Sind Saab-Fahrer wirklich Querdenker?

Der Einfachheit halber .........schriftlich

Zitat:

Bedeutungen:

[1] umgangssprachlich, meist abwertend: eine attraktive, modebewusste, oberflächliche Frau

Ja danke. Also, bis auf die Oberflächlichkeit genau das, was doch wohl sehr nett ist. Attraktiv, modebewusst und die noch oben von mir gewünschte Intelligenz.... Besser geht's kaum, wie ich finde.
 
Ja danke. Also, bis auf die Oberflächlichkeit genau das, was doch wohl sehr nett ist. Attraktiv, modebewusst und die noch oben von mir gewünschte Intelligenz.... Besser geht's kaum, wie ich finde.

Es gibt keine weißen Rappen..............
 
Mir ist schon klar, dass Hersteller von Gütern ihren Produkten ein Image verleihen und es pflegen, so gut es geht. Markenbildung trägt schließlich maßgeblich zur Möglichkeit bei, höhere Preise durchzusetzen. Markenbildung ist aber vor allem wichtig, um Materialisten bei der Stange zu halten, die eine Möglichkeit suchen, durch den Erwerb eines Produktes einer gewissen Marke auch eine Aussage über den erreichten materiellen wie intellektuellen Status in die entsprechend geeichte Gesellschaft zu tragen. ("Du sagst mir, welches Auto du fährst und ich sage Dir, welcher Mensch du bist"...)

Da kommen vermeintlich knorrige und kantige Marken wie Saab freilich gerade jenen recht, die sich trotz kleinen Geldbeutels den vermeintlichen Anstrich gediegener Individualität verleihen möchten. Schließlich bietet die pleite gegangene Schmiede Saab aufgrund unzähliger Absonderlichkeiten und Marotten genau jene charmante wie günstige Widersprüchlichkeit, die heute vor allem diese unerträglichen Hipster so begeistert, die ständig und überall bemüht sind, ein smartes und erfolgreiches Bild von sich zu zeichnen

Für mich, der unter anderem zwei Rolls-Royce (keine Klapperkisten!) in der Garage hatte, und zudem beruflich mit allen englischen Edelmarken jederzeit unterwegs sein kann, hat Individualismus nichts, aber rein gar nichts mit Marken zu tun. Er ist vielmehr gekennzeichnet von meinen persönlichen Empfindungen und dem daraus resultierenden Handeln. Automobiler Individualist zu sein kann bedeuten, einem Auto lediglich den Stellenwert eines schlichten Transportmittels zuzubilligen. Es kann auch bedeuten, dass man ein Auto aufgrund seiner Ästhetik erwirbt, ohne sich um die Marke zu scheren. Logisch, dass hier die Psychologie hineinspielt, Stichwort "Subtile Markenbildung mittels Formensprache". Es kann aber auch bedeuten, dass jemand immer nur Saab fuhr, weil das Autohaus schlicht um die Ecke lag. Und so weiter.

Fakt ist, dass die Majorität der Menschheit in den Industrieländern versucht, sich mittels Kauf ausgesuchter Produkte einen Anstrich zu verpassen, der Gleichgesinnten das klare Signal sendet „Wir verstehen uns, wir sind auf einer Wellenlänge und – vor allem: Wir sind gleichwertig“.

Fakt ist folglich, dass Produkt- und Markenmanager legitim mit dieser Erkenntnis umgehen. Wichtig ist nur, dass man diesen Zinnober zumindest zeitweise hinterfragt und sein Hirn einschaltet, wenn man konsumiert.

Ich würde mir aufgrund der Ästhetik ja auch gern einen 9-5 II kaufen, aber vor Hintergrund der Situation denke ja gar nicht daran! Drum orientiere ich mich an meinen Bedürfnissen, ohne daran gleich die Statusfrage zu knüpfen. Und darum habe ich mich jetzt wahnsinnig gefreut, unseren alten, Wertverlust-freien Astra F wieder für 130 Euro (inkl. Reparaturen) durch den TÜV gebracht zu haben, ein braves unscheinbares Autolein ohne Rost und mit 1. Kupplung (140.000km), das seine Aufgabe voll und ganz erfüllt, obwohl es seit Jahren keinen Service bekommt!

