Detroit/Rüsselsheim (dpa) - Der schwedische Autobauer Saab steht
endgültig vor dem Aus. Nach dem gescheiterten Verkauf an den
niederländischen Sportwagenbauer Spyker Cars wird die Traditionsmarke
verschwinden - der US-Mutterkonzern General Motors (GM) plant die
Abwicklung. Wie GM am Freitag mitteilte, wird die Geschäftstätigkeit
von Saab eingestellt. Den 3400 Mitarbeitern werde von Januar an
gekündigt. Spyker Cars mit russischen und arabischen Investoren galt
als letzter Interessent für den schwedischen Hersteller. Wie lange
die Abwicklung des Autobauers dauert, steht noch nicht fest. Sollte
sich während der Abwicklung nicht doch noch ein Käufer finden, ist
die Marke Saab am Ende.
«Wir sind weiter offen für Angebote», sagte ein GM-Sprecher.
Denkbar sei der Verkauf von Fertigungsanlagen oder etwa der
Markenrechte. Aktiv werde GM aber nicht mehr nach Interessenten
suchen. GM-Chef Ed Whitacre hatte zuvor gesagt, dass GM Saab
abwickeln werde, wenn nicht bis Ende des Jahres ein Käufer gefunden
wird.
In Schweden stieß das angekündigte Aus von Saab auf Verwunderung.
«Das ist eine sehr überraschende Entscheidung. Sie ist vor allem für
alle Beschäftigten sehr bedauerlich», sagte Schwedens
Wirtschaftsministerin Maud Olofsson bei einer Pressekonferenz am
Saab-Stammsitz in Trollhättan. GM habe nicht alles getan, um Saab zu
retten: «Als Eigentümer tragen sie letztendlich die Verantwortung.»
Saab-Konzernchef Jan-Åke Jansson sagte: «Wir sind sehr enttäuscht.
Viele von uns haben in den vergangenen Monaten hart an einer Lösung
gearbeitet.»
Auch GM-Europachef Nick Reilly bedauerte, dass der Verkauf
gescheitert ist. Der Prozess habe nicht schnell genug abgeschlossen
werden können, sagte er laut Mitteilung: «Um das Geschäft am Leben zu
halten, hätte Saab eine schnelle Lösung gebraucht.»
Gleichzeitig betonte Reilly, dass es sich bei der Abwicklung der
schwedischen Tochter nicht um eine Insolvenz handele. «Deshalb
erwarten wir, dass Saab seine Schulden und Lieferantenrechnungen
bezahlt.» Saab-Fahrer in aller Welt würden auch weiterhin mit
Ersatzteilen beliefert, die Garantien gelten den Angaben zufolge
weiter.
Anfang der Woche hatte Saab den Verkauf von Technologie aus den
Modellreihen 9-5 und 9-3 an den chinesischen Autokonzern BAIC
bekanntgegeben. Auch ein Teil der Fertigungsanlagen für diese
Fahrzeuge wechselt den Besitzer. Die Chinesen erhalten so Zugriff auf
wichtiges Know how, mit dem sie die eigenen Modelle aufpolieren
wollen. Das Geschäft habe unabhängig von der Zukunft Saabs weiterhin
Bestand, teilte GM mit.
GM, der ehemals größte Autobauer der Welt, war wegen zu vieler
Marken und spritfressender Modelle selbst in Schieflage geraten. Seit
Januar sucht der Konzern daher einen Käufer für Saab, um seine
Markenpalette zu verschlanken. GM will sich auf die vier US-
Kernmarken Chevrolet, Cadillac, Buick und GMC sowie seine regionalen
Marken wie Opel und Vauxhall in Europa konzentrieren.
Saab hat seit 20 Jahren fast durchweg Verluste eingefahren. Im
laufenden Jahr verlor die Marke mit weniger als 50 000 verkauften
Autos 65 Prozent des Absatzes. In Europa sank der Absatz von Januar
bis November um 59 Prozent auf 25 000 Autos. Im November war auch die
bereits weitgehend ausgehandelte Saab-Übernahme durch den
schwedischen Sportwagenbauer Koenigsegg gescheitert.
dpa hs yyhe z2 uw
181744 Dez 09