resultate der abwrackprämie im wirklichen leben
die abwrackprämie - unendliche diskussionsweiten tun sich auf. die wirtschaftliche und ökologische idiotie der staatsknete fürs wegschmeißen funktionstüchtiger maschinen haben wir ja nun ausgiebig besprochen. was mir bisher allerdings fehlt, sind anmerkungen zu den konsequenzen für das alltägliche verkehrsgeschehen in diesem, uns'rem lande.
und die sind - verheerend!
dass sich jetzt die innenstädte füllen mit bizarr gestylten klein- und kleinstwagen zumeist fernöstlicher provenienz ist einerseits ein ästhetisches problem. zumindest für mich. denn irgendwie belastet es mich, neuerdings überall vierrädrige etwasse anschauen zu müssen, für deren frontdesign offensichtlich irgendwelche exotischen insekten unter dem vergrößerungsglas modell gestanden haben.
noch anstrengender finde ich, dass menschen, die offensichtlich getrieben vom "hier-gibt-es-etwas-umsonst"-gier-impuls ihr letztes hab und gut zum neuwagendealer getragen haben, um mit abwrackprämie und kredit einen chevrolet matiz in ihren besitz zu bringen, diesen witz auf rädern jetzt behandeln wie ein rohes ei: da wird mit 20 km/h durch die stadt geschlichen, damit nix passiert; da werden zwei parkplätze mit einem auto zugestellt, für das auch ein halber parkplatz reichen würde, damit jede feindberührungsgefahr ausgeschlossen ist; da wird das wägelchen fast um die kurve getragen, damit sich die reifen nicht abnutzen. es ist ein graus.
der wirkliche grund aber, auf die erfinder der abwrackprämie den schlachtruf von marge simpsons onkel anzuwenden ("alle umlegen! soll gott sie aussortieren."), ist der: immer mehr der eindeutig als abwrackprämienkäufe erkennbaren fahrzeuge tauchen auf der autobahn auf, wo sie von menschen pilotiert werden, deren nun weggeschrottete altwagen sie bislang offensichtlich erfolgreich, mit gutem grund und zum segen aller ernsthaften verkehrsteilnehmer von mehrspurigen bundesfernstraßen ferngehalten hatten. und da sind sie nun: kleinrentner im opel agila mit schwarz getönten heckscheiben, die ihre vom lebensalter und dem dreizylinder naturgemäß gezügelte lust am leben mit 110 auf der linken spur ausleben; jungväter, die sich wegen der serienmäßigen airbags mit dem mit kind und kegel und krimskrams überladenen renault kangoo (kleinster motor!) jetzt wieder auf die autobahn trauen, wo sie angst- und beschleunigungsreservenfrei so ziemlich allem außer schiffen und flugzeugen im weg sind; kleine, zierliche frauen, die mit dem neuen, niedlichen daihatsu sirion erstmal auf 80 abbremsen, ehe sie sich ansatz- und vor allem blinkzeichenlos nach links bewegen, um dann ganz gemach einen lastwagen zu überholen; verkehrserzieher, die mit dem staatlich geförderten erwerb eines dacia logan kombi auch das recht erworben haben, allen anderen verkehrsteilnehmern mal zu zeigen, was ein anständiger deutscher staatsbürger ist - nämlich einer, der nur 125 fährt, wenn 130 erlaubt ist, und der noch ein bisschen abbremst, wenn der hintermann den sicherheitsabstand leicht unterschreitet, um zaghaft den wunsch zu überholen anzudeuten.
anders gesagt: es war eine schöne zeit, als all die deppen, trottel, greise, ewigzukurzgekommenen, spießer, geistesarmutsopfer und vollspacken, die jetzt von der abwrackprämie neu motorisiert am straßenverkehr teilnehmen, ihre alte rostlaube mangels geld für reparaturen und sprit stehen ließen und bus und bahn gefahren sind.
aber diese zeiten sind vorbei.
DAS ist das wirkliche problem mit der abwrackprämie.
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sorry, aber nach einmal wiesbaden-sanktaugustin und zurück heute mittag musste das mal sein - auskotzen reinigt die seele, ihr wisst schon...
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