Saab vor ungewisser Zukunft
Bange Fragen aus Trollhättan
Bislang stand General Motors treu zur Konzerntochter Saab. Doch nun fehlt den Amerikanern dazu die Kraft - und bei Saab wird gerätselt, wie es weitergehen soll.
Die Stimmung in der Saab-Fabrik Trollhättan ist am Mittwoch gedämpft. Nur wenige Arbeiter wollen mit den Fernsehteams sprechen, die zum Schichtbeginn vor den Werkstoren warten.
Die schlechten Nachrichten kamen Dienstagabend und noch ist unklar, was sie genau bedeuten. Der Mutterkonzern General Motors (GM) teilte mit, er wolle seine schwedische Marke schnellstmöglich verkaufen.
Für Westschweden ist das der zweite schwere Schlag in dieser Woche.
Am Montag hatte Ford den Verkauf seiner Tochter Volvo angekündigt, die ebenfalls in der Gegend produziert. Die schwedische Regierung gerät nun unter Druck.
Bislang weigerte sie sich, der Autoindustrie mit Steuergeld zu helfen.
In Trollhättan ginge mit dem Verkauf eine Ära zu Ende. Seit fast 20 Jahren arbeitet man dort mit den Amerikanern zusammen, seit acht Jahren gehört Saab zu 100 Prozent GM.
Sehr stark mit dem Konzern verflochten
In Krisenzeiten hatte der Mutterkonzern aus Michigan stets eine schützende Hand über die Schweden gehalten. Nun fehlt ihm dazu die Kraft. Ob sich ein Käufer für Saab findet, ist unsicher. Ein Problem ist, dass die Schweden sehr stark mit dem Konzern verflochten sind. Ihre Automodelle ähneln denen der GM-Tochter Opel, der neue Saab 9-5 soll sogar in Rüsselsheim gebaut werden.
Was passiert, wenn sich kein Käufer findet? Das Wort "Werksschließung" möchte in Schweden niemand in den Mund nehmen. In Detroit aber wird diese Option nicht mehr ausgeschlossen.
Damit steht der Fortbestand der gesamten Automobilbranche Schwedens auf dem Spiel. Denn auch die Zukunft der Ford-Tochter Volvo ist ungewiss. Beide Marken hatten in den vergangenen Monaten Umsatzeinbrüche verzeichnet. Auch wegen der hohen Spritpreise, denn sie bauen vor allem große und durstige Autos. Von Volvos Flaggschiff, dem Stadtjeep XC90, wurden in Schweden im November nur noch 62 Stück verkauft - im Vorjahr waren es noch 350.
"Schlüssel zum Erfolg" des ganzen Landes
Rechnet man die Zulieferbetriebe mit ein, bedroht die Krise der Autohersteller 90.000 schwedische Arbeitsplätze. Um wenigstens einen Teil der Produktion zu retten, haben Ford und GM am Wochenende bei der Stockholmer Regierung um Unterstützung gebeten. Aber die verweigerte bislang die Hilfe.
"Wir brauchen eine politische Sammlung", sagte Trollhättans Bürgermeister Gert-Inge Andersson der Nachrichtenagentur TT. Die Autoindustrie sei ein "Schlüssel zum Erfolg" des ganzen Landes.
(SZ vom 04.12.2008/pak)