Man kann nicht beides haben: Platz im Auto und einen Sportwagen unterm Blech.
Alle bezahlbare Technik ist ein Kompromiß. Früher hatten die Ingenieure allerdings noch die Freiheit, ein Kunststück zu vollbringen und die Kompromisse zugunsten der Kunden zu verschieben. Heute sind die Ingenieure nur noch Erfüllungsgehilfen der Rechts- und Marketingabteilungen und ein Unternehmen nur ein Cash-Flow-Sklave seiner Eigner oder des Fiskus.
CAD-CAM ist Segen und Fluch zu gleich. So "leicht" es heute ist, etwas zu konstruieren, so wenig Genialität findet man in den heutigen Produkten. Im Nu sind Carbonteile gezeichnet, getestet und verbaut. So ist dann aber auch jedes Produkt heute gleich. Keines ist mehr spezifisch. Keines hat mehr eine Seele. Alles hat man überall schon mal gesehen. Daher sind Designer heute genötigt, den Sehnerv zu strapazieren, ihn mit Überzeichnungen zu überfordern, damit das tolle Produkt bloß nicht übersehen wird.
Die digitale Technik bringt digitales Design und Produkte hervor und macht auch einen digitalen Menschen erforderlich.
Es gibt heute kein schwedisches, französisches, deutsches, italienisches oder englisches Design mehr. Heute gibt es Volvo made in China und Mercedes made in USA. Heute ist alles ein globaler Einheitsallerlei, der mit Kitsch überzogenen wird, um sich im bunten, grauen Alltag "abzuheben". Daß man versucht, sich abzuheben doch, zeigt, daß es keine Eigenständigkeit mehr gibt.
Volvo und Saab bauten immer Fahrzeuge, bei denen das Konzept in sich schlüssig war, und man dieses in jedem Winkel des Autos wiedererkannte. Sie biederten sich nicht dem Zeitgeist an. Insofern bin ich fast froh, daß es Saab heute nicht mehr gibt. Denn ein Saab ist für die heutige Zeit ein Produkt, welches niemand mehr will, da es niemand mehr begreift, ja zu begreifen weder willens noch fähig ist. Ein Folkeboot unter Jetskis. Ein Wikinger im überall gleichen IKEA-Wohnzimmer. Ein "Verbrenner" im digitalen "Elektrozeitalter".
Ich bin allerdings doch sehr froh darüber, daß mich mein Saab nicht mit "Good morning Mr. Special! How are you today?" "begrüßt"!
Volvo wurde ein Zombi, wie alle anderen auch. Der Volvo-Kunde von heute hat mit dem ehemaligen nichts mehr gemein - außer das Image. Gleiches gilt für Alfa-Romeo, Citroen, etc.
Das ist keine Klage sondern lediglich Realsimus. Mit den heutigen Autos, halte ich es wie mit allem... frei nach Le Curbusier: Jede Generation hat die Autos, die sie verdient.
Was Trionic anbelangt, die Messung der Ionenspannung ist ein schlüssiges Konzept, daß m.W.n. nicht von Saab stammt, sondern von einem ehemaligen Professor einer schwedischen Universität, der dies mit Saab zur Serienreife brachte. Die T5.2 mit dem Hall-Sensor gab es nur ein Jahr. Aufgrund der mangelnden Kompatibilität mit der T5.5 vermute ich, daß Saab gewisse Patente und Lizenzgebühren umgehen wollte.
Trionic schaut in den Verbrennungsprozeß hinein, statt "nur" dessen Ergebnis zu analysieren (Lambda-Sonde). Insofern ist die Analyse ursächlicher. Eine Lambda-Sonde für mehrere Zylinder mißt nur einen Durchschnitt. Trionic "schaut" in jeden einzelnen Zylinder hinein.
Trionic ist eine technologische Leistung, die die Größen der Automobilindustrie sich nicht leisten wollten. Es ist ein Produkt der einstigen Freiheiten der Konstrukteure. Interessanter Weise ist diese Technologie heute noch nicht überholt.