Ja, wenn ich ab und zu notgedrungen nicht mit einem unserer feineren Autos sondern mit diesem wertlosen "Nichtmal-Youngtimer" zu meinen Kunden fahre, dann bemerke ich durchaus deren geringschätzige Blicke. Aber zu meinem Individualismus zählt eben, dass es mir wirklich völlig egal ist, was sich die Leute dabei denken. Weil es schlicht irrelevant ist, welches Bild ich bei anderen erzeuge, solange es nicht geschäftsschädigend ist. Und das ist es nicht - und ich arbeite im Autobereich im absoluten Luxussektor.

So. Was ist jetzt Individualismus? Für mich ist es auf jeden Fall die Freiheit, meine eigenen Gedanken zu entwickeln und für mich zu entscheiden, was ehrlich, authentisch und gut für mich und meine Brieftasche ist. Markenbewusstsein hat mich über 20 Jahre davon abgehalten!
 
Zuletzt bearbeitet:
Was sind denn Veranstaltungen wie Villa d'Este? Ein großes Spektakel mit Presse und viel Gedöns, wo sich die Prominenz präsentiert. Oder die 1000Miglia? Unterwandert von abgehalfterten TV-Moderatoren, Schauspielern der Kategorie "schon lange nichts mehr gelaufen". Dazu einige von Herstellern wie Mercedes oder Audi engagierte Promis, damit man das Ganze schön als Werbung nutzen kann. Die Phalanx der zugelassenen Oldtimern wird flankiert von den neuesten Audi- und Mercedes-Modellen. Und ein gewisser Teil der Oldtimer-Eigner hat sich nicht aus echtem Interesse am Hobby ein teures Stück zugelegt, sondern zur Selbstdarstellung und evtl. als Kapitalanlage. Der positive Aspekt: Ohne diese Leute wären schon viele tolle Autos verloren gegangen. Aber selbstverständlich gibt es auch echte Liebhaber darunter, die es nicht nötig haben, auf solchen Veranstaltungen zu protzen. Die fühlen sich aber im kleinen Kreis Gleichgesinnter, unabhängig von Bankkonten und Fahrzeugmodellen, viel wohler.

Es gibt ja einige auf Oldtimertouren spezialisierte Reiseveranstalter. Auch dort wird die "teure" Klientel angesprochen. Da geht es vor allem um richtig Profit. Gegenüber der Öffentlichkeit, die so etwas nur mal in Zeitungen oder im TV mitbekommt, wird so ein schiefes Bild der Szene vermittelt. Wer es anders macht, mit beiden Füßen auf dem Boden steht, ohne Standesdünkel, hängt das eben nicht an die große Glocke. Die Öffentlichkeit bekommt das oft überhaupt nicht mit. Solche Veranstaltungen spielen sich mehr oder weniger im privaten Bereich ab, ohne Presse etc.

Meine Zustimmung!
 
Es gibt genug Menschen, die schnelle und technisch sehr aufwendige Autos fahren. Diese Mobile sind automatisch aufgrund ihres Anschaffungspreises äußerst prestigeträchtig. Ich kenne einige von diesen Fahrern, die absoluten Spaß an diesen Fahrzeugen aufgrund der Technik haben. So wie bei mir, kennen die Nachbarn nur einen kleinen Teil der Autos dieser Leute. Daher fahre ich z.B. meine Saabs, die anderen Autos stehen in meiner Halle. Kein Nachbar und Kunde von mir kennt sie.
...
Das enttäuscht jetzt aber ein wenig.
Warst Du nicht derjenige von dem Jeder Alles wissen durfte?

Und in was für eine Gesellschaft bist Du da geraten?
Das der (hier wohl hohe) Anschaffungspreis automatisch für Prestige (im positiven Sinne) sorgt stelle ich doch einfach mal in Frage. Da gehört noch was anderes zu.
Ob ein Auto des Autos wegen oder des erhofften Außenauftritts wegen angeschafft wurde merkt man doch schnell am übrigen Auftreten des Fahrers. Sehr schnell!

