Individualisten sollten eigentlich alle Menschen sein. Was wäre denn die Alternative? Tumbe Mitläufer und strunzdoofe Lemminge! Wenn ich in meinem Leben eines gemieden habe, dann mich kritiklos der größten Gruppe anzuschließen.
Gruß Michael
Was aber, wenn man zufälligerweise tatsächlich die Meinung der Allgemeinheit teilt? Dann ist man zwar techisch Mitläufer in dem Punkt, aber ja nun nicht im negativen Sinn. Gemeint sich ja wohl die, die
gedankenlos der Menge folgen...
Es gibt genug Menschen, die schnelle und technisch sehr aufwendige Autos fahren. Diese Mobile sind automatisch aufgrund ihres Anschaffungspreises äußerst prestigeträchtig. Ich kenne einige von diesen Fahrern, die absoluten Spaß an diesen Fahrzeugen aufgrund der Technik haben. So wie bei mir, kennen die Nachbarn nur einen kleinen Teil der Autos dieser Leute. Daher fahre ich z.B. meine Saabs, die anderen Autos stehen in meiner Halle. Kein Nachbar und Kunde von mir kennt sie. Mit denen cruise ich bei schönem Wetter und weit von zu Hause weg. Viele Freunde von mir fahren ihre entsprechenden Autos ausschließlich in ihren Ferienorten in Südspanien oder Norddeutschland, wo sie Ihnen keiner verneidet, und begnügen sich hier mit Massenware.
Ich finde es allerdings absolut schlimm, dass man hier in Deutschland zu so etwas praktisch genötigt wird, da man ja leider, wie hier auch immer wieder, auf Meinungen trifft, deren Kernpunkt es ist, schönes, aufwendiges und spaßmachendes (!!!!!) Eigentum diene ausschließlich der Profilierungssucht, u.s.w.. Und da geht es ja nicht nur um Fahrzeuge, sondern z.B. von Uhren, Kleidung und Urlaube bis hin zu den Wohnverhältnissen. Spinnt man den Gedanken der gelebten Einfachheit und der absoluten Unauffälligkeit weiter, dann auch bitteschön konsequent mit alten gebrauchten Möbeln, Klamotten aus dem Second Hand Laden, abgelaufenen, aber noch genießbaren, Lebensmitteln, ungeschminkter Partnerin und Urlaub, ausschließlich auf Balkonien. Das, aufgrund der höheren Intelligenz, mehr verdiente Geld, was man ja nicht braucht, wird an Bedürftige gespendet. Bloß nicht an die Kinder weitergeben, denn die müssen sich ja diesen Schwachsinn erst noch in's Gehirn brennen.
Aus meiner Erfahrung verstehen die wenigsten, die sich besonders teure Autos oder sonstiges Luxusgut kaufen, mehr von diesen als die durchschnittliche Hausfrau. Bei denen wird es nur darum gehen, andere zu beeindrucken, und um das komfortable Gefühl, "Qualität" gekauft zu haben. Ich kenne auch viele, die argumentieren genauso wie Du schreibst, und haben sich das wohl auch lange eingeredet und glauben das vielleicht sogar selber, aber verstehen trotzdem nicht genug von der Materie, um gut von schlecht am Objekt selbst auseinander zu halten. Da wird "gut" und "Qualität" einfach über die Marke und den Preis definiert, und ist entsprechend oberflächlich. Ist natürlich praktisch für den Hersteller, bei dem die Werbung stimmt...
so werden die Konsumjunkies geprägt...
natürlich gibt es auch die, die im Stillen genießen, aber die halten sich meiner Erfahrung vornehm zurück und propagieren weder Konsum noch Luxus... vielleicht weil sie genau wissen, dass dieser Luxus auf den Schultern anderer ausgelebt wird. Es kann nun mal nicht jeder Erdenbürger im Luxus leben, dafür reichen die Ressourcen nicht. Also wem es besser geht als einem gedachten, machmachen Durchschnitt, und dazu zählen wir wohl mehr oder weniger alle hier, täte gut daran, sich still darüber zu freuen, anstatt zu prahlen, protzen und sich zu profilieren...
Zwar kein Supersport- oder Luxuswagen, aber als ich mir damals meinen neuen 9-5 Aero geleistet hatte, war das eine der teuersten Kisten in meinem direkten Umfeld, nicht so sehr wegen Saab, aber wegen Hatta-hatta. Zur Arbeit oder zu Bekannten fuhr ich mit meinem nie, und hatte mir noch einen gebrauchten Daily-Driver-9k gekauft. Schlimm finde ich das nicht. Ich will keine Neidgedanken auslösen, und zwar aus zweierlei Gründen. Einerseits reiner Egoismus, denn wenn über einen geredet wird, dann selten positiv, wenn es nicht um irgendeine persönliche Leistung geht. Hätte ich mein Auto selbst gebaut, dann würde ich es sicher auch gerne stolz präsentieren. Andererseits habe ich wohl genug Empathie, dass ich mir vorstellen kann, wie sich andere fühlen. Beim täglichen Pendeln zur Arbeit kommt so viel Freude beim Fahren ja nun normalerweise auch nicht auf, als dass der Preis dafür gerechtfertigt wäre. Vielen ist das wohl egal. Das finde ich eher schlimm. Querdenken muss ja nicht im Gegensatz zu integrieren stehen. Menschen sind nun mal auch Herdentiere. Wäre ja schlimm, wenn jeder Individualist wäre...
Ein Hauptaspekt, der immer im Zusammenhang mit Saab genannt wird, ist "Understatement". Wenn man das dem typischen Saab-Fahrer zuordnen kann, dann steht alleine schon das in direktem Widerspruch zu dem Wunsch, aus der Masse mit einem auffallenden weil teuren Wagen herauszustechen. Also gerade kein Querdenken, oberflächlich gesehen. Erst, wenn man annimmt, der gemeine Mensch habe dieses Geltungsbedürfnis und nutze sein Eigentum zu Profilierungszwecken, wird aus dem Saab-Fahrer wieder ein Querdenker...