War außer Haus, deshalb etwas verspätet:
zu 1. Eben, aber man muss Autos verkaufen!
Wenn das passiert, was du schriebst "dass ein Hersteller verschwinden kann und die älteren Autos
bei entsprechender Pflege noch 100 Jahre oder mehr überdauern können"
dann kann der Hersteller seine Oldie-Fans eben nicht mehr unterstützen.
Es ist eine Wechselbeziehung. Fehlt die Unterstützung bei älteren Autos, wird sich das auch auf den Neuwagenverkauf auswirken. Mir sagte ein Werkstattmensch: Schmeiß die alte Kiste endlich weg und kauf einen Neuen. Da kriegst Du alles! Aber bei der Einstellung kriege ich spätestens dann nichts mehr, wenn ein Nachfolger kommt. Im Klartext: Manche Hersteller versuchen die Leute zu zwingen, ständig neue Autos zu kaufen, damit die Wachstumsrate und die Aktienkurse stimmen. Das ist kurzsichtig, denn so etwas lassen sich viele nicht bieten. Und wenn der Hersteller vorher schon die Leute im Stich lässt, ist es in dieser Hinsicht auch egal, ob er Pleite macht. Es gibt auch noch andere Aspekte, lieber ein älteres und ausgereiftes Modell zu fahren. Ich fahre SAAB und Lancia. Probleme vergleichbar. Der nächste SAAB-Händler kostet hin und zurück 80 km Fahrt. Nach dem Umbau des Händlernetzes muss ich zum Lancia-Händler momentan fast 400 km hin und zurück rechnen. Neuwagen? Wegen jeder Inspektion oder Garantiesache gleich einen ganzen Tag opfern? Meine sehr kompetente freie Werkstatt um die Ecke kann ältere Autos einwandfrei warten. Ich stelle das Auto hin und bin zu Fuß in 2 Min. im Büro. Es kann sein, man ruft an, ich soll mal schnell vorbeikommen, etwas anzuschauen. Alles ohne riesigen Zeitverlust möglich. Um zum SAAB-Händler zu gehen, müsste ich mit 2 Autos fahren oder einen Ersatzwagen bekommen. Bei Lancia und der Entfernung ist das gleich ausgeschlossen. Beide haben gemeinsam, dass sie schöne, individuelle Autos gebaut haben, die man auch heute noch problemlos fahren und warten lassen kann. Selbst mein Lancia 2000 ie von 1973 ist absolut alltagstauglich und auch von den Fahrleistungen im heutigen Verkehr den neuen Autos meist überlegen. Sogar der Verbrauch hält sich in Grenzen. Dabei ist er so solide gebaut, dass es keine Rostprobleme gibt. 20 Jahre jüngere Autos der Marke sehen in dieser Hinsicht "alt" aus.
zu 2. zu Sicherheitsfeatures kann ich nur auf die Unfallopferzahlen der 70er gegenüber heute verweisen.
Es hat eben nicht jeder 2 Mio unfallfreie km auf der persönlichen Uhr...
Statistiken sind geduldig. Es wird nie ermittelt, weshalb ein Unfall passierte. So wie JEDER im Straßenverkehr tödlich Verunglückte automatisch Wasser auf die Mühlen der Befürworter eines Tempolimits auf der Autobahn ist, obwohl dort die wenigsten Leute umkommen (bzw. bei Geschwindigkeiten weit unter 130 km/h, z.B. in Baustellen). Wie schon gesagt, ESP ist gut für Leute, die ncht Autofahren können. Noch besser und sicherer, die blieben gleich daheim. Aber es ist kein Allheilmittel und hat durchaus negative Seiten. Die Autoindustrie hat Interesse daran, ESP zu verkaufen (warum man es erfand, hatte ich erwähnt). Gewisse Politiker nehmen solche Dinge als Anlass, sich zu profilieren. Dann kommen noch die Oberbürokraten in Brüssel dazu. Schon läuft die ganze Gehirnwäsche-Maschinerie. Sogar die Presse macht mit, weil ja die besten Anzeigenkunden nicht verärgert werden dürfen. Gegenargumente bzw. Hinweise auf Schwachstellen werden einfach ignoriert. Leserbriefe gegen ESP (und andere Dinge) werden vom internen Zensurfilter eliminiert.
zu 3. du hattest vorhin vom "echten Saab-Fan" gesprochen, der
"den ideellen Wert des Oldies weit über den des Neuen" stellt...
Habe mich vielleicht etwas ungenau ausgedrückt, da mir das Borgward-Beispiel im Kopf herumschwirrte.
Borgward ging etwa 1963 in Konkurs. Der Chef war kein Geschäftsmann und hatte sich mit Projekten
übernommen (Staatslimousine, Hubschrauber), die ihm das Genick brachen. Aber Borgward baute sehr
gute Autos. Wer noch eine der letzten Isabella oder Arabella (vorher Lloyd) kaufte, konnte ein Fan sein
oder auch nur ein "normaler" Autokäufer ohne echte Markenbindung. Man muss aber erwähnen, dass die
Restbelegschaft eine Organisation gründeten, um die Ersatzteilversorgung aufrecht zu erhalten.
So war ein Borgward-Fahrer nach der Firmenpleite u.U. sogar besser dran als z.B. ein Lancia-Fahrer,
obwohl die Firma dem Namen nach noch besteht, Übertragen auf SAAB und das mögliche Aus, sehe
ich den "echten Fan" als einen solchen SAAB-Fahrer, der sein Auto, egal ob nun 96, 99/900, 9K,
9.3/9.5 usw., behält und weiter zu erhalten versucht. Auch ein Baujahr 2010 wird 2040 zum Oldtimer.
Den "echten Fan" kann man nicht daran festmachen, ob sein Auto 1, 10 oder 100 Jahre alt ist.
Der Unterschied besteht nur darin, dass der mit dem fast neuen Auto evtl. noch so etwas wie
Service, Garantie usw. bekam. Aber nach einer Pleite haben alle das gleiche Problem. Allerdings
sind dann die Besitzer älterer Modelle im Vorteil. Erstens gibt es schon eine Versorgung durch
einschlägige Firmen, Clubs usw. und zweitens sind die älteren Autos leichter zu warten. Es
stellt sich also weniger die Frage nach dem wahren Fan, sondern ob der mit Elektronik vollgepackte
Wagen technisch (oder auch nur finanziell) erhalten werden kann.
Gruß Frank
EDit: Sorry, da ist etwas schief gelaufen. Die Zitate sollten getrennt werden.