Bank (beinahe) als Totengräber; aber alle Händler gemeinsam sind stärker :-))
AUTOHAUS, Heft 06/2009, S. 6
Kommentar:
"Einige Opel-Händler hat die GMAC Bank nach dem Ausstieg aus deren Gebrauchtwa-gen-Finanzierung schon auf dem Gewissen, jetzt hätte sie beinahe auch den Saab-Händlern erhebliche Schwierigkeiten bereitet. In letzter Minute lenkte das Kreditinstitut ein - aus nicht näher genannten Gründen. Geholfen hat hier sicherlich die standhafte Haltung des Saab-Händlerverbands, dessen Vorsitzender seine Mitglieder dazu aufrief, die Fahrzeuge, für die ein Risikoaufschlag fällig geworden wäre, einfach zurückzugeben. Lobenswert auch die Haltung der Bank Deutsches Kfz-Gewerbe (BDK), die ihr Engagement bei den Saab-Partnern nicht einschränkte. Den Händlern Geld leihen, wenn sie eigentlich keines brauchen, kann jeder. Gerade in schwierigen Zeiten sind die Banken, vor allem auch die Captives, aber gefordert, auch einmal Durststrecken zu überbrücken und nicht gerade dann auszusteigen, wenn das Geld wirklich benötigt wird. Wenn die Banken gut gewirtschaftet haben, können sie zurzeit den Händlern sogar zu ausgesprochen günstigen Konditionen helfen. Aber auch die von der Europäischen Zentralbank beschlossene Zinssenkung wird gar nicht oder nur mit großer Verzögerung weitergegeben. Man bekommt den Eindruck, dass die Banken nur an ihren Gewinnen und dem Aufhübschen ihrer Bilanzen interessiert sind, ohne an das Überleben ihrer Kunden zu denken. Wohl dem, der in solchen Zeiten eine Alternative hat."
FOKUS
Plate, Doris
Bank (beinahe) als Totengräber
Den Saab-Händlern in Deutschland hat die GMAC Bank am 23. Februar die Pistole auf die Brust gesetzt. In einem Schreiben hatte sie für alle einkaufsfinanzierten Fahrzeuge der Marke Saab eine zusätzliche Sicherheit von 20 Prozent verlangt. Falls die Händler bis 27. Februar nicht überweisen würden, müsste die Bank "die betroffenen Teildarlehen wegen Untersicherung gemäß dem mit Ihnen geschlossenen Rahmenvertrag fällig stellen".
Reaktion des Händlerverbands
Saab-Händlerverbandspräsident Frank Jaenicke zeigte sich verärgert und empfahl den Händlern, die zusätzliche Sicherheitsleistung nicht zu zahlen, sondern die bei der GMAC Bank finanzierten Fahrzeuge abholen zu lassen. Außerdem könnten die Kollegen versuchen, bei der Finanzierung mit anderen Kreditinstituten zusammenzuarbeiten, da andere Banken wie zum Beispiel die BDK keinen Sicherheitszuschlag verlangten, so Jaenicke.
Rückzieher
Am 27. Februar ruderte die Captive dann zurück und setzte die Forderung an die Saab-Händler aus. "Wir haben mit dem Saab-Management eine Lösung gefunden, die es uns ermöglicht, den Ankauf in der früheren Form wieder aufzunehmen", erklärte Gebhard Ratz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Autobank, auf Anfrage von AUTOHAUS.
"Das werte ich als ein positives Signal, dass unsere Marke weitergeführt wird", lobte Saab-Händlerverbandspräsident Frank Jaenicke.
Auch Saab Deutschland-Geschäftsführer Kjell-Ake Eriksson ermuntert die Saab-Händler, ihre Geschäfte wie gewohnt weiter zu führen. Saab befände sich formal nicht in der Insolvenz. Der schwedische Hersteller habe vielmehr "Gläubigerschutz" für eine Restrukturierung binnen drei Monaten beantragt. Derzeit seien Verkauf, Garantie, Gewährleistung und Ersatzteilversorgung gesichert. Außerdem gebe es ernsthafte Gespräche mit Investoren.