Die erste Langstrecke mit dem neuen Saab. Natürlich dorthin, wo die Wege aller Schaffer-Saabs hinführen. Zu den Borghardts ins Saab Zentrum Paderborn. Aber zunächst einmal führt der Weg in den Stau. Normalerweise ärgert mich das wie alle anderen. Aber heute stört es mich nicht sonderlich. Ich bummele mit der Automatik gelassen in der Karawane mit und lasse dabei meinen Blick durch den Wagen wandern. Ich streichele über die duftenden beigen Ledersitze, ich streife mit dem Handrücken über die edlen Türverkleidungen, fahre die Fenster hoch und runter, bewundere die formschönen Kopfstützen, den eleganten Schwung des Armaturenbretts, die verborgenen Sitztaschen, den Zündschlüssel in der Mittelkonsole. All die kleinen Detaillösungen, die einen Saab so typisch Saab machen. Dann schalte ich NDR Info ein und komme mir vor wie ein kultivierter und gebildeter Mensch. Typisch Saab-Fahrer eben. Als mir das zu langweilig wird, rufe ich über die Freisprecheinrichtung meine Eltern an. Einfach nur, um über meine Freisprecheinrichtung zu telefonieren. Ich erzähle ihnen, an welcher Autobahnabfahrt ich zuletzt vorbeikam und welche als nächstes kommt. Aber ich komme mir dabei vor wie einer dieser coolen amerikanischen Rechtsanwälte in einem dieser coolen amerikanischen Filme, die mit ihrem Saab über einen Highway am Pazifik entlangbrausen und ihrem Büro telefonisch sehr wichtige Dinge für den nächsten Prozesstag durchgeben. Typisch Saab-Fahrer eben.
Schließlich löst sich der Stau auf. Vor mir der Horizont, im Herzen die Freiheit, unter der Haube ein starker Saab-Turbomotor. Ich trete aufs Gaspedal und ziehe den anderen Autos einfach davon. Die Ladedruckanzeige zuckt ein wenig, ich werde etwas zurück in den Sitz gedrückt, aber ansonsten bleibt im Innenraum alles still. Diese Gelassenheit und Mühelosigkeit ist es, die einen Saab zu einem Saab macht. „Auf langen Strecken zuhause“ hieß mal ein Werbeslogan. Vielleicht der treffendste, den Saab je hatte. Die Steigungen verschwinden einfach – wenn ich bergan beschleunigen will, dann beschleunige ich eben bergan. Soviel und so schnell wie ich will. Die Lenkung vermittelt diesen besonderen Kontakt zur Straße, so wie es nur eine Saab-Lenkung kann. Die Sitze sind und bleiben einfach die bequemsten Autositze der Welt. Die Kraft des leisen Turbo-Motors fühlt sich an wie eine endlose Ressource. Sie drängt sich nie auf. Sie flüstert nur: Ich bin da, falls du mich brauchst.
Das Auto rauscht mit mir in die Abenddämmerung hinein. Die schönen klaren Armaturen-Anzeigen schimmern grün. Nichts knistert, nichts klappert, nichts knarzt. Dieses Auto wurde in dem Jahr zugelassen, in dem ich Abitur machte. Und dennoch fühlt es sich an wie neu. Weil es gut gebaut ist. Und weil es gut konstruiert ist. Ein Saab kommt nie aus der Mode. Er ist dem Wettbewerb fast immer überlegen. Und wo er nicht überlegen ist, ist er konsequent anders – und damit im Grunde doch wieder überlegen.
Ein Freund sagte mal: „Mit einem Saab bist du immer gut angezogen.“ Stimmt, denke ich. Aber vor allem sitzt ein Saab immer wie ein Maßanzug – genau für mich gemacht. Die hohe Seitenfensterlinie, die steile Frontscheibe. Behaglich ist es hier, das Auto umschließt mich sicher, aber engt mich nicht ein. In einem Saab bin ich daheim. Dies ist mein sechster Saab. Seit über zehn Jahren fahre ich mittlerweile Saab. Und doch hat sich meine tiefe Zuneigung für diese Automobile nicht abgenutzt. An einem Abend wie diesem ist die Faszination wieder genauso groß wie am allerersten Tag. Damals, als ich mit meinem Vater in Bremen meinen ersten Saab abholte und wir beide völlig begeistert waren.
Paderborn kommt näher. Es ist dunkel geworden und ich habe das Night Panel eingeschaltet. Noch so ein Detail, das es nur bei Saab gibt. Meine Playlist springt auf „Jackie Chan“ von Tiësto&Dzeko. Ich drehe die Musik laut, trete für die letzten Autobahnkilometer noch einmal aufs Gas, werde noch einmal in den Sitz gedrückt. Und ich denke: Was für ein fantastisches Auto! Ein Saab. Mein Saab.