Meine 900-spezifischen Highlights:
1.)
Achswellentunnel. Keine echte Fehlkonstruktion, da die positiven Schwerpunkte wie Steifigkeit und Crashverhalten dominieren. Aber die Konstrukteure haben doch ziemlich blauäugig auf die Produktqualität des Unterbodenschutzes gezählt, wenn man schon keine Ablaufmöglichkeiten für Schmutz und Wasser hineinkonstruiert. Im Grunde basiert das Ganze ja auf den Ideen von '67/'68. Aber hätte man das nicht bei der Einführung des 900 Anno '79 gleich besser machen können? Das Potenzial wäre zweifelsohne da gewesen.
2.)
Die mittlere Belüftungsdüsen im Amaturenbrett. Keine Fehlkonstruktion per se, aber wie um Gottes Willen kann ein Hersteller in der oberen Mittelklasse durch sämtliche Produktionsjahre des 900 es versäumen, dort auch Warmluft zuzuführen?
3.)
Unbelüftete und unterdimensionierte Bremsen an Turbos der frühen Baujahre. Zwischen 145-175 Turbo-PS und dann nur Stopper in der Dimension einer Bowler-Hutkrempe. Nicht das die späteren Baujahre wesentlich besser wären, aber das war/ist schon starker Tobak.
Im Grunde leistet sich der 900 m. M. n. keine all zu großen Schwächen, die man als Fehlkonstruktion bezeichnen könnte. Ehr als Lösungen die wenig wartungs- und reparaturfreundlich gelten dürfen. Oder es sind Dinge, die wie Hardy schon schrieb, ehr dem damaligen Stand der Technik geschuldet sind, respektive den Zulieferern. Allein die armselige Materialqualität der Kabelisolierungen Anno '85/'86 sind ein übler Bock. Die Dinger zerbröseln allein schon durch bloße Androhung von Blicken. Geschweißte statt geschraubte Kotflügel, viel zu flache und somit verstopfungsfreudige Ablaufschlitze in den Türen. Man kann die Liste wohl ewig fortsetzen, aber "Fehlkonstruktionen" sind wie bei jedem Auto ehr rar. Die meisten Dinge sind ehr skurril oder im schlimmsten Falle ärgerliche Konstruktionslösungen, die nicht zu Ende gedacht wurden oder schlicht der Buchhaltung zum Opfer fielen.
Vor allem waren sich die Ingenieure wohl selber nicht darüber im Klaren, wie lange ihre Konstruktion wohl bestehen mag. Oder wie lange die einzelnen Komponenten überleben werden. Wer erinnert sich nicht noch an die "Stammtischgespräche" um die Kilometerleistungen der damaligen Autos der '80er? "Meiner hat schon 50tkm ohne große Probleme hinter sich." "Meiner knapp 90tkm!" "Was? Ehrlich? Nichts Großes?" "Nein, eine Kopfdichtung und das Übliche eben.....Bremsen, Öl, Kerzen."
"Wahnsinn....das ist ja schon richtige Wertarbeit!"
Heute wird das schlicht vorausgesetzt, dass ein Auto mindestens 250tkm hält ohne zu murren und echte Fehlkonstruktionen gibt es kaum noch. Ehr vermehrt sich miese Materialqualität auch im Premiumsegment. Aber da sind wir wieder beim Kapitel der Buchhaltung, oder neudeutsch "Accounting". Die Gewichtung zwischen dem was der Konstrukteur will und dem was die Buchhaltung bereit ist auszugeben, tendiert immer mehr dahin, dass die Buchhaltung das Zepter in der Hand hält.
Die goldene Mitte geht flöten. Würde der Konstrukteur ein Auto nach seinem Wunsch bauen, wäre es sicher nahezu perfekt, würde aber in der Golf-Klasse sicher 350.000€ kosten. Dafür aber auch technisch bestimmt gut für 800.000km.
Würde der Buchhalter ein Auto bauen, würde das Ding schick aussehen, komplett vom Staat subventioniert, in der Golf-Klasse 20.000€ kosten und in der Herstellung 2000€ verschlingen. Engineering inklu versteht sich! Verkauft wird das Ding über's Internet und Händler oder mehr als die gesetzliche Garantien von 2 Jahren gibt es nicht mehr. Das die Hütten noch vor Erreichen der 50tkm-Marke zu Staub zerfallen ist egal. Das sind Dinge, um die sich die Ingenieure kümmern sollen.
Beide Extreme müssen miteinander vereinbart werden. Der Buchhalter muss den Ingenieur einbremsen und der Ingenieur muss hin und wieder auch mal den Schreibtischtäter an den Ohren ziehen. Dann kommt meist ein ordentliches und auch brauchbares Produkt dabei heraus.
Als Fehlkonstruktion definiere ich für mich etwas, das wider besseren Wissens mangelhaft konstruiert und produziert wurde und es billigend in Kauf genommen wurde, dass die Komponente versagen wird oder - erst einmal installiert- es unmöglich ist, diese zu reparieren ohne dabei mehr Schaden anzurichten als nötig, beziehungsweise der dabei entstehende Kollateralschaden den eigentlichen Defekt noch überwiegt!
Nehmen ich dies als Leitmotiv, dann kann man eigentlich nicht mal dem räudigen 3.0 TiD im 9-5 eine Fehlkonstruktion vorwerfen. Er ist einfach thermisch nicht für das Auto gemacht, in dem er steckt.
Die Begleitumstände machen es nicht besser: Zu kurzes Getriebe, nur 5. Gänge und der Zielmarkt Deutschland in dem große Aussendienstler-Diesel grundsätzlich Porsches jagen sollen. In anderen Autos hält er ja offensichtlich "etwas" besser.