Gebe hier auch mal meinen Senf dazu, denn ich stande vor paar Monaten vor einem ähnlichen Problem: Ich bin 20 Jahre alt und nachdem ich 3 Jahre den Koreaner meiner Mutter mitbenutzen durfte, wollte ich mir auch mal ein eigenes Auto zulegen. Geworden ist es ein klassisches 900 Turbo Cabriolet. Dieses besitze ich nun knapp 7 Monate und habe einige Zeit mit diesem Auto verbracht, sowohl in der Garage, als auch auf der Straße. Ich berichte jetzt also mal aus meiner Sicht als 900/1 Besitzer und gebe mal einen kleinen Input in Richtung eines klassischen Saabs als erstes Auto, so wie es eben bei mir der Fall ist. Falls dies nicht relevant oder interessant für dich sein sollte, dann einfach ab hier aufhören zu lesen! Aber vielleicht hilft es ja doch bei der Entscheidungsfindung...
Anschaffungskosten:
Das Turbo Cabrio ist ja an sich im höheren Preissegment bzgl. Saabs anzusiedeln, aber ich hatte Glück und habe einen für einen genialen Preis erwerben können, ohne dass er direkt reif für die Presse war, im Gegenteil.
Gerade ein klassischer Sauger 900 wäre bestimmt für dich auch interessant: Da sind ja gute Modelle schon echt günstig zu bekommen. Als kompletter Fahranfänger sind dann auch 118 PS ausreichend :-)
Versicherung/Steuer:
Ich bin eingestiegen mit SF 1/2 (also Sonderklasse "Führerschein seit 3 Jahren") mit ungefähr 75%. Ich zahle im Jahr zwischen 400-450€ an Versicherung, was ich absolut fair finde. Der Vorteil am klassischen 900: Viele kommen in die Jahre, bei denen eine H-Zulassung möglich ist. Steuerlich spielt das bei den kleinen 2 Liter Motoren keine allzu große Rolle, aber mit knapp 200€ im Jahr immer noch relativ günstig, plus man muss sich nicht um irgendwelche Umweltplaketten/-zonen und Co. kümmern (zumindest im Moment noch nicht). Hier wurde oft die Oldtimer-Versicherung angesprochen: Die kommt, zumindest hier in Baden-Württemberg bei der WGV, nicht in Frage, da der jüngste Fahrer mindestens 25 Jahre alt sein muss. Da spielt es dann auch keine Rolle, ob das Auto auf die Eltern zugelassen ist.
Sonstiger Unterhalt:
Benzin: Bei einem Turbo fährt man natürlich auch mal ein wenig zügiger, was sich dann auch beim Verbrauch bemerkbar macht. Ich zahle für eine Tankfüllung zwischen 60-70€ und komme damit 500km+ weit (wohlgemerkt ohne ihn jedes Mal Knaster trocken zu fahren). Einen Sauger kann man dagegen noch sparsamer fahren. Das sollten am Besten Leute untermauern, die so ein Fahrzeug auch fahren. Aber laut anderen Erfahrungsberichten schließe ich darauf, dass 7L/100km bei sparsamer Fahrweise möglich sein müssten.
Reparaturen: Wer ein altes Auto kauft, muss auch damit rechnen, das mal was kaputt geht. Laut eigener Erfahrung und dem, was ich mir hier und woanders an Erfahrungen angelesen habe, halten sich aber zumindest bei einem 900/1 mit guter Grundsubstanz, die Kosten und Reparaturen in Grenzen. Der Vorteil: Man kann bei dem Auto noch sehr viel selber machen, wenn denn das Interesse und die Lust vorhanden sind. Das war unteranderem auch ein Kaufgrund für mich: Ich kann mich immer mal wieder hier und da austoben und rumschrauben, falls der Bedarf besteht. Ich selber habe keinen Kfz oder mechatronischen Beruf gelernt/studiert, aber ich hatte schon immer ein Grundinteresse am Thema Auto. Durch das Forum und Handbücher konnte ich bis jetzt alle kleinen Problemchen ausmerzen. Um mal paar zu nennen: Wechsel aller Riemen, defekter Drehzahlmesser, ausgeleiertes Langloch im Kupplungspedal, defekte Tachobeleuchtung, defekte Verdeckhydraulik, Öl(filter)wechsel, Kühlwasserwechsel, Luftfilterwechsel, Lackierung der Stoßstangen, und und und... Das waren zeitweise sehr Arbeitsintensive arbeiten (siehe Stoßstangen), aber (bis auf die Stoßstangen) sehr kostengünstige Reparaturen. Ich habe in den letzten 7 Monaten die Erfahrung gemacht, dass das teuerste an dem Auto nicht Reparaturen, sondern Spielereien wie neue Felgen oder ein neues Lenkrad sind :-) Reparaturen, die wirklich nötig waren, haben mich knapp 200€ gekostet.
