Alma kommt

Das kann hier gerne diskutiert werden. Mit diesem 900 wurde ich seinerzeit vom Bahnhof zu Borghardt befördert, um meinen 9000 Aero abzuholen. Ich bin ihm also durchaus sentimental verbunden. Und die Fuhre ist ne 1.
 
Und steht da hoffentlich nur zum Service, nicht zum Verkauf?! :confused: :smile:
Obwohl, das "Kennzeichen" ... :frown:
 
Das kann hier gerne diskutiert werden. Mit diesem 900 wurde ich seinerzeit vom Bahnhof zu Borghardt befördert, um meinen 9000 Aero abzuholen. Ich bin ihm also durchaus sentimental verbunden. Und die Fuhre ist ne 1.
Na, Sebastian. Da übertreibst Du ein klein wenig. Da muss schon noch ein wenig dran gemacht werden...
 
Und steht da hoffentlich nur zum Service, nicht zum Verkauf?! :confused: :smile:
Obwohl, das "Kennzeichen" ... :frown:

Also so unschön find' ich das nicht, dass sich ein SAAB-Händler auch einen netten, schlichten Dreitürer zum Verkauf hinstellt.
Da hat er wohl auch mehr Potential, einen einfach den Wagen selbst schätzenden nächsten Halter zu finden.

Dich hat das 900er-Fieber aber auch grad richtig gepackt. Hast Du ein Parkhaus geerbt oder wo kommt das her? :wink:
 
Einen Flugzeughangar. :biggrin:

Nein, natürlich nicht, trotzdem interessiere ich mich für den Alte-Schätzchen-Markt an sich.
Wie in meinem Vorstellungsthread ja schonmal erwähnt, so etwa alle 2 Jahre gönne ich mir ein neues Alltagsgefährt und da halte ich grundsätzlich jederzeit die Augen offen.
 
Wie in meinem Vorstellungsthread ja schonmal erwähnt, so etwa alle 2 Jahre gönne ich mir ein neues Alltagsgefährt ...
Ja, habe ich auch lange Jahre gemacht. Es änderte sich, seit ich SAAB fuhr, dann schnell insofern, als dass meist nicht gewechselt, sondern hinzugekauft wurde. Und da tritt dann irgendwann eine natürliche Sättigung ein, welche sich aus dem Gleichgewicht vom Fahrzeugen einerseits und Platz und Zeit dafür andererseits ergibt.
 
Diese natürliche Sättigung habe ich schon aufgrund anderer Fahrzeuge in meinen Garagen erreicht, daher lässt sich nur noch ein Wagen tauschen. :biggrin:
Jetzt hab ich hier genug OT gespammt, sorry dafür und zurück zum schönen alten Turbo der Zukunft.
 
Vom alten Turbo kann ich berichten: Der Motor ist raus. Den Rest kann Elmar viel besser erklären. Der sah das Auto zuletzt. Und im Gegensatz zu mir hört er HJB auch richtig zu, wenn der was erklärt (und versteht es dann auch).

Ich für meinen Teil überbrücke die Wartezeit, indem ich endlich mal all die schwedischen Saab-Bücher lese, die schon lange auf dem Wunschzettel stehen.

Im Moment: "Kampen om Saab" vom Wirtschaftsredakteur des Svenska Dagbladet Jonas Fröberg. Famoses Buch - nicht nur wegen der hervorragenden Darstellung der dramatischen Zeit rund um die erste Rekonstruktion und Spyker-Übernahme, sondern auch wegen des kenntnisreichen und liebevollen Abrisses der gesamten Firmengeschichte. Ich habe das Grunddilemma von Saab nirgendwo sonst so gut beschrieben gesehen wie bei Fröberg: Sowohl unter den Wallenbergs als auch bei GM gab es zwar immer jemanden, der die Verluste von Saab auffing (und die waren der Investor AB phasenweise auch gar nicht so unrecht, weil sich damit die Steuerlast für die Gewinne aus Flugzeug- und Lastwagenproduktion senken ließ). Aber es gab nie jemanden, der so viel Geld in Saab steckte, dass man mit einer breiteren Produktpalette nachhaltig in die Gewinnzone kommen konnte. Sollte definitiv mal ins Deutsche übersetzt werden.

