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Der Ultimative "Welche Vielfalt an Lyrik/Gedichten kennt die Saabgemeinde ?" Thread

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Veröffentlicht

@alle

 

In den Musik Threads sind so viele tolle Titel zusammengetragen worden,

Bekanntes über das man sich freut, Unbekanntes, schön zu hören,

das ist ein Schatz.

Etliche haben selbst ne tolle "Schreibe"

Deshalb dieser Thread.

 

Bitte nicht tierisch ernst nehmen sondern locker angehen.

von Hölderlin, bis Fontane, Schiller und Goethe wer will.

 

Beginne deshalb mit Dicki, einer Muse Loriots:

( Dicki sag doch mal das Gedicht auf )

Zicke Zacke,

Hühnerkacke :eek:

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Aus Hackepeter,

wird Kacke später:biggrin:

  • Autor
Aus Hackepeter,

wird Kacke später:biggrin:

 

Nie WO?? erfolgreich bestätigt!:biggrin::biggrin::biggrin:

 

Danke für die Wortmeldung.

 

Hier was winterliches

 

Maskenball im Hochgebirge ( Erich Kästner )

 

Eines schönen Abends wurden alle

Gäste des Hotels verrückt, und sie

rannten schlagerbrüllend aus der Halle

in die Dunkelheit und fuhren Ski.

 

Und sie sausten über weiße Hänge.

Und der Vollmond wurde förmlich fahl.

Und er zog sich staunend in die Länge.

So etwas sah er zum ersten Mal.

 

Manche Frauen trugen nichts als Flitter

Andre Frauen waren in Trikots.

Ein Fabrikdirektor kam als Ritter.

Und der Helm war ihm zwei Kopf zu groß.

 

Sieben Rehe starben auf der Stelle.

Diese armen Tiere traf der Schlag.

Möglich, daß es an der Jazzkapelle -

denn auch die war mitgefahren - lag.

 

Die Umgebung glich gefrornen Betten.

Auf die Abendkleider fiel der Reif.

Zähne klapperten wie Kastagnetten.

Frau von Cottas Brüste wurden steif.

 

Das Gebirge machte böse Miene.

Das Gebirge wollte seine Ruh.

Und mit einer mittleren Lawine

deckte es die blöde Bande zu.

 

Dieser Vorgang ist ganz leicht erklärlich.

Der Natur riß einfach die Geduld.

Andre Gründe gibt es hierfür schwerlich.

Den Verkehrsverein trifft keine Schuld.

 

Man begrub die kalten Herrn und Damen.

Und auch etwas Gutes war dabei:

Für die Gäste, die am Mittwoch kamen,

wurden endlich ein paar Zimmer frei.

"Der Panther" von Rilke finde ich ziemlich klasse. Natuerlich kein Goethe, aber ein paar tolle Verse; nicht unbedingt der Stilistik wegen, sondern vielmehr in Sachen Inhalt und Wortwahl.

"Jeder ist seines Glückes Schmid, aber nicht jeder hat ein schmuckes Glied"

 

©1985 Bahnhofsklo Wanne-Eickel

  • Autor

"Wanderer kommst Du nach Lichtenstein,

tritt nicht daneben, tritt mitten rein"

 

Otto Darmstadt

aus seinem Lyriker Zyklus: Der Rucksack brennt!

Nachts, wann gute Geister schweifen,

Schlaf dir von der Stirne streifen,

Mondenlicht und Sternenflimmern

Dich mit ewigem All umschimmern,

Scheinst du dir entkörpert schon,

Wagest dich an Gottes Thron.

J.W. von Goethe

  • Autor
Nachts, wann gute Geister schweifen,

Schlaf dir von der Stirne streifen,

Mondenlicht und Sternenflimmern

Dich mit ewigem All umschimmern,

Scheinst du dir entkörpert schon,

Wagest dich an Gottes Thron.

J.W. von Goethe

 

schön!

es nahm sich einst ein riesenweib

'nen kleinen mann zum zeitvertreib

doch auch aus herzensneigung.

 

er liebte sie, sie liebte ihn,

die sache wurde hochalpin

und eine erstbesteigung.

 

:cool:

 

es fragt sich froh die eintagsfliege,

was sie wohl zum geburtstag kriege.

 

jedoch - sie stirbt meist vor dem feste.

vorfreude ist halt doch die beste.

 

:rolleyes:

 

unter dem beckenrand

 

es sitzt der gonokokk und lauscht

wie der urin vorüberrauscht.

