Man sollte den Sport nicht grundsätzlich in Frage stellen. Der hochbezahlte Fußballer ist trotz allem die Ausnahme gemessen an der Gesamtzahl fußballspielender Menschen.
Der bekommt aber seine hohe Gage auch, weil er eben besser ist als der Durchschnitt. Man sollte aber auch bedenken, dass er in seiner aktiven Zeit für danach vorsorgen muss,
zumal er nicht den sonst üblichen beruflichen Werdegang durchläuft. Auch kann eine Superkarriere durch ein gegnerisches übles Fowl schlagartig beendet werden. Offenbar spielt
auch eine gewisse Form von Neid eine Rolle, wenn sich so viele über Spielergehälter aufregen.
Ich habe einmal einige Monate, damals noch als Student, als Betreuer, Kindermädchen, Aufpasser, Dolmetscher etc. für einen Bundesligaverein bzw. -profi gearbeitet. Auch wenn es schon 21 Jahre her ist.
Aber ich habe direkt Einblicke in das Geschäft und in den Verein bekommen. Damals war so etwas, was ich gemacht habe, noch die Ausnahme. Heute gibt es solche Jobs immer häufiger, weil es immer mehr junge Spieler gibt, die im Ausland arbeiten, kaum Lebenserfahrung mit bringen, die Sprache nicht sprechen und auch keinen sehr guten familiären Background haben, der sie dabei unterstützt.
Insofern weiß ich schon ein Stück weit, wovon ich rede.
Ich war damals 4 Jahre älter als der Spieler, den ich betreut habe, habe studiert und mir ging es gut, auch finanziell. Der Spieler bekam mal eben, ohne Verhandlung, weil es gut lief, vom Manager eine Gehaltsverdoppelung angeboten bekommt (1 auf 2 Millionen DM plus Erfolgsbonus). Wer bekommt das schon in seinem Job? Erstens 1 Mio DM mit Anfang 20 und mal eben eine Gehaltsverdoppelung?
Der Spieler hatte keinen guten Background und ein paar echt merkwürdige Gestalten in seinem Umfeld. Er konnte mit Geld überhaupt nicht umgehen, hatte es nie gelernt.
Und heute sind selbst 2 Mio Euro kein sehr hohes Gehalt. Da sind schnell deutlich höhere Summen im Spiel.
Dass dass trotzdem nur für Spitzenprofis gilt, ist klar.
Bei ihm war die Sache die: er konnte eigentlich nur 1 einzige Sache gut: Fußballspielen. Und das sogar sehr, sehr gut.
Dafür wurde er eben fürstlich entlohnt. Weil das Geschäft es her gibt.
Ich würde bei mir da nicht von Neid sprechen. Aber die Verhältnismäßigkeit habe ich schon damals in Frage gestellt. Und ich finde, das ist auch legitim.
Ob er nun damit für sein Leben auskommt oder mit spätestens 50 am Hungertuch nagt, das Problem haben andere auch, die vorher weit weniger verdient haben.
Ich fand es bis vor einigen Jahren auch noch soweit für mich akzeptabel. Aber spätestens mit der totalen Kommerzialisierung auch der Nationalmannschaft, gleichzeitig aber dieses absolut unverschämten Leistung und Einstellung 2018 hat es bei mir einen tiefen Einschnitt und starken Einknick gegeben, der sich eher noch verstärkt.
Wenn ich "Sport" sage und es hier um EM und WM geht, ist doch klar, dass ich damit nicht meine, wenn kleine Jungs auf der Straße kicken oder die Hobby-Altherren-Mannschaft der Firma.
Aber selbst in den Amateurligen wird schon gut bezahlt, davon kann sich ein 15-jähriger schon einiges leisten.
Das Geschäft zieht bis hinunter in diese Sphären, weil der Nachwuchs schon sehr früh heran gezogen werden muss. Ständig nur Einkaufen kann sich kein Verein mehr wirklich leisten.