(Gut, das Du das noch mit dem "Grinsen" hinterhergeschoben hast.) :cool:
 
Das enttäuscht jetzt aber ein wenig.
Warst Du nicht derjenige von dem Jeder Alles wissen durfte?

Und in was für eine Gesellschaft bist Du da geraten?
Das der (hier wohl hohe) Anschaffungspreis automatisch für Prestige (im positiven Sinne) sorgt stelle ich doch einfach mal in Frage. Da gehört noch was anderes zu.
Ob ein Auto des Autos wegen oder des erhofften Außenauftritts wegen angeschafft wurde merkt man doch schnell am übrigen Auftreten des Fahrers. Sehr schnell!

(Gut, das Du das noch mit dem "Grinsen" hinterhergeschoben hast.) :cool:
Für die Gesellschaft meiner oft minderbemittelten Kunden kann ich leider nichts. Die habe ich mir nicht ausgesucht.
 
Für die Gesellschaft meiner oft minderbemittelten Kunden kann ich leider nichts. Die habe ich mir nicht ausgesucht.

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"minderbemittelt" bezieht sich auf geringere geistige Fähigkeiten, verbunden dementsprechend mit Neid und Missgunst. Ist in meiner Branche nun 'mal so.
 
Sind nicht Neid und Mißgunst die ehrlichsten Formen der Anerkennung? :smile:
 
Ein Hauptaspekt, der immer im Zusammenhang mit Saab genannt wird, ist "Understatement". Wenn man das dem typischen Saab-Fahrer zuordnen kann, dann steht alleine schon das in direktem Widerspruch zu dem Wunsch, aus der Masse mit einem auffallenden weil teuren Wagen herauszustechen
Ersetze "auffallendend weil teuer" durch "auffallendend weil selten", dann trifft's das doch für einige von uns...
 
Für mich kommt bei der Querdenker- und Image-Frage noch etwas dazu: Wie alt ist das Auto? Der Neuwagen kann ein ganz anderes Image transportieren als der normale ältere Gebrauchte. Wird der noch älter ändert sich das Image wieder.

Nehmen wir mal ein Massenmodell von BMW, den 3er. Als Neuwagen seriös und eher förderlich für das Ansehen des Besitzers. Des Besitzers, denn diese Autos befinden sich ja zumeist nicht im Eigentum desselben. Der 3er ist eher Firmenwagen oder ein geleastes Fahrzeug oder beides zusammen. Trotzdem macht der Wagen etwas her.

Bis er nach ein paar Jahren in Zweit- oder Drittbesitz landet - und hier meist Eigentum ist. Schon weil der Wagen nicht in einem bestimmten Zustand zurückgegeben werden muß, versuchen die Eigentümer das Auto individuell zu verschönern. Was meist tiefer, breiter und lauter bedeutet. Und nun spaltet sich das Image: Unter seinesgleichen verschafft sich der prollende Eigentümer damit durchaus Anerkennung, bei vielen anderen ist es eher umgekehrt: Sie achten den Voll-krass-Dreier-Ey-Eigentümer durch sein Auto nicht mehr, sondern weniger, ja, sie mißachten ihn sogar.

Wird der 3er aber noch älter und hatte das Glück, zu den wenigen Exemplaren zu gehören, die nicht durch die gewissen Hände ging, wird er wieder zu einem attraktiven Fahrzeug, das Begehrlichkeiten weckt und das Image des Fahrer heben kann. Ein schöner Yountimer ist geboren. Die prolligen Voll-krass-Dreier-Ey sind längst ein Fall für den Schrott. Mit Glück dürfen sie als Ersatzteilträger für die Youngtimer dienen.

Bei einem Saab ist es ähnlich, aber zum Glück viel weniger ausgeprägt und nicht so negativ besetzt wie beim Voll-krass-Dreier-Ey. Neu war es wirklich ein Auto, das bevorzugt von bestimmten Berufsgruppen gefahren wurde. Oft solvent und gut situiert, aber eben auch ein Hauch individueller als die Käufer etwa der deutschen gehobenen Mittel- und Oberklasse. Die Zeiten sind aber vorbei!