Danach kommt Jan Hökerbergs "Spelet om Saab" rund um die Saab-Übernahme durch GM, und "Mitt liv med Saab", die Memoiren von Sten Wennlo. Jener Sten Wennlo, der als Saab-Chef in den 70er Jahren von einer Wurstbude aus in der Entwicklungsabteilung anrief und sagte: "Wir bringen den Turbo!":smile:

In Paderborn kann man sich also noch etwas Zeit lassen ...

Oh, und ich habe noch ein Foto vom ersten Zusammentreffen zwischen dem Aero und Maggie (ich kehre zu der Gewohnheit zurück, meine Saabs nach weiblichen Spitzenpolitikern zu benennen.)

Wie sagte es ein Freund so schön: The reasons why I'll never own a house.

aero und maggie.jpg
 
Mag ne doofe Frage sein, erlaube sie mir trotzdem: sind die Bücher eigentlich in Schwedisch oder Englisch verfasst? An eine englische Version würde ich mich ja rantrauen, Schwedisch kann ich nicht. :frown:
Falls englisch, hättest du ggf. ISBN-Nummern davon für die Jagd? Besten Dank für deine Mühe. :top:
 
Die sind leider alle nur in Schwedisch verfasst. Aber es gibt ja auch ein paar ganz gute deutsch- und englischsprachige Texte. DAS Saab-Buch überhaupt ist für mich unverändert "The Spirit of Saab - mehr als ein Auto" von Rolf Bleeker. Ist antiquarisch verfügbar. Braucht man aber manchmal etwas Geduld, weil Mondpreise aufgerufen werden.
 
Jep, auch mein Favorit. :smile:
Das deutsche und nachweislich lesenswerte englische Material hab ich ziemlich vollständig. Nun gut, mal schauen, ob die VHS Schwedisch anbietet. :biggrin:
 
Mal zwei (zum Teil etwas freier) übersetzte Kostproben aus Fröbergs "Kampen om Saab":

"Der großgewachsene Erik Carlsson „auf dem Dach“ wurde 1929 in Trollhättan geboren. Sein Vater fuhr auf einem Handelsschiff und interessierte sich nicht für Autos. Sein Sohn Erik hingegen brannte dafür. Er nahm eine Arbeit in Nyströms Autowerkstatt in der Drottninggatan 89 in Trollhättan an, kaufte sich einen gebrauchten Saab 92 und testete auf den Straßen und Wegen rund um Trollhättan seine fahrerischen Grenzen aus. Er trainierte, Kurven zu nehmen, ohne vom Gas zu gehen, und lernte, auf seinen Instinkt zu hören.
1955 sollte er am Reichspokal teilnehmen. Die Rallye fand am Wochenende statt, am Montag darauf sollte der neue Saab 93 vorgestellt werden. Ein Direktor von Saab bat Erik, den Preis für Saab zu holen, um Aufmerksamkeit für das neue Modell zu gewinnen. Er versprach ihm eine Anstellung auf Lebenszeit und 1.000 Kronen Belohnung. Erik Carlsson gewann, bekam einen Arbeitsvertrag, die 1.000 Kronen aber bekam er nie.

Seine große Zeit begann in den 60er Jahren. Das Erstaunen war grenzenlos, wenn Erik Carlsson nahezu unmögliche Siege im Saab 96 errang – immer noch mit einem Zweitakt-Motor. Die Werksfahrer von Mercedes und Citroen müssen ziemlich frustriert gewesen sein, wenn dieser 115 Kilo schwere Mann eingezwängt in seinem kleinen roten Saab mit 38 PS an ihnen vorbeifuhr. Er erhielt den Spitznamen „Carlsson auf dem Dach“, inspiriert von Astrid Lindgrens populärem Kinderbuch.

