Sicher sind es nur 1% der Käufer, die technisch fähig wären, das Auto im Elektronikbereich zu verbessern. Zum Beispiel die Motorsteuerung auf optimale Leistungsentfaltung bei möglichst niedrigem Verbrauch zu ändern, denn momentan wird das ja direkt an die offiziellen Tests angepasst, was aber mit der Praxis wenig zu tun hat. Aber abgesehen davon muss man sich fragen, ob all das, was die heute einbauen, tatsächlich den Nutzwert des Autos erhöht oder doch eher das Risiko, wegen immer komplizierterer Elektronik liegen zu bleiben und hohe Preise zu bezahlen. Ich verfolge in einem anderen Forum die diversen Threads zu Problemen bei älteren und neuen Autos nach 2000. Während sich bei älteren Autos hin und wieder mal ein Beschaffungsproblem im Karosseriebereich ergibt, ein Scheinwerfer einen Steinschlag erlitt, eine Stoßstange verbeult wurde usw. sind es bei neuen Autos Fehlermeldungen, ausfallende Steuergeräte und Zusammenhänge, die selbst der Autohersteller oft erst nach langer Suche erkennt. Wie hier auch berichtet, dass Wasser in die Heckleuchte läuft und damit Riesenprobleme an völlig anderer Stelle auslöst. Mir ist auch schon Wasser in die Heckleuchte eines 73er BMW 2800A gelaufen. Sie gab deshalb nicht den Geist auf. Auch sonst ging nichts kaputt. Das Wasser lief auf verschlungenen Wegen in die Reserveradmulde und irgendwann hörte man es in den Kurven schwappen. Bei einem modernen Auto führt so etwas u.U. zum Totalausfall. Nicht der Einsatz von Elektronik ist verwerflich, sondern dass die Konstrukteure das offenbar nicht wirklich beherrschen. Ich weiß zufällig, dass man bei einem deutschen Premiumhersteller eine Arbeitsgruppe gebildet hat, die untersuchen soll, wie man das alles reduzieren und vereinfachen könnte. Ich fahre Auto ja nicht nur zum Spaß, sondern um von A nach B zu kommen. Viele der heutigen Ursachen für Totalausfälle und sehr teure Reparaturen hätten bei Autos der etwas älteren Generation die Mobilität nicht beeinträchtigt.
Früher hatten wir in Deutschland ellenlange Aufpreislisten. Den Japanern ist es zu verdanken, dass die Grundausstattung immer umfangreicher wurde. Inzwischen würde ich mir aber wünschen, dass ich selbst entscheiden darf, ob mein Auto z.B. mit ESP ausgerüstet wird.
Der größte Kritikpunkt ist aber die Preisgestaltung. Allein durch die komplizierte Technik sind neue Autos in Regionen abgedriftet, die viele private Käufer in die Fänge der Finanzierungs- und Leasinghaie treiben. Ein lächerlicher Kleinwagen kostet mittlerweile schon so viel, dass sich die Anschaffung angesichts der Begleitumstände (vorgeschriebene Inspektionen, Finanzierungskosten, Wertverlust) nicht wirklich rechnet. Dabei bleibt es aber nicht, sollte man das Auto über die Garantiezeit hinaus behalten. Nun ist man denen quasi ausgeliefert. Die meisten Kunden müssen der Werkstatt einfach glauben, dass dieses oder jenes Steuergerät ersetzt werden musste und dürfen dann kräftig zahlen. Bei den Margen der Werkstätten ist dies eine Möglichkeit, das Fast-Verlust-Geschäft des Neuwagenverkaufs auszugleichen.
In unserem Club gab es ein sehr anschauliches Beispiel. In einem Auto der gehobenen Klasse war ein elektronisch gesteuertes Fahrwerk mit Sport- und Komforteinstellung sowie Niveauregulierung verbaut. Hier war nicht mal die Elektronik der Anlass für schamlose Abzocke, sondern ein kleines Steuerventil im Hydraulikbereich. Das ist ein kleines Plastikkästchen, in das einige Ölleitungen hineinführen. Im Inneren sind ein paar Federn (ähnlich Kugelschreiber) und Kugeln. Den Materialwert kann man auf ein paar Euro schätzen. Herstellungspreis angesichts der Stückzahl vielleicht 10-20 Euro. Nun hatte dieses Gehäuse einen Haarriss und es drückte ein wenig Öl heraus. Der TÜV bemängelte dies (Vollabnahme) und der Mechaniker war so blöd, das Gehäuse öffnen zu wollen. Damit war es völlig hinüber. Nun versuchte man ein solches zu bestellen. Preis EUR 1.600,-- plus MWSt.
Ich will damit sagen, dass hier bewusst die für den Kunden nicht mehr verständliche Technik genutzt wird, um unverschämt abzukassieren. Davon profitiert natürlich die Werkstatt, aber auch der Hersteller. Die Methode ist ganz klar: Je weniger der Kunde versteht, umso besser für die Werkstatt. Frauen (die meisten jedenfalls) sind besonders gern gesehen. Ich habe die Methode mal gestestet. An meinem Auto konnte man plötzlich den 3. und 4. Gang kaum noch einlegen. Habe die Markenwerkstatt angerufen, das Problem geschildert. Der Werkstattmeister kam in einem Satz (ohne Luft zu holen) von der defekten Kupplung über den wahrscheinlichen Ersatz des Getriebes bis zum "lohnt sich bei der Kiste nicht mehr" und es sei Zeit über ein neues Auto nachzudenken. Den alten nimmt man großzügig in Zahlung. Ok, ich gehe zur Werkstatt meines Vertrauens. Die spült das System durch und alles funktioniert wieder. Der Vorbesitzer hatte offenbar noch nie das Getriebeöl gewechselt. Ich habe für die Aktion EUR 20,-- + Öl bezahlt. Aber meine freie Werkstatt will mir weder ein neues Getriebe andrehen noch ein anderes Auto. Bei alten Autos konnte man die Leute nicht so leicht hinter's Licht führen.