Inzwischen sind sehr viele Saabs schlicht Gebrauchtwagen. Keine schlechten, aber eben normale Gebrauchtwagen. Einen gebrauchten Saab kann man durchaus aus Pragmatismus kaufen, denn es sind im Vergleich eher preiswerte, dabei aber robuste und zuverlässige Autos mit verhältnismäßig wenigen typischen Schwachstellen. Das hat mit dem Neuwagenimage nicht mehr viel zu tun.

Die älteren 900 I und noch älteren Saabs sind hingegen bei den Young- und Oldtimern angekommen. Sie sind wieder edel, aber nicht unbedingt weil sie Saabs sind, sondern weil es schöne, seltene alte Autos sind. Seien wir ehrlich: Welcher der Eigentümer, Fahrer und Fans alter Saabs würde sich nicht auch einen P 1800 einen Amazon oder einen Buckel vor die Tür stellen, um mal bei den schwedischen Autos zu bleiben? Es geht also in erster Linie um Klassiker.

Die Querdenker-Geschichte im Sinne der ursprünglichen Frage hat sich in meinen Augen also überholt. Das Image galt und passte für die Neuwagenkäufer, aber die sind sicher die Ausnahme geworden. Die meisten von uns werden nicht Erstbesitzer und Neuwagenkäufer sein.


Gruß Michael
 
Für mich kommt bei der Querdenker- und Image-Frage noch etwas dazu: Wie alt ist das Auto? Der Neuwagen kann ein ganz anderes Image transportieren als der normale ältere Gebrauchte. Wird der noch älter ändert sich das Image wieder.

Nehmen wir mal ein Massenmodell von BMW, den 3er. Als Neuwagen seriös und eher förderlich für das Ansehen des Besitzers. Des Besitzers, denn diese Autos befinden sich ja zumeist nicht im Eigentum desselben. Der 3er ist eher Firmenwagen oder ein geleastes Fahrzeug oder beides zusammen. Trotzdem macht der Wagen etwas her.

Bis er nach ein paar Jahren in Zweit- oder Drittbesitz landet - und hier meist Eigentum ist. Schon weil der Wagen nicht in einem bestimmten Zustand zurückgegeben werden muß, versuchen die Eigentümer das Auto individuell zu verschönern. Was meist tiefer, breiter und lauter bedeutet. Und nun spaltet sich das Image: Unter seinesgleichen verschafft sich der prollende Eigentümer damit durchaus Anerkennung, bei vielen anderen ist es eher umgekehrt: Sie achten den Voll-krass-Dreier-Ey-Eigentümer durch sein Auto nicht mehr, sondern weniger, ja, sie mißachten ihn sogar.

Wird der 3er aber noch älter und hatte das Glück, zu den wenigen Exemplaren zu gehören, die nicht durch die gewissen Hände ging, wird er wieder zu einem attraktiven Fahrzeug, das Begehrlichkeiten weckt und das Image des Fahrer heben kann. Ein schöner Yountimer ist geboren. Die prolligen Voll-krass-Dreier-Ey sind längst ein Fall für den Schrott. Mit Glück dürfen sie als Ersatzteilträger für die Youngtimer dienen.

Bei einem Saab ist es ähnlich, aber zum Glück viel weniger ausgeprägt und nicht so negativ besetzt wie beim Voll-krass-Dreier-Ey. Neu war es wirklich ein Auto, das bevorzugt von bestimmten Berufsgruppen gefahren wurde. Oft solvent und gut situiert, aber eben auch ein Hauch individueller als die Käufer etwa der deutschen gehobenen Mittel- und Oberklasse. Die Zeiten sind aber vorbei!

Inzwischen sind sehr viele Saabs schlicht Gebrauchtwagen. Keine schlechten, aber eben normale Gebrauchtwagen. Einen gebrauchten Saab kann man durchaus aus Pragmatismus kaufen, denn es sind im Vergleich eher preiswerte, dabei aber robuste und zuverlässige Autos mit verhältnismäßig wenigen typischen Schwachstellen. Das hat mit dem Neuwagenimage nicht mehr viel zu tun.

