Zufällig habe ich mit einigen Fachredaktionen zu tun (ganz anderes Gebiet) und weiß, dass die Redakteure kaum Budget bekommen, aus eigenem Antrieb unbezahlte Überstunden machen, statt vor Ort zu recherchieren, lieber Tante Google fragen usw. Die Buchhaltertypen sagen denen dann, dass man gute Anzeigenkunden mit Samthandschuhen anfassen muss. Ein Journalist genießt eigentlich Pressefreiheit, was Einflüsse von außen angeht. Intern sieht es aber oft anders aus. Wenn ich für unsere Clubzeitschrift eine Reportage über einen Kleinstautohersteller gemacht habe, der auch Autos unserer Marke als Basis nahm, bin ich an den Genfer See gefahren und habe den Mann persönlich interviewt. Davon kann heute mancher Journalist träumen. Vielleicht darf er telefonieren oder E-mails schreiben. Das hat aber zur Folge, dass Meldungen der Presseagenturen ungeprüft übernommen werden oder etwas umformuliert, wobei dann der Wahrheitsgehalt möglicherweise noch mehr verfälscht wird. Wenn ich aber einen Artikel fertig gestaltet im Stil der jeweiligen Zeitschrift liefere, dann spart der Redakteur jede Menge Zeit und Geld, zahlt evtl. sogar ein kleines Honorar, aber übernimmt alles ungeprüft. Das heißt, ich könnte auch den größten Unsinn schreiben, die Chance gedruckt zu werden ist ziemlich groß. Andererseits haben auch Redakteure fertige Artikel anders formuliert und dadurch eine völlig falsche Aussage produziert. Es wäre sicher besser, wenn so ein Heft statt 250 nur 100 Seiten hätte, dafür fundierte Berichte. Und wenn man sieht, was für ein Blödsinn bei Themen verzapft wird, bei denen man Ahnung hat, muss man auch davon ausgehen, dass andere Themen nicht besser sind.