Huh ? Ein Buchhalter hält Bücher. Soll und Haben. Ergebnis. Ende.
nichts anderes tun BWLer - nur dass sie es mit mehr worten tun. wenn jemand, der ein unternehmen an leitender stelle mitprägen möchte, auch was von buchhaltung versteht, ist das sicherlich sehr sinnvoll. aber BWL ist halt nur eine hilfswissenschaft, die sich verselbständigt hat.
um die chancen eines produkts zu beurteilen, brauche ich marktexperten/konsumforscher. um die qualität eines industrieprodukts zu beurteilen, brauche ich ingenieure. um ein produkt von guter qualität mit guten chancen zu verkaufen, brauche ich marketingexperten.
wenn all diese fachleute nebenher auch BWL-wissen haben - großartig. aber ein BWLer, der von einer gewöhnlichen deutschen uni abgeht, kennt eben in erster linie die nebenwissenschaft, nicht das hauptfach (s.o.).
Genauso wie bei Journalisten, die sollten nicht nur schreiben können, sondern auch was von der Sache verstehen, sonst kommt nur halbgarer Quark raus - und sorry, das ist in der schreibenden Zunft leider eher die Regel als die Ausnahme. Ne knackige Formulierung macht vielleicht Stimmung und einen launigen, aber leider keinen seriösen Artikel (wobei das leider oft gar nicht gewünscht scheint und leider gilt auch hier das Gesetz von Angebot und Nachfrage *seufz*).
Zum Artikel von Herrn Steingart im Spiegel Online sollte man dringend noch die Einträge im SPON-Forum lesen, das hilft vielleicht bei der Einordnung der Qualität.
also: der journalist ist kein verfasser wissenschaftlicher werke. und zumindest bei den seriösen medien haben schaumschläger i.d.r. auch keine chance. und was den steingart-artikel auf SPON angeht - der kollege ist eben meinungsfreudig. und wenn ich ehrlich bin: die meisten kommentare disqualifizieren sich selbst. wenn da z.b. einer schreibt...
Die eigentlichen Probleme, nämlich die durch das weltweite Lohndumping der letzten Jahre ausgelöste Schulden- und Überproduktionskrise...
...dann fragt sich der denkende mensch ja schon, was lohndumping mit überproduktion zu tun hat. und auch so eine aussage...
Da wird behauptet die Probleme der US-Autobauer seien einzig auf verfehlte Modell- und Qualitätspolitik zurückzuführen. Das ist aber nur zum Teil richtig, bis Mitte letzten Jahres liefen bei den Big 3 die Topmodelle ja wie geschnitten Brot. Jetzt bricht der Absatz weg, das ist aber in Deutschland auch nicht anders.
...spricht natürlich nicht eben für die schärfe des denkens: natürlich haben die probleme der US-hersteller schon früher begonnen - mit den hohen öl- und daraus folgenden hohen spritpreisen. und mit den veralteten, saufenden autos und trucks von ford, GM und chrysler. (so ein ford F-150 zum beispiel ist ja nichts anderes als ein primitiv konstruierter 60er-jahre-lastwagen, dem sie jedes jahr eine etwas retuschierte karrosse übergestülpt haben.) dass jetzt aber überhaupt niemand mehr autos kaufen will, nicht in den USA, nicht in deutschland, nicht in frankreich, nicht in russland - das hat mit der weltweiten wirtschafts- und finanzkrise zu tun. die wiederum ist ursache für die schwierigkeiten der europäischen hersteller und verschärft die probleme der amerikanischen drei. sie ist aber - anders als bei den europäische autobauern - nicht deren ursache. die lag, wie gesagt, früher.
ich gebe ja gerne zu, dass der vergleich mit microsoft ziemlicher quatsch ist. und ich weiß aus eigener erfahrung und aus der lektüre der bücher, die der kollege steingart geschrieben hat, dass er jede prügel der welt verdient hat. aber dieses eine mal hat er ausnahmsweise keinen neoliberalen quatsch geschrieben, sondern wenigstens einen interessanten gedanken aufgeschrieben.