Die älteren 900 I und noch älteren Saabs sind hingegen bei den Young- und Oldtimern angekommen. Sie sind wieder edel, aber nicht unbedingt weil sie Saabs sind, sondern weil es schöne, seltene alte Autos sind. Seien wir ehrlich: Welcher der Eigentümer, Fahrer und Fans alter Saabs würde sich nicht auch einen P 1800 einen Amazon oder einen Buckel vor die Tür stellen, um mal bei den schwedischen Autos zu bleiben? Es geht also in erster Linie um Klassiker.

Die Querdenker-Geschichte im Sinne der ursprünglichen Frage hat sich in meinen Augen also überholt. Das Image galt und passte für die Neuwagenkäufer, aber die sind sicher die Ausnahme geworden. Die meisten von uns werden nicht Erstbesitzer und Neuwagenkäufer sein.


Gruß Michael
Für mich ist das Schubladendenken.
 
Natürlich. Jedes Image ist eine Schublade. Und wie bei jeder Schublade passt die längst nicht immer, sondern nur manchmal. Aber eben oft genug, damit sich diese Schublade, also das Image bilden konnte.

Fakt ist, daß es Leute gibt, die sich bewußt für ein Fahrzeug entscheiden, um von dem Image zu profitieren. Es gibt auch Leute, die sich für das transportierte Image nicht interessieren und natürlich gibt es auch Leute, die trotz eines Images ein Auto wählen. In welche Gruppe man sich einordnet, muß jeder selbst entscheiden.


Gruß Michael
 
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Für mich kommt bei der Querdenker- und Image-Frage noch etwas dazu: Wie alt ist das Auto? Der Neuwagen kann ein ganz anderes Image transportieren als der normale ältere Gebrauchte. Wird der noch älter ändert sich das Image wieder.

Nehmen wir mal ein Massenmodell von BMW, den 3er. Als Neuwagen seriös und eher förderlich für das Ansehen des Besitzers. Des Besitzers, denn diese Autos befinden sich ja zumeist nicht im Eigentum desselben. Der 3er ist eher Firmenwagen oder ein geleastes Fahrzeug oder beides zusammen. Trotzdem macht der Wagen etwas her.

Bis er nach ein paar Jahren in Zweit- oder Drittbesitz landet - und hier meist Eigentum ist. Schon weil der Wagen nicht in einem bestimmten Zustand zurückgegeben werden muß, versuchen die Eigentümer das Auto individuell zu verschönern. Was meist tiefer, breiter und lauter bedeutet. Und nun spaltet sich das Image: Unter seinesgleichen verschafft sich der prollende Eigentümer damit durchaus Anerkennung, bei vielen anderen ist es eher umgekehrt: Sie achten den Voll-krass-Dreier-Ey-Eigentümer durch sein Auto nicht mehr, sondern weniger, ja, sie mißachten ihn sogar.

Wird der 3er aber noch älter und hatte das Glück, zu den wenigen Exemplaren zu gehören, die nicht durch die gewissen Hände ging, wird er wieder zu einem attraktiven Fahrzeug, das Begehrlichkeiten weckt und das Image des Fahrer heben kann. Ein schöner Yountimer ist geboren. Die prolligen Voll-krass-Dreier-Ey sind längst ein Fall für den Schrott. Mit Glück dürfen sie als Ersatzteilträger für die Youngtimer dienen.

Bei einem Saab ist es ähnlich, aber zum Glück viel weniger ausgeprägt und nicht so negativ besetzt wie beim Voll-krass-Dreier-Ey. Neu war es wirklich ein Auto, das bevorzugt von bestimmten Berufsgruppen gefahren wurde. Oft solvent und gut situiert, aber eben auch ein Hauch individueller als die Käufer etwa der deutschen gehobenen Mittel- und Oberklasse. Die Zeiten sind aber vorbei!

Inzwischen sind sehr viele Saabs schlicht Gebrauchtwagen. Keine schlechten, aber eben normale Gebrauchtwagen. Einen gebrauchten Saab kann man durchaus aus Pragmatismus kaufen, denn es sind im Vergleich eher preiswerte, dabei aber robuste und zuverlässige Autos mit verhältnismäßig wenigen typischen Schwachstellen. Das hat mit dem Neuwagenimage nicht mehr viel zu tun.

