Ich zitiere:
Aber mal ein ganz sachlicher Versuch: Ich nehme mal an, ich will anhalten und erwische statt der Bremse das Gaspedal.
- Ich sitze im Schaltwagen. Tempo 50 im 3. Gang. Der Motor knurrt und wird beschleunigen. Aufgrund der Drehzahl aber mit weit unter der verfügbaren Leistung.
- Ich sitze im Schaltwagen. Tempo 50 im 3. Gang. Da ich eh anhalten will, schalte ich auch gleichzeitig runter und trete die Kupplung. Der Motor heult auf, der Wagen rollt einfach weiter.
- Ich sitze im Automatikwagen. Tempo 50 im 4. Gang (sag ich einfach mal so, 7-Gang Automatik). Kupplung entfällt in der Betrachtung, logischerweise. Automatik reagiert sofort auf mein vermeintliches Ansinnen, schaltet 1-2 Stufen runter, der Wagen schießt los. Und zwar aufgrund des Runterschaltens mit deutlich höherer Leistung als in Fall 1.
Warum erwischt man statt der Bremse das Gas? Da liegt doch das Problem. Ich meine, dass man weder im Schaltwagen noch mit Automatik statt auf die Bremse auf das Gas tritt. Wie schon angesprochen, kann bestenfalls bei der Automatik in der Umgewöhnungsphase der Kupplungsfuß mit auf die Bremse latschen. Deshalb sollte man diese verbreiterten Bremspedale abschaffen. Dann geht der Tritt des linken Fußes ins Leere.
Die zuletzt angesprochenen beiden Unfälle nun dieser Thematik zuzuordnen, ist fragwürdig. Was die Polizei verkündet und die Presse daraus macht, ist meistens irgendwie ideologisch motiviert. Soll Beweise erbringen, dass ältere Fahrer der Sache nicht gewachsen sind oder grundsätzlich angebliche Raserei anprangern. Fast in jedem Unfallbericht steht an Stelle echter Fakten der Satz "... vermutlich infolge überhöhter Geschwindigkeit ...", was eben nur eine Annahme ist, unbewiesen und infolgedessen nichts in solchen Protokollen zu suchen hat.
Beim Holländer spricht man immerhin von Gesundheitsproblemen, die JEDEN unabhängig vom Alter erwischen können. Ich denke da an den Fall zurück, als ein DDR-Flüchtling am Grenzübergang Vollgas gab und auf Westberliner Seite dann ungebremst in ein Haus knallte. Der Mann hatte vor lauter Aufregung einen Herzinfarkt erlitten und den Fuß auf Vollgas stehen. War schon vor dem Aufprall tot. So etwas in abgeschwächter Form kann der Grund für den Unfall des Holländers sein. Wenn da eine Art Verkrampfung entsteht, gibt man evtl. auch Vollgas und kriegt den Fuß nicht vom Pedal. Hier reagiert eine Automatik natürlich heftiger. Aber bei den heutigen PS-Zahlen kann auch ein Auto im dritten Gang bei 50 km/h extrem beschleunigen. Mein alter Thema mit 171 PS schaffte es dank gutem Drehmoment am Berg im 4. anzufahren, mit etwas schleifender Kupplung. Da ein Gestängeteil gebrochen war und ich an der Ampel bergaufwärts stand, ging es nicht anders. Auf der Ebene ging das auch im 5. Gang. Natürlich macht man das nur in einem Notfall. Aber bei 50 im 3. Gang würde der einen gewaltigen Satz machen. Also kein sehr großer Unterschied zur Automatik, vorausgesetzt gleiche Motorleistung.
Der 91-jährige kann auch ein Gesundheitsproblem gehabt haben oder er war verwirrt. Hier fährt die Presse auf das Alter ab, aber was wirklich passierte, wissen wir nicht. Bei keinem der genannten Fälle wissen wir, ob da gerade ein Wechsel von manuellem zu automatischem Getriebe oder umgekehrt erfolgte.
Man sollte immer alle Fakten wissen. War Alkohol im Spiel oder Drogen, eine psychische Belastung, die den Fahrer ausrasten ließ, ein ständig rummeckernder Beifahrer oder was auch immer. Letzten Endes sind auch technische Defekte möglich.