Dann hast du ja nach
#176 alle anderen aufgehalten...
Am Ende ist nie alles nur SchwarzWeiß.
Aber mal Scherz beiseite.
Ich möchte nochmal beleuchten, was mich an dieser Tempolimit-Diskussion (und an vielen anderen Diskussionen zu ganz anderen Themen wie zB "Innere Sicherheit") so stört:
Beruflich hab ich hin und wieder mit Gefährdungsbeurteilung zu tun, mit allem was da dran hängt (Schutzziele, Kosten-Nutzen, Schadensschwere-Eintrittswahrscheinlichkeit, Hierarchie der Maßnahmen, Motivation zur Einhaltung etc).
Da gibt es klare Workflows, die die Datenbasis zur Entscheidungsfindung herstellen. Man arbeitet mit objektiven, belastbaren Fakten, benennt diese zutreffend und eindeutig, dann erfolgt eine Bewertung und man findet schließlich die geeignete Maßnahme.
Diese Maßnahme wird dann angewendet in einem meist klar definierten Raum (Arbeitsplatz) während einer stets klar definierten Zeit (Arbeitszeit).
Dieses Raum-Zeit-Gefüge zeichnet sich für den Arbeitnehmer (der die Maßnahmen erdulden muß) unter anderem dadurch aus, daß es von vorne herein und "natürlicherweise" in erheblichem Maße fremdbestimmt ist, der AN willigt durch Unterzeichnung des Arbeitsvertrages in diese Umstände aktiv ein. Dies ist auch eine sehr undemokratische Umgebung, aber diese Modalität ist transparent.
Das Leben an sich sollte sich hiervon schon sehr deutlich unterscheiden, im Privaten erwarte und fordere ich sowas wie Freiheit. Freiheit hat immer zu tun mit Verantwortung und der Möglichkeit, seine eigenen Entscheidungen zu treffen und damit auch, sich ggf falsch zu entscheiden. Völlig ungeregelt geht auch das nicht, sollte auch klar sein (is ja auch nicht so, es gibt Gesetze zuhauf).
Die Tendenz geht hier zur Überregulierung (zZ, mMn). Es sollte einleuchten, daß jede "verstärkte/erhöhte" Sicherheit mit einem Verlust an Freiheit erkauft wird.
Leider ist der Trade meist ein fauler, weil real die Freiheit sinkt, die Sicherheit aber nur theoretisch bzw virtuell steigt (die Freiheit ist immer weg, die Sicherheit nicht immer da).
Gleichzeitig, und das war der Grund, warum ich mich entgegen meiner eigentlichen (Zurück-)Haltung hier mal etwas stringenter einklinkte, ist weder die Abwägung objektiv und sachlich, noch werden Argumente und Fakten immer angemessen wahrgenommen und gewichtet. Teilweise werden Beiträge nicht richtig verstanden oder möglicherweise nichtmal mit der nötigen Aufmerksamkeit gelesen. Oder man verdreht mal die Hälfte, die einem nicht passt, um seinen Standpunkt zu festigen.
Ja, es geht (nur) um Standpunkte, nicht um Fakten - leider (sowohl hier wie auch im Real-Life).
Es werden ausgehend von realen Einzelfällen Szenarien kreiert, auf deren Basis dann Freiheit gemindert wird oder werden soll, ohne Sicherheit nachweislich nennenswert zu erhöhen. Und da liegt der nächste Hase im großen Pfefferberg: Betrieblich geht sowas immer einher mit einer Wirksamkeitskontrolle und ggf weiterer Anpassung bis hin zur Rücknahme der Schutzmaßnahmen. Dies findet im demokratisch-öffentlichen Bereich nie statt, eine einmal aufgegeben Freiheit muß mit großem Aufwand zurückerobert und erkämpft werden. Eine Freiheit nach der anderen geht den Bach runter....
Gleichzeitig entsteht der Eindruck einer "Garantie", wenn ich da 70 fahren darf, dann geht das auch immer (wenn ich abgehört werde, dann gibts keine Terroranschläge) - das funktioniert im Arbeitsschutz auch sehr viel besser, obwohl auch hier nie absolute Sicherheit erreicht werden kann.
Die Freiheit, grundsätzlich so schnell fahren zu dürfen wie möglich und gewünscht (solange kein Schild einschränkt) ist eine relativ triviale. Ich mag sie, könnte aber wohl auch ohne gut leben. Es ist die Methode, die auch hier tw Polemik, Ignoranz und NIcht-Verstehen(-Wollen) bis hin zu Ich-Behaupte-Einfach-Mal (man ist erstaunt, schaut man sich an, wie oft sowas historisch schon funktioniert hat) beinhaltet, die mir sehr übel aufstößt.
Positiv hervorheben möchte ich exemplarisch den Beitrag
#146, dieser ist sachlich, begründet und zielführend-emotionslos, das faktische Problem wird benannt. So kann man diskutieren, so kann man auch mich ggf überzeugen.
Ich könnte noch seitenweise, aber lasse es mal gut sein...[/politik]