Die älteren 900 I und noch älteren Saabs sind hingegen bei den Young- und Oldtimern angekommen. Sie sind wieder edel, aber nicht unbedingt weil sie Saabs sind, sondern weil es schöne, seltene alte Autos sind. Seien wir ehrlich: Welcher der Eigentümer, Fahrer und Fans alter Saabs würde sich nicht auch einen P 1800 einen Amazon oder einen Buckel vor die Tür stellen, um mal bei den schwedischen Autos zu bleiben? Es geht also in erster Linie um Klassiker.

Die Querdenker-Geschichte im Sinne der ursprünglichen Frage hat sich in meinen Augen also überholt. Das Image galt und passte für die Neuwagenkäufer, aber die sind sicher die Ausnahme geworden. Die meisten von uns werden nicht Erstbesitzer und Neuwagenkäufer sein.


Gruß Michael

Für mich auf den Punkt getroffen.
Passt übrigens oft das "mit der durch Lebenserfahrung gebastelten Schublade".
 
Erstbesitzer? Nein. Aber möglicherweise seit 20, 30, 40 Jahren mehr oder weniger bei der Marke geblieben. Nun hat es aber einen Wandel gegeben. Unabhängig davon, dass es keine SAAB-Neuwagen mehr gibt (für mich ist NEVS nicht SAAB!), hat sich auch das Auto an sich gewandelt. Nicht jeder ist scharf darauf, durch 100 elektronische Helferlein quasi fahrerisch entmündigt zu werden. Deshalb stehe ich sicher nicht damit allein, dass diese "neumodischen Elektronikbomber" keinen Reiz mehr ausüben. Geht es noch um reine Alltagsautos oder Geschäftswagen, die vernünftigerweise geleast werden, kann oder muss man damit noch leben. Spätestens beim Hobbyfahrzeug ist die Toleranzgrenze erreicht.

Ob das mit Querdenken oder Individualismus zu tun hat, keine Ahnung. Da wird womöglich auch mehr hinein interpretiert als nötig. Gehe ich von mir aus, so kaufe ich "mein" Auto, d.h. ich wähle ganz bewusst für mich - und nur für mich allein. Was andere denken, ist mir so was von egal. Es gibt jede Menge Kriterien wie Styling, Komfort, Sicherheit, Zuverlässigkeit, Fahrleistungen, Fahrverhalten, Service, E-Teile-Versorgung, Kosten. Aber auch wie und wofür das Auto benötigt wird. Da ich mit dem 9k fast nur Langstrecke fahre, ist mir der Verbrauch egal, da eben auf Langstrecke durchaus im grünen Bereich. Dass der im Kurzstreckenbereich deutlich mehr schluckt, spielt ja keine Rolle. Dafür habe ich den Cityflitzer.
Im 9k kann ich 1000 km am Stück fahren und steige trotzdem entspannt aus. Leistung ist im Bedarfsfall vorhanden. Das Fehlen gewisser Elektronikgimmicks spricht in meinen Augen für dieses Auto.

Obwohl ich einen Markenclub leite, sind aus diversen Gründen die Autos dieser Marke ab ca. Bj. 2000 keine Überlegung mehr wert. Mit denen kann und will ich nichts anfangen, mag aber die älteren Modelle. Inzwischen ist das sowieso gegessen, da der Vertrieb außerhalb Italiens eingestellt ist und nur noch Restbestände umgelabelter Chrysler verhökert werden.

In den Augen derer, die Autos nur als Gebrauchsgegenstand sehen, sind Oldtimerfreunde entweder total bekloppt oder reich. Der Unkundige verbindet Oldtimer automatisch mit extremen Kosten. Das trifft vermutlich auf einen 300 SL Gullwing zu, aber niemals für alle. Gerade der von Obenohne erwähnte Amazon dürfte besonders günstig sein, da sehr robust. Und rechnet man die Kosten eines VW Polo, als Neuwagen gekauft, so haut schon der Wertverlust ganz schön rein.

Entscheidend ist doch - und das ist der Unterschied zur Masse - die Wahl des Autos (und vieler anderer Dinge) nach den selbst ins Lastenheft geschriebenen Kriterien. Man hat genau darüber nachgedacht, was einem wichtig ist, und sei es nur der Fahrspaß. Wir gehören sicher nicht zu denen, die ein Auto nur deshalb kaufen, weil sie damit den Nachbarn, Arbeitskollegen oder sonst wen beeindrucken wollen.
 
