Die Herren!
Mein gutes Saabkäuferkarma scheint zurückzukehren.
Ich dachte mir heute, ich nutze den Urlaub und beherzige Klaus Empfehlung, die Tankbänder beim Aero kontrollieren zu lassen. Also machte ich mich auf den Weg zu Saab Etehad. Ergebnis: Die Tankbänder sind fast noch jungfräulich, aber am Flexrohr bläst es. Ich wunderte mich schon, warum das Auto fast wie ein alter 900 klingt:-)
Während die schwarze Schönheit ein neues Flexrohr bekam, saß ich im Wartezimmer gemeinsam mit einer freundlichen Dame. Ende 60, Seidenhalstuch, unverkennbare Hanseatin. Wir kamen so ins Plaudern. Ihr verstorbener Mann und sie hätten 30 Jahre Saab gefahren. Erst 900, dann 9000. Nach seinem Tod sei sie ins Autohaus gegangen und habe sich "noch ein letztes Mal einen neuen Saab bestellt". 2001 war das. Und es wurde ein imolarotes 9-3 Coupé in Anniversary-Ausführung mit 150 PS LPT und Schaltgetriebe. Den führe sie heute noch. Sie würde ihn gerne verkaufen, aber die Autos wolle ja keiner mehr, noch dazu in Rot. Bei mir schrillten alle Alarmglocken: "Doch! Ich will den!" "Ach wirklich? Dann schauen sie doch mal, der steht ja gerade da hinten in der Werkstatt."
Das musste man mir nicht zweimal sagen. Ich stolperte aufgeregt in die Werkstatt, und da stand er: Gleich neben meinem Aero. Feuerrot, auf neuwertigen Goodyear-Winterreifen, schmutzig vom Winter, aber auf den ersten Blick als Präziose erkennbar. Das vordere Emblem blätterte ein wenig, an der hinteren Stoßstange sind rechts leichte Spuren vom Feindkontakt mit einem Busch zu erkennen. Tüv ist im Frühjahr fällig. Sonst: Nix dran. 143.000 Kilometer gewissenhafter Erstbesitz. Der Meister sagte: Ja, das Auto sei immer in der Wartung, den könne er uneingeschränkt empfehlen.
Zurück ins Wartezimmer. Ja, sie fahre den Saab gerne, aber sie hänge nicht mehr daran, so die freundliche Erstbesitzerin. Sie brauche ihn eigentlich nur noch, um einmal die Woche zu ihrem Lebensgefährten nach Eckernförde zu fahren. Sie sei kürzlich umgezogen und der 9-3 passe so schlecht in die neue Garage. Außerdem verbrauche er ihr zu viel. Ein Kleinwagen würde ihr auch reichen. Das Auto war jedes Jahr bei Etehad in der Inspektion: "Ich habe denen damals gesagt: Ich habe keine Ahnung von Autos. Macht bitte, was daran gemacht werden muss." (Kopfrechnen: Also ungefähr alle 10.000 Kilometer frisches Öl...) Sein werkstattbedingter Aufenthalt war dann auch nur altersschwachen Gasdruckdämpfern der Kofferraumklappe geschuldet.
Ich hörte mich sagen: "Ich würde das Auto kaufen. Haben Sie eine Preisvorstellung?" "Ach, da habe ich mir noch keine Gedanken drüber gemacht." Und dann hörte ich mich sagen: "Ich würde Ihnen 3.000 Euro geben." "Das klingt fair. Soviel bekomme ich von einem Händler für so ein altes Auto sicher nicht." Wir tauschten unsere Namen, Adressen und Telefonnummern aus und vereinbarten, in den nächsten Tagen zu telefonieren. Dann brachte ich sie noch zum Auto, das vor die Tür gefahren worden war: Direkt davor mein Aero. Ein schönes Paar.
Wir gingen noch mal um das Auto rum: "Wissen Sie, jetzt ist er so schmutzig. Das ist mir richtig peinlich. Aber wenn der frisch gewaschen ist, dann sieht der wirklich noch schön aus. Und gucken Sie mal ..." Sie deutete auf das Zündschloss, davor hatte sie ein säuberlich gefaltetes Geschirrtuch liegen: "Das Tuch liegt da immer, damit ich das Plastik nicht mit dem Schlüssel verkratze. So ein bißchen passe ich ja auch auf."
Was soll ich sagen? Das ist mein Auto. Und das ist so ein typische Geschichte, wie man zum perfekten Saab kommt. Nun kann ich nur noch hoffen, dass sie es sich nicht anders überlegt.