Ohne Pokern geht es in der Geschäftswelt nicht. Vor allem wenn man knapp bei Kasse ist. Aber das Risiko ist eben hoch. Wehe man blinzelt als erster.
Wenn man dann aber verliert, wird's haarig.
Das ist eben die Gefahr bei einem wenig solventen Unternehmen. Es braucht sich in so eine Situation nur ein Lieferant querstellen und ein zweiter, der auch noch auf die Begleichung seiner gestellten Rechnung wartet, bekommt dies mit. Der fühlt sich durch das Manöver des ersten Desperados bestätigt, dass SAAB nicht mehr bezahlen kann und, beschließt bis auf Weiteres ebenfalls nicht mehr zu beliefern, bis sich der erste Lieferant mit SAAB geeinigt hat. Er wartet einfach ab, was passiert und wird ebenfalls mit dem Trollhättaner Procurement in Verbindung treten.
Da waren es dann schon 2, die das Vertrauen verloren haben. Alle weiteren, denen es ebenso geht, werden dann nach und nach folgen. Erst langsam, dann immer schneller. Quasi ein "Ausstiegswelle".
Der Druck auf SAAB wird dann immer höher, und in Trollhättan ist man gezwungen, die Hosen runterzulassen. Und dann sollte man wirklich überzeugende Argumente haben und noch viel wichtiger: Geld!
Das ist der Hauptfaktor, der die verschreckten Lieferanten wieder besänftigen könnte. Habe ich aber keine Kohle auf der Naht, dann muss ich meine Immobilien verschleudern und wieder zurückmieten. (So bereits geschehen) In Anbetracht der nötigen finanziellen Resourcen ist das ein Tropfen auf den heißen Stein.
Die Supplier sind dann zwar kurzfristig ruhiggestellt, aber die erwarten einen Plan wie es weitergehen wird. Und da wirst du mir warmen Versprechungen nichts werden. Die sind sich auch im Klaren, dass sie mehr oder minder auch auf SAAB angewiesen sind (einige jedenfalls), daher wird es einen Konsens geben. Aber SAAB wird massive Zugeständnisse bei den Zahlungs/Lieferbedingungen machen müssen, da sie in der Defensive stecken.
Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass die Automobilindustrie gerade "einen schmalen Mund" macht, was Zulieferteile aus Japan angeht. Das steht gerade eine ganze Branche auf dem Schlauch und sucht nach europäischen Alternativen, die die japanische Lücke temporär (?) schließen können. Das stärkt die Zulieferer nochmals. Warum primär für SAAB arbeiten, wenn ich kurzfristig auch für Audi, BMW, oder Mercedes liefern kann. Die bezahlen wenigstens....und zwar sofort, solange ich nur die fehlenden Komponenten termingerecht liefern kann. Wer weiß, vielleicht kommt da am Ende mehr bei rum und man ist auf die kleine nordische Bastelbude nicht mehr angewiesen. Aber auf jeden Fall können die Angestellten und Arbeiter in den Zulieferbetrieben erstmal weiter beschäftigt und bezahlt werden. Auch wenn's erstmal nur kurzfristige Auftragsarbeiten sind.
Man sieht: SAAB steckt tief in der Defensive. Große Töne spucken ist nicht drin. Es wird eine kurzfristige Lösung für den Laden geben, aber langfristig ist SAAB zum Siechtum oder gar zum Tode verurteilt, wnn sie sich nicht bald darauf einstellen, kleiner Brötchen zu backen und sich nicht dazu verpflichtet fühlen, ständig auf allen (Modellsegment)-Hochzeiten mitzutanzen.
Meine Prognose: Reduzierung auf zwei Modellreihen. 9-1 (?) und 9-3. Der 9-5 und alles was darüber liegt muss abgesägt werden. Eigentlich äusserst schade, angesichts des gefälligen Designs und der offensichtlich guten Verarbeitung und Anmutung. Aber es hilft nichts. SAAB muss zu den Basics zurück und Stückzahlen machen. Und "da oben" ist nicht ihr angestammtes Revier.
Doch für "untenrum" brauchen die Jungs Bares. Das sie nicht haben. Oder Risk-Share-Partner......die nicht finden werden. Oder Investoren, die wohl weniger enthusiastisch sind als V.M., sondern ehr auf gute und stabile Businesscases stehen,.....die SAAB offensichtlich momentan nicht hat. Oder staatliche Subventionen, die auf die sie wohl nicht hoffen brauchen, da Schweden schon in der Stunde der höchsten Not abgewunken hat. Oder einen starken Partner, die alle keine Interesse an SAAB haben. (Selbst die Chinesen haben dankend abgelehnt). Oder eine Bank....naja....lassen wir das. Das ist wohl selbsterklärend.
Es gibt (ausser einem Wunder) wohl nur zwei Möglichkeiten: Gesundschrumpfen oder nach Wallhalla eingehen.