In Safarirallyes war es heiß, und sintflutartiger Regen konnte nahezu urplötzlich über einen hereinbrechen, um den Sandboden in Schlamm zu verwandeln. 1964 fuhr Erik Carlsson sich fest. Um möglichst schnell freizukommen, entschieden er und sein Kartenleser Gunnar Palm sich, den Wagen einfach einmal im Matsch auf das Dach zu kippen und wieder aufzurichten. Der Saab überstand die Prozedur nahezu unbeschadet, und sie gingen als Zweite durchs Ziel. Ford gewann die Rallye, aber als das Saabteam ins Ziel gekommen war, erzählte Carlsson, wie sie sich aus dem Schlamm befreit hatten. Niemand glaubte ihnen. Also rollten sie den Saab noch einmal aufs Dach – direkt vor dem Rathaus in Nairobi. Alle machten Bilder. Ford war empört. Dieser kleine Saab stahl dem Siegerfahrzeug Ford Cortina die ganze Aufmerksamkeit. Also kippten sie ihren Wagen ebenfalls um. Batteriesäure und Öl floss aus, die Scheiben zersplitterten. Niemand zeigte sich beeindruckt.

Erik Carlsson gewann die RAC-Rallye in England dreimal zwischen 1961 und 1963 sowie die berühmte Rallye Monte Carlo in den Jahren 1962 und 1963, eine Sensation, die oft als der wahre Durchbruch von Saab als Rallyemarke angesehen wird. (…) Nach Erik Carlssons zweitem Sieg in Monte Carlo wurde er nach Monaco eingeladen, um direkt im Fürstenpalast von Grace und Rainier den Preis entgegenzunehmen, während die schwedische Nationalhymne gespielt wurde. Vor dem Palast parkte der kleine glupschäugige rote Saab und wirkte etwas fremd in dieser Umgebung mit seinem einsamen Suchscheinwerfer auf dem Wagendach. Aber der große Triumph folgte bei der Heimkehr auf dem Stora Torget in Trollhättan. Tausende Menschen hatten sich versammelt. Der Jubel wollte nicht enden für den Sohn der Stadt und das kleine Automobil, das in Trollhättan gebaut worden war und es der ganzen Welt gezeigt hatte."
 
„Die Pressekonferenz fand in einem Tagungsraum im Saab-Museum statt. Aus den Lautsprechern flötete der aktuelle Werbesong „Release me“ der Band Oh Laura, der plötzlich eine neue Bedeutung erhielt – nun befreite sich Saab von General Motors. Saab-Chef Jan Åke Jonsson bereitete sich auf eine Brandrede vor. „Unsere Pläne sind unerhört positiv für Trollhättan und ganz Schweden“, sagte er mit Nachdruck, aber dennoch in seiner typischen Ingenieurs-Sachlichkeit. Er wäre in diesem Moment gerne Bill Clinton gewesen oder Tony Blair, ein wenig demagogischer, um die Situation positiver erscheinen zu lassen. (…) Die Bilder von der Pressekonferenz waren nachtschwarz und zierten die Titelseiten der großen Tageszeitungen am nächsten Morgen. Der Konferenzraum im Halbdunkel nach der Powerpoint-Präsentation. Ein Jan Åke Jonsson, der gerade das Headset-Mikro ablegt. Er ist umgeben von einer Horde Journalisten und Fotografen, wie ein Beutetier. Mehrere Fernsehkameras tauchen sein Gesicht in kaltes Licht.

Die Bilder sagten mehr als man auf den ersten Blick meinte. Jan Åke Jonsson sah sehr einsam aus. Das Unternehmen, für das er fast sein ganzes Leben lang gearbeitet hatte, konnte seine Rechnungen nicht mehr bezahlen und wurde in ein Rekonstruktionsverfahren gezwungen - der allerletzte Strohhalm, nach dem es vor dem Konkurs noch greifen konnte. Er trug nun die Verantwortung. Die Zukunft war ungewiss. Es fehlte das Geld und der Eigentümer, um einen Geschäftsplan zu umzusetzen, der eine Milliarde Dollar kostete - und von dem die schwedische Regierung öffentlich erklärte, er sei viel zu optimistisch. Außerdem war der so dringend benötigte Kredit der Europäischen Investitionsbank unendlich weit entfernt. Zusammengefasst: Es war kein neuer Eigentümer in Sicht, es gab keine staatliche Kreditbürgschaft und nur noch genug Geld, um bis zum Sommer zu überleben. Zugleich verbrannte die Firma Monat für Monat 25 Millionen Dollar. Die Zeitung Dagens Industri schrieb am Tag nach der Pressekonferenz: „Der praktische Effekt ist nur, dass der unvermeidliche Konkurs um eine kurze Zeit verschoben wird.“ Der Analytiker Nils-Olof Ollevik schrieb im Wirtschaftsteil des Svenska Dagbladet: „Saab ist bankrott, am Ende, finito, finished und kaputt!“ (…)

