@Aero84:
guter Artikel.
Meine Ergänzung betrifft den Ursprung des heutigen Zustandes.
In Deutschland wird politisch argumentiert, die Einführung von E10 an den Tankstellen sei aufgrund einer Beimischungsverordnung auf europäischer Ebene erfolgt.
Das stimmt genau so nicht!
Die europäische Verordnung spricht nur von einer Beimischung in Betriebsstoffe.
Kraftstoffe zur Verbrennung in sog. OTTO-Motoren waren explizit nicht gemeint, da der Wirkungsgrad dieser Motoren nach heutigem Standard viel zu gering ist, als daß eine Beimischung einen ökologischen Aspekt hätte.
Die europäische Beimischungsverordnung zielte vielmehr auf eine Beimischung von Biokraftstoffen in Kraftwerken, Loks, etc, ab.
Dieser Geist der Verordnung wurde in Deutschland nachweislich von Lobbyisten der Mineralölkonzerne kassiert und zum Nutzen der Mineralölkonzerne umgeschrieben.
Im Handelsblatt gab es 2009 einen sehr gut recherchierten Artikel, wie das Bundesumweltministerium (damals unter Gabriel) zur Ausarbeitung der Gesetzesnovelle neue Mitarbeiter einstellte, die auf der Payroll von Mineralölkonzernen standen und immer noch stehen.
Ich habe hier mal Zahlen für Deutschland 2007 gefunden:
[FONT=verdana,arial,geneva]Auch 2007 waren die Autofahrer der größte inländische Verbraucher. Laut Mineralölwirtschaftsverband (MWV) flossen 50 Mio. Tonnen des Mineralölverbrauchs (46 Prozent) via Benzin (21,3 Mio. Tonnen) und Diesel (29,1 Mio. Tonnen) in den gewerblichen und privaten Kraftfahrzeugverkehr. Gerade 15 Prozent des Rohöls wurden zu leichtem Heizöl verarbeitet, was die schwindende Bedeutung von Öl als Heizenergie in privaten Haushalten unterstreicht. Die verbleibenden rund 35 Prozent gingen vor allem in die Industrie, als Schweres Heizöl, Rohbenzin, Chemieprodukte, oder wurden als Eigenverbrauch im Raffinerieprozess benötigt.[/FONT]
Quelle:
http://www.bpb.de/themen/PAYLME,0,0,Energie_in_Deutschland.html
Das gilt für Deutschland, wo 1. Autos weit verbreitet sind und 2. Öl nur ein Energieträger unter vielen ist. Weltweit sieht die Quote entsprechend anders aus!
Daher war es Ziel der Mineralölkonzerne, die wachsende Konkurrenz der Betreiber dezentraler Anlagen zur Energiegewinnung, die z.B. Palmöl einsetzen, zu unterdrücken.
Und das ist Ihnen mit der Beimischungsverordnung auch gelungen:
Der Weltmarkt z.B. für Palmöl, Rapsöl, etc. ist leergefegt. Die Mineralölkonzerne kaufen alles auf. Die Mehrkosten, die ihnen dafür entstehen, geben sie aufgrund ihrer Monopolstellung im Treibstoffmarkt für KFZ (die ja niemand ernsthaft bezweifelt) ungefährdet an die Verbraucher weiter.
Seit Mitte 2010 stehen daher weltweit immer mehr mittelständische BHKWs still. Die unliebsame gefährliche Konkurrenz ist also ausgeschaltet.
Das ganze Thema war also schon durch, die Mineralölkonzerne hatten ihr eigentliches Ziel erreicht.
Das Anfang 2011 nun E10 an den deutschen Tankstellen verkauft werden sollte .. nun gut, ja, gehörte mit zum Plan, aber aus Sicht der Mineralölindustrie eine völlige Lappalie und völlig uninteressant.
Die Autohersteller hatten ihre Listen erstellt, für die Beimischung von Biokraftstoff in die bisherigen Kraftstoffe hatte sich ja auch niemand ernsthaft interessiert.
Mit der "Ängstlichkeit" der deutschen Autofahrer hatte keiner dort gerechnet, weil sich die Monopolisten für das Thema einfach nicht interessierten ... und das ganze Thema und damit die Hintergründe natürlich totgeschwiegen werden sollten.
Das das Thema es jetzt aufgrund der Verunsicherung der Autofahrer wieder nach oben gespült wird, ist eine Ironie der Geschichte.
Ein Boykott ist also völlig richtig, jedoch nicht aus technischen Gründen, sondern für jeden Autofahrer aus Vernunftgründen.
Gruß
Mirco
P.S.: Bin nicht in das Thema involviert, habe die ganze Entwicklung aber seit 2009 als interessierter Bürger mit betriebswirtschaftlichem Hintergrund und Leben verfolgt. Tja, und betriebswirtschaftlich haben die Monopolisten auch alles richtig gemacht. Chapeau.