Danke für die netten Antworten.
Ich denke, daß die Hauptursache für das mangelnde Verständnis gegenüber uns Fahrern in dem relative geringen Ansehen des Berufes liegt, gerade in Deutschland, wo man oft bei vielen Firmen wie der letzte mensch behandelt wird, obwohl die Leibeigenschaft eigentlich abgeschafft sein sollte.....
Beispiel:
Bei vielen Lebensmittel- Ketten ist es Usus, daß der Fahrer zu entladen hat. An und für sich ja kein Thema. Aber die Ware vom Rampentor etwa 50 Meter oder mehr in die Halle reinziehen ( manchmal sogar mit nem Hubwagen anstatt der Elektroameise) ist dann ein bißchen viel verlangt. Bei 34 Stellplätzen für Europalleten kann man sich ausrechnen, wieviel Strecke da zusammen kommt. bei leichter Ware auch kein Ding. Aber wenn man dementsprechende Ware hat, die schwer ist ( auf ne Europalette darf man 1,2 Tonnen packen) ist das nach 9 oder 10 Stunden hinter dem Steuer auch nicht gerade gut fürs Kreuz.
Dann wird man schon bei der Abgabe der Frachtpapiere oft ignoriert, wenn man das erste mal an der Abladestelle ist und zweimal nachfragen muß, weil man das genuschel durch die Glasscheibe nicht versteht, auch schon mal als schwerhörig oder begriffsstutzig bezeichnet. man bekommt nen Piepser in die Hand gedrückt oder muß auf ne Anzeigetafel die ganze Zeit schauen, wann die Nummer angezeigt wird, die man vorher bekommen hat. Das geht schon mal 2 bis 3 Stunden. Dann abladen, dann kommt der Kontrolleur, macht einen oft zur Sau, weil die Ware so mies verpackt wurde ( als ob man als Fahrer etwas dafür könnte), dann kommt es oft vor, daß man die Tauschpaletten oft in der ganzen Abladezone zusammensuchen muß, und dann wartet man wieder auf den Kontrolleur, der einem dann die Papiere unterzeichnet.
So kann man in etwa nachvollziehen, was zu niedrigen Preisen in der Lebensmittelbranche unter anderem mit beiträgt.
Nach dieser freundlichen Behandlung und der Plackerei, geht es teilweise nach 4 bis 5 Stunden wieder auf die Autobahn in die Baustelle........
Nächstes Beispiel:
Auf ner Autobahn die Richtung Osten führt, sagen wir mal die A 6 Richtung Nürnberg. Man läuft auf nen Polen oder Tschechen auf, die tendenziell schwächere und ältere LKWs haben ( wie könnten die auch solche Kampfpreise auf dem Frachtmarkt anbieten.....
Man weiss, an der Frankenhöhe kommt man locker vorbei. Doch hoppla, da gibt der Herr Kollege Gas, und man kämpft sich mühevoll vorbei. Stichwort Elefantenrennen. Das sind die Früchte des Tempobegrenzers......
In England sagt kein Polizist etwas, wenn man bergab mit mit nem 110er auf dem Tacho vorbeihobelt. Ist technisch oder vom Fahren her nicht sooo unsicher, wie viele denken. Im gegenteil, im Falle des Sattelzugs läuft er sogar stabiler hinterher und wedelt weniger.
Ich habe mich mit nem Polizisten in Wiltshire unterhalten. Und der sagte mir:
" Was soll ich euch schickanieren. Ihr fahrt mehr 100000 Meilen pro Jahr, oder noch mehr, habt somit viel mehr Erfahrung. Ihr wollt auch bestimmt heil nach Hause kommen. Wenn ihr es also laufen lasst, seid ihr schneller am Ziel. Ergo seid ihr schneller von der Strasse und wir haben demnach mehr Platz. Dein Chef hat was davon, der Empfänger hat was davon und du kommst früher nach Hause. Aber wenn es regnet, glatt ist oder nebelig ist und wir erwischen euch dabei, dann Gnade euch Gott. "So etwas nenne ich Pragmatismus. Und komischerweise funktioniert diese Policy recht gut, und mehr als 98% der Kutscher hält sich dran, denn die mögliche Strafen in GB sind mit drakonisch schwer zu umschreiben. Auf die Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten legen sie aber auch großen Wert. Da versteht der Brite keinen Spaß. genauso wie der Franzose und der Spanier.
In Frankreich wird die Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen den Zahlstellen via der Uhrzeit des Ticketausdruck ermittelt. und ich kann aus Erfahrung sagen, daß die Grenze ziemlich großzügig über 90 km/h liegt....

England ist ein Traum zum LKW- Fahren. Auf der M25 ( ne 6 bis 8 spurige Autobahn) um London rum, wird der Berufsverkehr dieser Metropole abgewickelt. Man sitzt ja auf der verkehrten Seite, hat also das rechte Fenster nen Spalt offen, damit man die PKWs hört, und will überholen.....
Spätestens das zweite Auto gibt dir die Lichthupe und lässt dich ausscheren. Im Berufsverkehr.....


...in Deutschland oder Belgien aufgrund mentalitäts- bedingter Unterschiede undenkbar.......
Überholverbote habe ich persönlich in 6 Jahren England- Verkehr auf ner Autobahn noch nie gesehen. Wie es jetzt aktuell aussieht vermag ich nicht mit Bestimmtheit zu sagen, denn es ist schon 5 jahre her, seit dem ich das letzt Mal drüben war...
Immer wenn man aus Deutschland raus war, hatte man urplötzlich seine Ruhe, und einen sauberen geraden Strich bei der 90 auf der Tachoscheibe, an Stelle des Sägeblatts in Deutschland. Holland ein einziger Stau zu bestimmten Zeiten, aber die Leute sehr nett.
Es ist wirklich erstaunlich, wie immens die Unterschiede in Europa sind......