Aus einer On-Line Ausgabe einer Schweizer Tageszeitung:
Jaguar wurde vor Jahresfrist an die indische Tata Group verkauft. Obwohl die Skepsis gross war: Die Katze ist gesünder denn je.
Die Fans waren «not amused», als vor rund einem Jahr US-Riese Ford die britischen Traditionsmarken Jaguar und Land Rover an die Tata Group verkaufte. Ausgerechnet in die frühere Kolonie Indien.
Doch nun zeigt Jaguar die frisch geschärften Krallen: Zwar trifft die Krise auch Tata, aber der finanzstarke, zurückhaltend agierende Konzern ist das Beste, was den Briten passieren konnte. Erstmals seit Jahren sind die Zahlen wieder verheissungsvoll: Letztes Jahr legte Jaguar weltweit acht Prozent zu, auf 65´000 Autos. In der Schweiz konnten davon fast 1000 Stück verkauft werden: 23 Prozent mehr als 2007.
Und die Erfolgsreise könnte weitergehen. Der neue, in Eigenregie entwickelte V6-Diesel im XF (siehe Box) ist genauso ein Sahnestückchen wie die neuen V8 im XF und XK. Zudem wird heuer der neue XJ präsentiert. «Wir verdanken Ford viel», verrät ein Jaguar-Chefentwickler: «Aber unter Ford musste jedes Projekt Dutzende Gremien überzeugen. Bei Tata heissts: Klingt gut, macht es!» Operativ sind die Briten fast selbständig, Tata bleibt im Hintergrund. Die kluge Handschrift des Patriarchen Ratan N. Tata also.
Der 71-Jährige gebietet nicht über eine Drittwelt-Hinterhofklitsche, sondern ein Riesenreich mit hundert Firmen. Am Morgen wachen Millionen Inder in von Tata geplanten Häusern auf, blicken auf ihre Tata-Uhr, trinken mit Tata-Strom zubereiteten Tata-Tee und fahren im Tata-Bus zur Arbeit. Die gibt ihnen oft Tata: Fast 300´000 Menschen beschäftigt Tata, der seit 1945 auch Autos baut.
Ratan Tata gilt nicht nur als höflich, schüchtern und sozial engagiert – sondern auch als Autofan. Ein Glücksfall. «Bei Tata ist Jaguar nicht eine Marke unter vielen», erklärt Stephan Vögeli, Chef von Jaguar und Land Rover Schweiz, «sondern der Stolz des Hauses.»