Schon mal daran gedacht, dass es immer mehr Menschen gibt, welche täglich deutlich über 100 km unter die Räder nehmen müssen, um zur Arbeit und zurück zu kommen, und für welche es keine ÖPV-Alternative gibt, welche nicht auch noch die letzte Tagesfreizeit ud Zeit mit den Kindern stehlen würde?
Tja, böse Welt, alles voll von diesen entsetzlichen Sachzwängen.
Stell Dir mal vor, morgen passiert irgendwas Schreckliches und der Liter Sprit kostet tatsächlich 6 Euro. Und dann ? Die Erde wird sich weiterdrehen, aber der >100 km Arbeitsweg für den Pendler wird sich halt einfach nicht mehr rechnen. Alles was der verdient müßte er gerade wieder verfahren oder sogar mehr.
Also wären Alternativen gefragt:
- Ultra-Low-Verbrauchs-Gerät ? Da müßte der Streckenverbrauch aber gedrittelt bis geviertelt werden, um auf's gleiche herauszukommen, das geht wohl bloß mit einem 125er Motorrad mit Einspritzung, mit allen Einschränkungen, die das mit sich bringt.
- Fahrgemeinschaft ?
- Tageweise Home-Office ?
- Ewig mit Bus und Bahn unterwegs sein ?
- Umziehen und Wochenend-Ehe führen ?
- Kündigen und einen Job vor Ort oder in geringerer Entfernung suchen ? Da könnte sogar was schlechter bezahltes in Summe günstiger sein.
Alles nicht so praktisch, sicher. Aber wenn's die Ökonomie erzwingt, könnten solche Alternativen ruckzuck auf der Agenda stehen. Da braucht bloß irgend ein Mullah die Bombe werfen, schon haben wir das.
Die Idee einer Spritpreisgrenze, einer geringen Besteuerung oder gleichwertiger Maßnahmen ist für ein ölimportierendes, hoch industrialisiertes Land wie D völlig verfehlt. Diese Argumentation wurde jahrzehntelang in den USA gepredigt und praktiziert (der arme John Doe muß sich doch seinen Pickup leisten können, um die weiten Entfernungen zur Arbeit und zum Shoppen bewältigen zu können). Wozu das führte, ist offensichtlich. Im Gegenteil: Unter den Industrienationen sind die, in denen Treibstoff immer am höchsten besteuert war (Japan, Deutschland, Frankreich ...), sind ganz oben auf der Liste der wohlhabendsten Länder zu finden.
Kleiner Blick in die Vergangenheit: In den siebzigern waren Verbräuche von 13-15 Litern auf 100 für ein deutsches "Normalauto" gar nicht so unüblich: Ford Granada und Capri, Sechstopf-Opel oder BMW und auch die Mercedesse lagen gern auf diesen Niveau oder auch drüber, selbst der Käfer (!) mit der 44 oder 50 PS-Maschine kamen gern mal in diese Gegend. Amischlitten konnten auch über 20 Litern saufen, das kommt uns heute vor wie Dinosaurier !
Könnte gut sein, daß uns bald die heute angemessenen Verbräuche von 8-9 Litern bei Benzinern genauso Dinosaufier-mäßig vorkommen.