 

:eek:

 

bilden sie mal einen satz mit...

 

metapher

 

herr kapitän, der steuermann

hat eben lallend kundgetan,

er brächte jetzt das schiff zum sinken -

me tapher wirklich nicht mehr trinken.

 

(robert gernhardt)

 

bilde sie mal einen satz mit...

 

allegorisch

 

es gibt kein' frieden hier auf erden

eh wir nicht alle gorisch werden.

 

(auch robert gernhardt)

 

Vor dem Schlafen

nach dem Essen

Zähneputzen nicht vergessen!

 

Vor dem Keilen

nach dem Prügeln

unbedingt die Hose bügeln.

 

Vor dem Morden

nach dem Sengen

Sakko an die Frischluft hängen.

 

Nach dem Weltkrieg sollst Du ruhn

oder tausend Schritte tun.

 

(simon[e] borowiak)

 

bilden sie mal einen satz mit...

 

allah und moschee

 

die abbeit geht der muselmann

am moschee in allah ruhe an.

 

:smile:

 

bilden sie mal einen satz mit...

 

pervers

 

ja, meine reime die sind teuer,

per vers bekomm' ich tausend eier.

 

(wiederum robert gernhardt)

 

hessen nimmt abschied von freddie mercury

mit fünfundvierzig war schon schluss

- des kam vom vielen koitus.

der fred war schwul als wie die nacht,

drum hat er's aach net lang gemacht.

 

dabei konnt' der doch so schee singe!

was muss der da noch kerls bespringe?

wär er net nei in jedes bett,

könnt' er noch lebe', unsän fred.

 

am samstaach fraacht mer: fred, wie geht's?

am sonntaach sachtä: isch hab' ehds.

am montaach kommtä aus dem haus:

im eischensarg, die füß voraus.

 

am end' hätt' er noch gern gesunge -

hätt' er halt net die jungs besprunge!

leut', sagt ihr: ehds, des krieg' isch nie,

dann denkt an freddie mercury.

 

(nochmal simon[e] borowiak)

 

hessen nimmt abschied von serge gainsbourg

 

wer raucht als wie der gainsbuur sersch,

dem seine lung' werd bald zum zwersch.

im sersch sei lung' ging nix mehr rein,

da half ihm auch kaan krankeschein.

der hat geraucht als wie ään schlot,

der gainsbuur sersch. jetz' issä dot.

 

was hat der üwwähaupt gemacht?

geraucht! bis ihm die lung' gekracht.

mer munkelt aach von schaafem trinke -

sei lebä fing schon an zum stinke.

die lebä war bald völlisch morsch,

des war das end vom gainsbuur schorsch.

 

sein tod warn net zuletzt die weibä,

vor allem die mit luxuxleibä:

bardots brischitt unn jane birkin,

die machte' schorschis lebä hin.

und war er voll von schmerz unn wein,

ging' ihm die kippe' stangweis rein.

 

der lunge-lebä-kreis sisch schließt,

dergleischen mer im brockhaus liest.

der sersch, der wurd so lang net klug,

bis mer ihn uff de' friedhof trug.

drum, leut, wollt ihr net gleisch danebä,

gebt acht uff euä lung' unn lebä!

 

(erneut: simon[e] borowiak)

 

"Jeder ist seines Glückes Schmid, aber nicht jeder hat ein schmuckes Glied"

 

©1985 Bahnhofsklo Wanne-Eickel

 

schüttelreime? bitte sehr!

 

was soll ich mit fürst metternich?

mein vetter küsst viel netter mich.

 

:smile:

 

es klapperte die klapperschlang,

bis ihre klapper schlapper klang.

 

(heinz erhardt)

 

:smile:

 

frisst glaspapier der windhund,

dann wird er später hint' wund.

 

:smile:

  • Autor
es nahm sich einst ein riesenweib

'nen kleinen mann zum zeitvertreib :cool:

 

vorfreude ist halt doch die beste.:rolleyes:

 

wie der urin vorüberrauscht.:eek:

 

bilden sie mal einen satz mit...

 

metapherme tapher wirklich nicht mehr trinken.

 

(robert gernhardt)

 

bilde sie mal einen satz mit...

 

Vor dem Schlafen

nach dem Essen

 

allah und moschee

 

bilden sie mal einen satz mit...

 

pervers

ja, meine reime die sind teuer,

per vers bekomm' ich tausend eier.

ich wusste es !!