Natürlich. Jedes Image ist eine Schublade. Und wie bei jeder Schublade passt die längst nicht immer, sondern nur manchmal. Aber eben oft genug, damit sich diese Schublade, also das Image bilden konnte.

Fakt ist, daß es Leute gibt, die sich bewußt für ein Fahrzeug entscheiden, um von dem Image zu profitieren. Es gibt auch Leute, die sich für das transportierte Image nicht interessieren und natürlich gibt es auch Leute, die trotz eines Images ein Auto wählen. In welche Gruppe man sich einordnet, muß jeder selbst entscheiden.


Gruß Michael
Deine Einordnungen sind ja nachvollziehbar. Mit Schubladendenken waren nicht die nachvollziebaren Ergebnisse Deiner Analyse gemeint, sondern grundsätzlich der Versuch der Einornung des Konsumverhaltens von Menschen anhand gängiger Denkmuster. Das ist dann der erste Weg in Richtung tatsächlicher Individualität.
 
Das ist doch die Krux: Wenn man sich gegen das Schubladendenken wehrt, bastelt man selber Schubladen... Deshalb ist denke ich der entscheidene Punkt der, daß jeder für sich selber entscheiden muß, ob er sich den Schuh x anziehen will oder nicht. Man muß sich aber im Klaren sein, daß man eben doch nicht nur mit einem Auto oder Motorrad, sondern auch mit einem Image unterwegs ist.

Wie oft habe ich das schon erlebt und darüber gelacht (falls mir nicht das Lachen im Halse stecken blieb): Für sehr viele Motorradfahrer aller möglichen Marken ist der BMW-Fahrer das Feindbild schlechthin. Ich fahre nun aber blöder Weise auch BMW... Je nachdem, welches Moped ich nun gerade unterm Hintern habe, gehöre ich zu diesen oder jenen. Kann es einen besseren Beweis der Hirnrissigkeit mit den Schubladen geben? Trotzdem gibt es die Schubladen nicht ganz zu unrecht, denn in jeder Gruppe gibt es einen bestimmten Typus ein wenig häufiger und der prägt dann die Schublade oder das Image.

Obwohl ich also bei Fahrzeugen die Schubladen respektive Images einfach nur dumm finde und eher ablehne, beachte ich sie trotzdem und meide Fahrzeuge mit einem Negativimage. Ein gebrauchter Saab, der noch kein richtiger Youngtimer ist wie mein 900 II Cabrio passt zu mir, weil der ein eher unscheinbares bis neutrales Image hat. Das gefällt mir.


Gruß Michael


P.S.: Und noch ein Wort zu den preiswerten Oldtimern: Ich wollte mir kürzlich einen kaufen bzw. hatte es eigentlich schon fest gemacht. Ein älterer Volvo 142. Der Kauf klappte wegen der Unzuverlässigkeit des niederländischen Händers nicht. So ein Allerweltsoldie wie der Volvo ist aber gerade kein teures Auto, im Gegenteil! Man hat keinen Wertverlust und der Unterhalt ist unterm Strich nicht allzu teuer. Ein 30 bis 40 Jahre altes Auto zu unterhalten dürfte im Schnitt billiger kommen, als eines im Alter von sagen wir mal 5 oder 10 Jahren. Oldtimer zu fahren ist damit kein teures Hobby, sondern wirklich eine Leidenschaft.
 
Obwohl ich also bei Fahrzeugen die Schubladen respektive Images einfach nur dumm finde und eher ablehne, beachte ich sie trotzdem und meide Fahrzeuge mit einem Negativimage.

Damit begibst Du Dich aber schon wieder in die Abhängigkeit der Meinung anderer. Wenn mir (nur als Beispiel) eine aktuelle Corvette gefallen würde, wäre es mir total egal, dass andere das Auto als Zuhälterkarre sehen. Nun gefällt mir diese Corvette nicht, wohl aber die 2. Serie mit den Doppelscheinwerfern. Die würde ich sogar in der Zweifarblackierung rot/elfenbein nehmen, obwohl ich kein Fan roter Autos bin.
 
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