Nun können Rentner gut reden. Bin selbst in Rente. Also kann ich mir meine Zeit einteilen, wie es mir passt.
Aber wer noch mitten im Job steckt, muss heutzutage flexibel sein. Wir haben zum Glück gerade eine ganz
gute Konjunktur und das sichert auch den Arbeitsplatz. Aber das nächste Tief kommt zwangsläufig und dann
muss man eben länger arbeiten, wenn der Chef es will. Egal, ob dann noch ein Zug oder Bus fährt. Und ob
das Smartphone die Verbindungen angibt, ist angesichts der "Zuverlässigkeit" des ÖPNV doch reine Theorie.
Als meine Tochter in der Ausbildung war, habe ich sie jeden Abend am Bahnhof abgeholt, da zum Laufen zu weit.
Logischerweise bin ich so gefahren, dass ich 5 min. vor fahrplanmäßiger Ankunft dort war. Es kam maximal
1 x pro Woche vor, dass diese unfähige Bahn unter 5 min. Verspätung hatte. Normal war 30 min., es kam aber
mindestens 1 bis 2 x pro Monat vor, dass es zwischen 1 und 2 Stunden Verspätung gab. Die Nahverkehrszüge
sind immer im Nachteil, wenn Fernverkehrszüge und Güterzüge Verspätung haben. Dann steht man schnell
auf dem Abstellgleis und wartet. Ich rede nicht von solchen Fällen, wo sich wieder mal einer vor den Zug
geworfen hat und Schienenersatzverkehr eingesetzt wird oder wenn durch Unwetter Bäume auf die Gleise
gefallen sind. Was die Bäume angeht, verstehe ich nicht, wieso die überhaupt in Reichweite stehen.
Aber solange die Organisation des ÖPNV nicht funktioniert, muss man nicht an die Leute appellieren, das
Auto stehen zu lassen.
Als ich meine Ausbildung in Freiburg machte, musste ich kurz nach 4 Uhr aufstehen, da es keinen Bus gab,
der so rechtzeitig am Bahnhof gewesen wäre, dass ich es bis 7 Uhr in die Firma geschafft hätte. Mangels
Auto bin ich dann bei jedem Wetter mit dem Fahrrad an den Bahnhof gefahren (ca. 6 km). Im Winter habe
ich die erste Spur in den Schnee gelegt. Dann mit dem Zug nach Freiburg. Dort vom Bahnhof wieder knapp
4 km. Ich hatte deshalb ein altes Fahrrad auch dort deponiert. Dann war ich zu früh im Geschäft bzw. stand
30 min. vor der Tür. Bequem wäre gewesen, den 1. Bus zu nehmen, der aber so am Bahnhof ankam, dass
man den Zug gerade noch wegfahren sah. Wenn man es braucht, hatte der keine Verspätung. Man konnte
ja nicht darauf spekulieren. Der nächste Zug fuhr so spät, dass ich 30 min. zu spät im Geschäft gewesen wäre.
Am Abend dann das gleiche Spiel. Kam man nicht superpünktlich weg, verpasste man den Zug und stand
1 Std. am Bahnhof. Normalerweise wäre man 18.30 Uhr wieder am Bahnhof gewesen und durfte nun die 6 km
heimradeln, allerdings bergauf. Also kurz nach 4 aus den Federn, ca. 19 Uhr wieder daheim. Mit Pech aber
auch erst 20 Uhr. Hätte ich mir in der Ausbildung ein Auto leisten können (wie mit DM 200,-- im Monat?),
wäre ich tausendmal lieber mit dem Auto gefahren. Wie ich von meinen Enkeln weiß, hat sich in all der
Zeit an dieser Situation nichts geändert. Mein Fazit: Die Verantwortlichen schwätzen die ganze Zeit, was
der Bürger tun soll. Dabei fahren die in ihrer gepanzerten Limousine auf Steuerzahlers Kosten, womöglich
noch mit Eskorte. Solange das so ist, wird man nur die überzeugen können, bei denen es zufällig passt.
Im ländlichen Bereich bist Du total abgemeldet ohne Auto oder wenigstens Motorrad.