„Es war, als ob ein Tsunami über uns hereinbrach. Hunderte Zulieferer riefen gleichzeitig an und wollten wissen, was die Rekonstruktion für sie bedeute.“ So erinnert sich einer der juristischen Berater an den Tag, als bei Saab die Hölle losbrach. Die Zulieferer fürchteten um ihr Überleben, die Händler hatten genauso viel Angst, und die 4.000 Mitarbeiter von Saab wussten nicht, ob sie am Monatsende noch ihr Gehalt bekommen würden und weiter Autos bauen sollten. (…) Eine andere Person, die im Mittelpunkt stand, war nun Kristina Geers, Saabs Chefjuristin. Sie hatte 1997 bei Saab in den USA angefangen, dann in der Rechtsabteilung von GM in Zürich gearbeitet und war 2004 nach Trollhättan gerufen worden. Sie hatte Erfahrung. Aber hier ging es um die größte Unternehmensrekonstruktion in der schwedischen Geschichte, um die zweitgrößte Unternehmensrekonstruktion in ganz Europa (die größte betraf 2003 den italienischen Lebensmittelkonzern Parmalat). Es gab keine Zeit zur Vorbereitung. Es gab kein Handbuch. Und allen war bewusst, dass die meisten Rekonstruktionen im Konkurs enden. Die Leitungsgruppe aus 14 Personen traf sich im Sitzungsraum im dritten Stock in Trollhättan, wo auf der einen Seite Bilder der Studienmodelle und auf der anderen Seite Bilder der Serienmodelle hängen. Saab stand nun von einem Moment auf den anderen auf eigenen Füßen.

Die wichtigste Frage am Anfang war: Sollte man während der Rekonstruktion weiter Autos bauen? Ein Produktionsstopp würde die Liquidität weniger belasten, weil Saab seine Lieferanten sofort bezahlen muss, den Erlös für die fertigen Autos aber erst später bekommt. Sollte man sich lieber auf die Rekonstruktion konzentrieren? Konnte man wirklich weiter produzieren? In einer modernen Automobilfabrik gibt es im Prinzip kein Lager mehr. Fast alle Teile werden im Minutentakt mit DHL-Lastwagen in die Fabrik gepumpt. Fast alles hängt von anderen Akteuren ab, und man kann sich nicht leisten, dass nur ein einziges Glied in der Kette ausfällt. Jemand rechnete aus, dass ein Produktionsstopp 11.000 Kronen pro Minute kosten würde. Da traf Jan Åke Jonsson eine Entscheidung. Er, der zuvor laut GM-Hierarchie in seiner eigenen Geschäftsleitung gar nichts zu sagen hatte, übernahm nun ruhig und undramatisch die Initiative. Er sah, dass es unmöglich wäre, die Produktion wieder in Gang zu bringen, wenn sie für längere Zeit zum Erliegen käme. Er erkannte, dass es der eigenen Belegschaft Mut machen würde, wenn sie weiter Autos bauen könnte, auch wenn man den Produktionstakt kräftig reduzierte, um nicht so viel Geld zu verlieren. „Business as usual“, sagte er. Saab sollte weiter Autos bauen.