 

hessen nimmt abschied von freddie mercury

mit fünfundvierzig war schon schluss

- des kam vom vielen koitus.

 

hessen nimmt abschied von serge gainsbourg

 

schüttelreime? bitte sehr!

 

frisst glaspapier der windhund,

dann wird er später hint' wund.

 

:smile:

 

 

 

das muss ein strenges Stöffche gwesen sein,

das wo Du da geraucht hast !

ne - coole Sache Mann,

lachgas wirds gefreut haben....

 

mich auch,

 

köstlich!

  • Autor
das muss ein strenges Stöffche gwesen sein,

das wo Du da geraucht hast !

ne - coole Sache Mann,

lachgas wirds gefreut haben....

 

mich auch,

 

köstlich!

 

http://www.saab-cars.de/showpost.php?p=351701&postcount=137

 

jetzt habe ich verstanden......... weihnachtsmarkt.....oh oh ohhhh:tongue:

das muss ein strenges Stöffche gwesen sein,

das wo Du da geraucht hast !

ne - coole Sache Mann,

lachgas wirds gefreut haben....

 

mich auch,

 

köstlich!

 

ich glaube, ich sag' dazu ma' nix... :cool:

 

http://www.saab-cars.de/showpost.php?p=351701&postcount=137

 

jetzt habe ich verstanden......... weihnachtsmarkt.....oh oh ohhhh:tongue:

"In the long run we are all dead."

 

Im Ziel liegt nicht der Sinn sondern in dem Weg dort hin!

"If everything is under control, you're probably moving too slow."

"Pain is nothing compared to the emptiness of quitting"

Wennschon, dennschön:

 

http://www.ernstjandl.com/

 

Aus Zug:

 

lichtung

manche meinen

lechts und rinks

kann man nicht velwechsern

werch ein illtum!

 

Er mußte. Sein?

du willst jandl? du kriegst jandl!

 

Ottos Mops

 

Ottos Mops trotzt

Otto: fort Mops fort

Ottos Mops hopst fort

Otto: soso

 

Otto holt Koks

Otto holt Obst

Otto horcht

Otto: Mops Mops

Otto hofft

 

Ottos Mops klopft

Otto: komm Mops komm

Ottos Mops kommt

Ottos Mops kotzt

Otto: ogottogott

 

:cool:

Noch einmal auschnittsweise Kästner, frei aus dem Gedächtnis zitiert:

(es ging wohl um Helden)

 

 

 

Die Lorely, bekannt als Fee und Felsen,

ist jener Fleck am Rhein nicht weit von Bingen

wo früher Schiffer mit verdrehten Hälsen

von blonden Haaren schwärmend untergingen.

google hilft...

 

Noch einmal auschnittsweise Kästner, frei aus dem Gedächtnis zitiert:

(es ging wohl um Helden)

 

 

 

Die Lorely, bekannt als Fee und Felsen,

ist jener Fleck am Rhein nich weit von Bingen

wo früher Schiffer mit verdrehten Hälsen

von blonden Haaren schwärmend untergingen.

 

alder, perfekt zitiert! wo hastn das gelernt?

 

für alle, die sich fragen, wie es weitergeht, kommt hier ist das ganze werk:

 

Der Handstand auf der Loreley

(nach einer wahren Begebenheit) Die Loreley, bekannt als Fee und Felsen,

ist jener Fleck am Rhein, nicht weit von Bingen,

wo früher Schiffer mit verdrehten Hälsen,

von blonden Haaren schwärmend, untergingen.

Wir wandeln uns. Die Schiffer inbegriffen.

Der Rhein ist reguliert und eingedämmt.

Die Zeit vergeht. Man stirbt nicht mehr beim Schiffen,

nur weil ein blondes Weib sich dauernd kämmt.

Nichtsdestotrotz geschieht auch heutzutage

noch manches, was der Steinzeit ähnlich sieht.

So alt ist keine deutsche Heldensage,

daß sie nicht doch noch Helden nach sich zieht.

Erst neulich machte auf der Loreley

hoch überm Rhein ein Turner einen Handstand!

Von allen Dampfern tönte Angstgeschrei,

als er kopfüber oben auf der Wand stand.

Er stand, als ob er auf dem Barren stünde,

mit hohlem Kreuz und lustbetonten Zügen.

Man fragte nicht: Was hatte er für Gründe?

Er war ein Held, das dürfte wohl genügen.

Er stand verkehrt im Abendsonnenscheine.

Da trübte Wehmut seinen Turnerblick.

