an Forumsmitglieder zu verkaufen/verschenken seien, ganz egal, ob man sich persönlich oder zumindest virtuell kennt oder nicht und völlig unabhängig von der Szenezugehörigkeit beider Parteien, und unabhängig davon, ob man selber überhaupt beteiligte Partei oder zumindest Kaufinteressent ist oder es um Geschäfte Dritter geht. Das letzte Beispiel, vor diesem Thread, war der Fahranfänger-9-3. Der Einwand, daß über 4000€ für einen säuglingsmotoisierten 9-3 ein überdurchschnittlich hoher Preis seien war berechtigt, dem (von einem Händler angebotenen, nicht im Kundenauftrag!) niedrigstkilometrigen** Auto aber ohne weitere Informationen abzusprechen, diesen Preis wert zu sein, eine Frechheit. Davor noch ging es um einen 9000 2.3 in wirklich hübschem Farbkleid, der offenbar tatsächlich in Gewinnerzielungsabsicht billig abgestaubt und kurz danach unter neuer Anschrift teuer inseriert wurde. Wie groß war da die Empörung!
Und zugleich wird dann immer gejammert, daß ein leerer Tank ja fast schon ein wirtschaftlicher Totalschaden sei, man bei einem unverschuldeten Unfall aufgrund des niedrigen Marktwertes ja eh immer draufzahlen müsse und und und.
Falls das noch nicht klar geworden sein sollte: das ist absurd.
Was steckt dahinter, hinter dieser Mißgunst von hohen Inseratspreisen? Ist es die Angst, aus dem Markt herausgepreist zu werden, in Zukunft keine billigen Verbrauchsautos mehr zu bekommen? Oder ist es der Ärger über die eigene Dummheit und Trägheit? Letzteres wäre legitim, das geht mir des öfteren auch so. Als Fahranfänger wurde mir z.B. von einem Ruderkameraden und unserem inoffiziellen Vereinsarzt ein Porsche G-Modell zu einem recht günstigen Kurs angeboten. Mit Rücksicht auf mein zukünftiges soziales Umfeld (ich machte mir Sorgen darum, als Wessi-Student im tiefsten Osten unangenehm aufzufallen) lehnte ich ab. Das Ding wäre heute ein vielfaches wert und hätte dabei höchstwahrscheinlich nur einen Bruchteil des Ärgers gemacht, den ich mit meinen ersten drei Saabs hatte. Heute kann ich mir ein solches Auto schlicht nicht mehr leisten. Ähnliches gilt für den 107: als ich meinen zweiten w123 kaufte stand auch kurz ein 107 zur Disposition. Der hätte sich mittlerweile selbst finanziert - und heute würde ich mir keinen mehr kaufen, da für mich mittlerweile zu teuer. Ist das ärgerlich, daß ich diese Autos höchstwahrscheinlich nie fahren werde? Sicherlich. Aber am meisten müßte ich mich doch über mich selber ärgern, daß ich so offensichtliche Gelegenheiten nicht wahrgenommen habe.
Wenn sowas irgendwann mit Saab auch passieren sollte (was ich, zumindest in diesem Maßstab, für unwahrscheinlich halte), dann stört mich das nicht, ich habe ja schließlich schon welche. Und wenn nicht, dann eben nicht, in meiner persönlichen Kostenrechnung werden die Autos eh direkt nach Kauf auf "null" abgeschrieben***.
Wenn also ein Auto außerhalb des persönlichen Budgets angeboten wird, könnte man dann bitte einfach den Rand halten, anstatt das Angebot - ohne das Auto auch nur gesehen zu haben - runterzumachen****? Ihr (ich spreche bewußt niemanden persönlich an) habt da nichts von, denn das Auto werdet/würdet Ihr sowieso nicht kaufen (sonst hättet ihr das schon getan, solange es noch billig war), aber Ihr schadet dem Verkäufer. Und mittel- bis langfristig Euch selbst, denn irgendwann werdet Ihr auch mal verkaufen. Das ist ganz schlechter Stil.
*Wer hier öfter mitliest wird sich erinnern, daß ich den Kilometerstand alleine für völlig nichtssagend halte.
**Wer hier öfter mitliest wird sich erinnern, daß ich den Kilometerstand alleine für völlig nichtssagend halte.
***Es könnte ja sein, daß ich den Wagen selbstverschuldet zertrümmere und dann keinen cent sähe. Der Restwert wird erst nach tatsächlicher Realisierung verbucht.
****Wenn man das Auto schon besichtigt hat kann man natürlich seine Eindrücke schildern... das ist aber etwas ganz anderes.