Ja, das kann Glück sein, aber wie gesagt: Solange das Auto eine gute Grundsubstanz, ohne starken Rostbefall und Co. hat, halten sich die Reparaturen (und damit verbundene Kosten) wirklich im Rahmen, WENN man das Interesse hat sich mal hinzusetzen und sich in gewisse Dinge reinzufuchsen und bisschen schrauben will.
Mein Vater besitzt ein 9-3 II Cabrio und da sieht das direkt ein wenig anders aus: Klar selber Hand anlegen, auf jeden Fall auch möglich, aber (ohne große Vorkenntnisse) nicht in dem Umfang wie bei einem alten Auto (Der hatte aber auch im Laufe der Jahre kaum Mängel).
Sicherheit:
Ohne Frage werden die neuen Saabs sicherlich sicherer sein, als die klassischen Modelle. Dennoch: Mit 118 PS und im besten Fall noch ABS und Airbag, ist das Auto auf jeden Fall schonmal kein rollender Sarg (vorausgesetzt du fährst nicht wie ein Irrer). Tipp: Mit dem neuen Auto (gerade wenn es dann vielleicht doch ein klassisches Modell wird) unbedingt ein Fahrsicherheitstraining absolvieren. Das Image von Saab als sicheres Auto hin oder her: Als Fahranfänger kann man oft nicht einschätzen, wie sich ein Auto, das nicht mit allen möglichen Sicherheitssystem ausgerüstet ist, in extremen Situationen verhält. Da bietet sich sowas sehr an, ist fast sogar ein Muss!
Sonstiges:
Mit einem Saab steht man eher auf der individualistischen Seite des Auto-Lebens: Selten auf den Straßen zu sehen, nicht allen gefallen die Autos. Aber die, die die Individualität eines Saabs, vor allem die eines klassischen 900ers, schätzen, finden ihn umso toller. Obwohl viele, vor allem Leute in unserem Alter, die Marke Saab gar nicht kennen, erfreuen sich die Autos einer gewissen Beliebtheit. Ich sags mal so: So viele Komplimente von fremden Menschen, die nicht mal unbedingt autofanatisch sind, wie ich mit meinem 900er in einem Monat bekommen habe, habe ich mit dem Kia meiner Mutter (oder auch mit dem neuen Saab meines Vaters) in den kompletten 3 Jahren Führerschein-Besitz nicht erhalten. Das mag vielleicht kein Kaufgrund sein, aber so ein wenig Bauchpinseln tut immer gut. Und sehr junge Menschen am Steuer eines solchen Autos zu sehen ist dann zusätzlich eine Besonderheit. :-)
Natürlich bin ich durch den Besitz eines alten 900ers parteiisch eingestellt, aber: Ich bereue es in keinem Fall zu einem alten Modell gegriffen zu haben. Das Auto gibt einem einfach auch ein ganz anderes Gefühl, als so ein "Neuwagen".
Zusätzlich fährt man ein Auto, dass man wirklich extrem selten sieht, und zu dem auch für Unerfahrene eine gute Nebenbeschäftigung zum gelegentlichen Schrauben bietet. Auch der Markt für die alten 900er ist nach Beobachtung der einschlägigen Verkaufsportale recht stabil, viel tiefer werden Preise dann auch in Zukunft nicht mehr sinken, eher das Gegenteil, wenn solche Autos immer seltener werden. Sprich: Bei einem möglichen Verkauf in der Zukunft hast du zumindest nicht dein komplettes Geld unwiderruflich in dem Auto versenkt. Die Frage ist, ob du den dann überhaupt noch abgeben willst, wenn du dann mal einen besitzt ;-)
Das war mein Input in Richtung eines klassischen Saabs als erstes eigenes Auto. Falls es dich nicht anspricht, dürftest du ja wohl gar nicht bis hier her gelesen haben ;-) Falls du dennoch irgendwelche Fragen hast, kannst du dich gerne melden!
Ich hoffe, ich werde als Neuling nicht von den alteingesessenen Saab-Fahrern für meine Erfahrungsberichte zerfleischt.
So oder so: Viel Glück und Erfolg bei der Suche und Auswahl des richtigen Wagens und allseits gute Fahrt!