Die GM-Befehlsstruktur, in der alle Manager in die Zentrale nach Rüsselsheim und nach Detroit berichteten, war schon im Dezember zusammengebrochen. Nun pulverisierte sich der Rest der Struktur, der noch da gewesen war. Von nun an berichteten alle an Jan Åke Jonsson. Von nun an hieß es: Saab und Trollhättan gegen den Rest der Welt. (…)
Die Rekonstruktion beinhaltete, dass Saab zwar keine alten Schulden bezahlen musste, aber auch keine neuen Schulden machen durfte. Das bedeutete, dass man sämtliche Leistungen sofort bezahlen musste. Wie sollte das gehen? Zunächst überlegte man, den Lastwagenfahrern, die die Teile lieferten, einfach Geldscheinbündel in die Hand zu drücken. Dann fand man eine andere Lösung: Die Lieferanten übergaben die Rechnung direkt mit der Ware, Saab bezahlte innerhalb von drei Tagen nach Erhalt der Ware. Das klang einfach, war jedoch eine Herausforderung. Das gesamte Rechnungswesen lief bis dahin über GM. Saabs Zulieferer schickten ihre Rechnung per E-Mail direkt an die GM-Finanzabteilung nach Barcelona. GM davon zu überzeugen, die Rechnungen für Saab weiter nach Trollhättan zu leiten, war völlig unmöglich. Stattdessen rief man alle 700 Lieferanten einzeln an, versuchte, den zuständigen Mitarbeiter aus der Buchhaltung ans Telefon zu bekommen, und bat darum, sämtliche Rechnungen nun direkt mit der Ware zu Saab nach Trollhättan zu schicken – nicht per E-Mail, sondern ausgedruckt auf Papier. Nur so ließ sich die Drei-Tages-Frist halten. Doch damit ergab sich das nächste Problem: Saab hatte nun auf einmal täglich 600 Rechnungen zu bezahlen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die seit 20 oder 30 Jahren Autos am Band montiert hatten, zogen ihren Blaumann aus und fingen an, Online-Überweisungsträger der SEB-Bank auszufüllen.

Petra Störch stand wie gewöhnlich an ihrer Produktionslinie in Trim-3. Aber nichts war so wie sonst. Trotz aller Anstrengungen kam es in den ersten Tagen zu Produktionsunterbrechungen. Am Nord-Tor bildete sich eine lange Schlange von Lastwagen, deren Fahrer auf Bezahlung bestanden, bevor sie auf das Gelände fuhren, um die Teile abzuladen. Als Petra Störch auf dem Weg zu den Umkleidekabinen im Obergeschoss durch das Treppenhaus ging, konnte sie durch ein Fenster hinausschauen: „Ich habe noch nie so viele Lastwagen vor dem Tor stehen sehen. Normalerweise rollen sie in einem stetigen Fluss auf das Gelände, wir laden ab, und sie fahren wieder. Jetzt war es plötzlich leer an der Abladebrücke.“ Die Saab-Monteure versuchten so gut wie möglich weiterzuarbeiten und ließen bestimmte Teile wie Stoßstangen und Schweller weg, um sie später nachzumontieren: „Plötzlich standen wir da, und es war kein einziger Schweller mehr da. Wir hörten, sie seien auf dem Weg und müssten jeden Moment eintreffen.“ Sie bekamen die Anweisung, das Band weiterlaufen zu lassen. Normalerweise sind die Schweller das erste Teil, das in Petra Störchs Produktionsabschnitt montiert wird. An diesem Tag jedoch rollten die Autos ohne Schweller 100 Meter weiter. „Nun ist bezahlt, nun kommen die Schweller, hörten wir. Da hielten wir das Band 10 Minuten an, zogen 18 Leute zusammen und rannten wie verrückt gewordene Hühner 100 Meter das Band runter, um die Schweller nachzumontieren. Einer hielt den Schweller an, einer schraubte per Hand mit dem Schraubenzieher sechs Schrauben rein, einer setzte die Clips drauf. Nach zehn Minuten konnte das Band wieder anlaufen.“
 
Notizen am Abend.
- Als ich sagte, dass die Restaurierung ruhig 12 oder 18 Monate dauern könne, bedachte ich nicht, dass ich nun wirklich 12 bis 18 Monate warten muss.
- Ich brauche eine blaugelbe Schweizer Autobahnvignette von 1985 für die Frontscheibe. Und wenn ich dafür töten muss.
- Wenn Mauritz, der kleine Sohn meiner Freunde Julia und Michael, in seinem Bilderbuch einen Saab 900 sieht, zeigt er mit dem Finger drauf und sagt: "Sebastian-Auto!"
- Vielleicht doch ein Chromgrill.
- Der Sattler muss auf jeden Fall diesen "Upholstery Leather for Saab"-Wimpel an der Kopfstütze wieder reinnähen.
- Ob ich mir vielleicht einen kleinen Wohnwagen kaufe und den in Paderborn auf den Werkstatthof stelle?
- Als ich sagte, dass die Restaurierung ruhig 12 oder 18 Monate dauern könne, bedachte ich nicht, dass ich nun wirklich 12 bis 18 Monate warten muss.

