Der Aero ist kein Einzelkind mehr. Ich melde Vollzug.
Erst das Papier, dann das Blech.
Speziell für Meister Strudel: Alle sechs Rostschutzbehandlungen wurden ordnungsgemäß durchgeführt und abgestempelt.
Der Serviceintervalle:
7.3.02 Lieferservice mit KM 9
27.9.02 Inspektion bei KM 9.212
1.10.03 Inspektion bei KM 22.519
7.10.04 Inspektion bei KM 39.448
25.10.05 Inspektion bei KM 51.822
24.10.06 Inspektion bei KM 61.414
2.11.07 Inspektion bei KM 76.292
18.11.08 Inspektion bei KM 88.958
26.11.09 Inspektion bei KM 103.134
30.11.10 Inspektion bei KM 116.604
22.11.11 Inspektion bei KM 127.140
22.10.12 Inspektion bei KM 140.521
Alle Inspektionen bei Saab Etehad. Außer 2011, da war er in einer freien Werkstatt.
Insgesamt war der 9-3 jedes Jahr zwei bis dreimal in der Werkstatt. Die wichtigsten Reparaturen: neuer Katalysator bei 63tkm, neue Motorhaubendämmmatte 102tkm (nicht wirklich wichtig, aber anekdotisch, denn sie wurde nur gewechselt, weil "die alte Matte nicht mehr schön aussah"), Mittelschalldämpfer bei 103tkm, Druckschlauch Servopumpe bei 104tkm (der Klassiker ... hatte meiner auch), große 110tkm-Inspektion mit Poly-V-Riemen und Umlenkrollen, Querlenker vorne neu bei 116 tkm, Bypassventil und Unterdruckschlauch bei 119tkm, Stoßdämpfer hinten bei 126tkm, Scheiben und Klötze hinten und vorne bei 127tkm, elektrische Antenne erneuert bei 140tkm.
Mit dem Auto bekommen habe ich alle Werkstattrechnungen seit 2006, die Original-Prospekte ... und: die originale Neufahrzeugbestellung inkl. aller Übergabeunterlagen
"Saab 9-3 SE 2.0 T Coupe - Wir liefern Ihnen heute einen Neuwagen der Marke SAAB mit den oben aufgeführten Daten zum heute gültigen Preis von 23.450 Euro. Wir danken Ihnen für Ihre Entscheidung und wünschen Ihnen mit IHREM SAAB viel Freude. Farbe: 278 Laserrot, Ausst. K13 Leder Grau"
Überführung und der volle Tank wurden separat berechnet.
Die Erstzulassung datiert anders als gedacht nicht auf 2001, sondern auf den 7. März 2002. Sonderausstattung: gar nix.
Zum Auto dazu bekommen habe ich neuwertige Michelin-Winterpneus auf Stahlfelgen und neuwertige Michelin-Sommerräder auf Originalleichtmetallfelgen.
Bei der Besichtigung, auf der Bühne und bei der Probefahrt suchte ich verzweifelt nach Mängeln, die ich für die Preisverhandlung nutzen könnte. Es gab keine. Die Stoßstange hinten hat auf beiden Seiten Parkkratzer, die die Vorbesitzerin selbst mit dem Lackstift bearbeitet hat. Ein Nebelscheinwerfer zieht Feuchtigkeit. Das war es. Federbeine sind absolut rostfrei, sehen aus wie frisch gewechselt. Keine Ahnung, wie das kommt. Das SID wurde schon mal repariert (für knappe 300 Euro ...) und funktioniert einwandfrei. Die elektrische Antenne, Scheinwerferwischer, Tempomat, Sitzheizung, ZV, FH - alles ohne Fehl und Tadel. Von unten ist das Auto ebenfalls jungfräulich. Diese merkwürdige Stabistange an der Hinterachse habe ich zum ersten Mal in meinem Leben in völlig unverrostetem Zustand gesehen. Dass der Motor kein Öl verliert, versteht sich von selbst. Die markenfremde Werkstatt zeigte sich ebenfalls angetan: "Der hat gar nix. Überhaupt nix!" Und so ungerne ich es eingestehe: Bei der Probefahrt dachte ich mir: Ach, so kann ein 9-3 auch fahren? Dagegen fühlte sich die alte Hillary bei gleicher Laufleistung ausgelutscht an. Das Fahrwerk ist straff wie am ersten Tag. Schaltung, Kupplung, Lenkung wie neu.Innen klappert und knistert nichts. Und ich war ehrlich erstaunt, wie extrem gut der 2.0t zieht. Außerdem ist er der leiseste Saab-Motor, den ich je gefahren habe. Im Leerlauf hört man buchstäblich nichts.
Auf der Hinfahrt hatte ich mir noch einen Schlachtplan zurecht gelegt, um den Preis zu drücken. Der besorgte Gesichtsausdruck beim Anblick der Federbeine war fest einstudiert, kam aber nicht zum Einsatz.
So saßen wir dann am Ende in der Cafeteria eines Einkaufszentrums um den Tisch wie eine türkische Großfamilie: Die (wirklich sehr reizende!) Frau S. nebst "Lebensgefährten" und ich mit meinen Eltern. Sie nannte einen Betrag, der über meinen gebotenen 3.000 Euro lag. Ich nannte einen Betrag, der darunter lag. Wir einigten uns auf ... 3.000 Euro. Im Vorfeld hatte ich noch gedacht: "Beim 9-3 diktieren die Käufer die Preise, und ein rotes Coupé will sowieso keiner. Da muss noch was gehen."
Aber ernsthaft: Für so ein Auto weniger als 3.000 Euro zu bezahlen - das wäre sittenwidrig gewesen. Ich hätte mich schmutzig gefühlt.
(Dass der Tank noch zu 3/4 voll war, mag als zusätzliches Argument herhalten)
Ich beende also diesen Tag mit dem Gefühl, ein gutes Geschäft gemacht zu haben. Freilich hat der Anni einen Nachteil: Im Gegensatz zu den frühen 9-3/Iern riecht er nicht mehr wie ein Saab. Aber das gleicht er damit aus, dass ich mit ihm auch seine Geschichte gekauft habe. Auch wenn er jetzt bei mir ist - irgendwie wird er immer auch der Saab von Renate S. bleiben. Und ich gelobe feierlich, ihn auch so zu behandeln.