Er dachte an die Loreley von Heine

und stürzte ab. Und brach sich das Genick.

Er starb als Held. Man muß ihn nicht beweinen.

Sein Handstand war vom Schicksal überstrahlt.

Ein Augenblick mit zwei gehobnen Beinen

ist nicht zu teuer mit dem Tod bezahlt.

P. S. Eins wäre allerdings noch nachzutragen;

Der Turner hinterließ uns Frau und Kind.

Hinwiederum, man soll sie nicht beklagen,

weil im Reich der Helden und der Sagen

die Überlebenden nicht wichtig sind.

Das fehlende "t" laste ich der heimischen Mundart an. Oder vielleicht schreibe ich einfach zu schnell.:rolleyes:

 

Wo man so etwas lernt? In der Schule. Allen Studien zum Trotz selbst in NRW. :biggrin:

Schöne Beiträge........nur Jandl muss man hören, gelesen entgeht einem mindestens die Häfte.

Darf ich auch mitspielen ?...

 

...Lyrik englisch, Verfasser unbekannt:

 

There was a young fellow named Skinner,

who took a young lady to dinner,

they went out at half past nine,

at half past ten it was in her,

the dinner,

not Skinner,

Skinner was in her before dinner...

:redface:

 

Na dann gut N8

__________________

Carpe noctem

Das æsthetische Wiesel

 

Ein Wiesel

saß auf einem Kiesel

inmitten Bachgeriesel.

 

Wißt ihr,

weshalb?

 

Das Mondkalb

verriet's mir

im Stillen:

 

Das raffinier-

te Tier

tats um des Reimes willen.

sehr schön

 

Ein Wiesel

 

saß auf einem Kiesel

inmitten Bachgeriesel.

 

Wißt ihr,

weshalb?

 

Das Mondkalb

verriet's mir

im Stillen:

 

Das raffinier-

te Tier

 

tats um des Reimes willen.

 

ein schöner "Stern am Morgen".

gute Idee, mal wieder in den Galgenliedern zu stöbern

 

!

kultur!

 

Ein Wiesel

saß auf einem Kiesel

inmitten Bachgeriesel.

 

Wißt ihr,

weshalb?

 

Das Mondkalb

verriet's mir

im Stillen:

 

Das raffinier-

te Tier

tats um des Reimes willen.

 

und das am frühen sonntagmorgen...

 

ich tu' zum 1. advent nochmal 'nen kästner raus - sozusagen für alle, deren cabrios jetzt wg. saisonzulassung im häuschen stehen:

 

 

Im Auto über Land

 

An besonders schönen Tagen

ist der Himmel sozusagen

wie aus blauem Porzellan.

Und die Federwolken gleichen

weißen, zart getuschten Zeichen,

wie wir sie auf Schalen sahn.

 

Alle Welt fühlt sich gehoben,

blinzelt glücklich schräg nach oben

und bewundert die Natur.

Vater ruft, direkt verwegen:

"'N Wetter, glatt zum Eierlegen!"

(Na, er renommiert wohl nur.)

 

Und er steuert ohne Fehler

über Hügel und durch Täler.

Tante Paula wird es schlecht.

Doch die übrige Verwandtschaft

blickt begeistert in die Landschaft.

Und der Landschaft ist es recht.

 

Um den Kopf weht eine Brise

von besonnter Luft und Wiese,

dividiert durch viel Benzin.

Onkel Theobald berichtet,

was er alles sieht und sichtet.

Doch man sieht's auch ohne ihn.

 

Den Gesang nach Kräften pflegend

und sich rhythmisch fortbewegend

strömt die Menschheit durchs Revier.

Immer rascher jagt der Wagen.

Und wir hören Vatern sagen:

"Dauernd Wald, und nirgends Bier."

 

Aber schließlich hilft sein Suchen.

Er kriegt Bier. Wir kriegen Kuchen.

Und das Auto ruht sich aus.

Tante schimpft auf die Gehälter.

Und allmählich wird es kälter.

Und dann fahren wir nach Haus.

 

(Erich Kästner)

  • 2 Wochen später...

Advent

 

Advent

 

Es blaut die Nacht. Die Sternlein blinken.

Schneeflöcklein leise niedersinken.

Auf Edeltännleins grünem Wipfel

häuft sich ein kleiner weißer Zipfel.

 

Und dort, vom Fenster her durchbricht

den dunklen Tann' ein warmes Licht.

Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer

die Försterin im Herrenzimmer.

 

In dieser wunderschönen Nacht

hat sie den Förster umgebracht.

Er war ihr bei der Heimespflege

seit langer Zeit schon sehr im Wege.

 

So kam sie mit sich überein:

Am Nicklausabend muß es sein.

Und als das Rehlein ging zur Ruh',

das Häslein tat die Augen zu,

 

Erlegte sie - direkt von vor'n

- den Gatten über Kimm' und Korn.

Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase

zwei-, drei-, viermal die Schnuppernase.

 

Und ruhet weiter süß im Dunkeln,

Derweil die Sternlein traulich funkeln.

Und in der guten Stube drinnen,

da läuft des Försters Blut von hinnen.

 

Nun muß die Försterin sich eilen,

den Gatten sauber zu zerteilen.

Schnell hat sie bis auf die Knochen

nach Waidmanns Sitte aufgebrochen.

 

Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied

- was der Gemahl bisher vermied -

Behält ein Teil Filet zurück,

als festtägliches Bratenstück.

 

Und packt zum Schluß - es geht auf vier -

die Reste in Geschenkpapier.

Da dröhnt's von fern wie Silberschellen.

Im Dorfe hört man Hunde bellen.

 

Wer ist's, der in so tiefer Nacht

im Schnee noch seine Runde macht?

Knecht Ruprecht kommt mit goldenem Schlitten

auf einem Hirsch herangeritten!

 

»Heh, gute Frau, habt ihr noch Sachen,

die armen Menschen Freude machen?«

Des Försters Haus ist tief verschneit,

doch seine Frau steht schon bereit:

 

»Die sechs Pakete, heil'ger Mann,

's ist alles, was ich geben kann!«

Die Silberschellen klingen leise.

Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.

 

Im Försterhaus die Kerze brennt.

Ein Sternlein blinkt: Es ist Advent.

(Loriot)

  • 2 Monate später...
  • Autor

Kultur am Morgen / 15 Minuten vor 06:00 Uhr

 

als Teilnehmer des Morgenfreds suche ich nach Möglichkeiten etwas Kultur dort hinaeinzubringen.

Hier der letzte Versuch::smile:

 

Eduard Mörike

 

An einem Wintermorgen, vor Sonnenaufgang

 

O flaumenleichte Zeit der dunkeln Frühe!

Welch neue Welt bewegest du in mir?

Was ist's, daß ich auf einmal nun in dir

Von sanfter Wollust meines Daseins glühe?

 

Einem Kristall gleicht meine Seele nun,

Den noch kein falscher Strahl des Lichts getroffen;

Zu fluten scheint mein Geist, er scheint zu ruhn,

Dem Eindruck naher Wunderkräfte offen,

Die aus dem klaren Gürtel blauer Luft

Zuletzt ein Zauberwort vor meine Sinne ruft.

 

Bei hellen Augen glaub ich doch zu schwanken;

Ich schließe sie, daß nicht der Traum entweiche.

Seh ich hinab in lichte Feenreiche?

Wer hat den bunten Schwarm von Bildern und Gedanken

Zur Pforte meines Herzens hergeladen,

Die glänzend sich in diesem Busen baden,

Goldfarbgen Fischlein gleich im Gartenteiche?

 

Ich höre bald der Hirtenflöten Klänge,

Wie um die Krippe jener Wundernacht,

Bald weinbekränzter Jugend Lustgesänge;

Wer hat das friedenselige Gedränge

In meine traurigen Wände hergebracht?

 

Und welch Gefühl entzückter Stärke,

Indem mein Sinn sich frisch zur Ferne lenkt!

Vom ersten Mark des heutgen Tags getränkt,

Fühl ich mir Mut zu jedem frommen Werke.

Die Seele fliegt, so weit der Himmel reicht,

Der Genius jauchzt in mir! Doch sage,

Warum wird jetzt der Blick von Wehmut feucht?

Ist's ein verloren Glück, was mich erweicht?

Ist es ein werdendes, was ich im Herzen trage?

 

- Hinweg, mein Geist! hier gilt kein Stillestehn:

Es ist ein Augenblick, und alles wird verwehn!

 

Dort, sieh, am Horizont lüpft sich der Vorhang schon!

Es träumt der Tag, nun sei die Nacht entflohn;

Die Purpurlippe, die geschlossen lag,

Haucht, halbgeöffnet, süße Atemzüge:

Auf einmal blitzt das Aug, und, wie ein Gott, der Tag

Beginnt im Sprung die königlichen Flüge!

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