Ein echter Traumkunde für eine engagierte Werkstatt!:smile:
 
Mir hat meine Hamburger Werkstatt erklärt: Das Wichtigste bei einer Restaurierung ist: Drängle nicht denjenigen, der sie macht. Nur dann macht er sie ordentlich.
 
Einen habe ich noch!

"Es klappert und rattert an der Produktionslinie, Sirenen schrillen, ein roter Gabelstapler flitzt blitzschnell vorbei, das Ventilationssystem summt. Die Stallbacka-Fabrik ist eine kleine Welt für sich. Hier werden die Saabs geboren. Jene Autos, die rund 5.000 Eigentümer auf der ganzen Welt dazu bewegen, in langen Protestkonvois für den Erhalt ihrer Marke zu demonstrieren. Schraube für Schraube werden sie auf einem laufenden Band zusammengebaut, entwickeln sich langsam zu fertigen Autos und bewegen sich unisono sachte vorwärts. Aber vor allem ist die Produktionslinie ein Ort des menschlichen Miteinanders. Die Montagemitarbeiter stehen in ihren blauen Overalls mit dem Saab-Schriftzug auf der rechten Brust nur wenige Meter voneinander entfernt, unterhalten sich miteinander und scherzen – tun das, was das Leben am Montageband einer Autofabrik mit Freude erfüllt.
In dieser Woche sollten vier von zehn Mitarbeitern entlassen werden. Nach einmonatiger Verhandlung kam am 14. April 2009 der Beschluss: 701 Mitarbeiter sollten gehen, davon 55 aus der Verwaltung, und alle sollten drei Tage später Bescheid bekommen: am Freitag, den 17. April 2009. (…)
Es kam der Freitag. Die Menschen gingen zur Arbeit wie an jedem anderen Tag. Aber nichts war wie sonst. Petra Störch war seit 11 Jahren bei Saab und nervös. Sie und ihre Kollegen montierten Mittelkonsolen und Sitze in Saab 9-3-Modelle und redeten dabei die ganze Zeit miteinander, um die innere Unruhe zu verdrängen. Ihr Vorarbeiter Anders Engdahl rief die einzelnen Kollegen in der Reihenfolge ihrer Mitarbeiternummer zu sich. Einer nach dem anderen ging durch den schmalen, grün gestrichenen Gang zu einem kleinen Besprechungsraum. Er war so gelegen, dass die Arbeitskollegen den Betroffenen nicht sehen konnten, wenn er seinen Bescheid bekam. Ein 50 Meter langer Gang. Viele waren auf dem Weg zum Raum so nervös, dass sie zitterten. Petra Störch war die fünftletzte, die Bescheid bekommen sollte. Währenddessen baute sie Autos. Aber ihre Nerven waren bis zum Äußersten angespannt. Diejenigen, die bleiben durften, kamen durch den schmalen Gang zurück und gingen wieder an die Arbeit. Diejenigen, die entlassen wurden, gingen durch einen anderen Gang. Sie sollten ihre Kollegen nicht mehr treffen. Sie sollten direkt nach Hause gehen. Alle hatten ein weißes Kuvert in der Hand. Das Gerücht verbreitete sich schnell: Schau auf das Kuvert. Wenn es dünn ist, kannst Du bleiben. Wenn es dick ist, musst Du gehen, weil die ganzen Unterlagen von der Arbeitsvermittlung mit drin sind.
Petra Störchs beste Freundin Maria kam direkt vor ihr an die Reihe. Sie hatte ein halbes Jahr vor Petra bei Saab angefangen. Sie kam nicht zurück. Da rannen Petra Störch die Tränen über die Wangen. Währenddessen schob das Band unerbittlich immer neue Autos voran. „Ich fühlte Panik aufsteigen. Das Band läuft weiter, obwohl die doch wissen, dass ein Teil von uns gekündigt wird.“ Von acht Montageplätzen waren nur vier besetzt. Die, die blieben, sprangen hin und her und bauten Mittelkonsolen in die Autos, während sie sich gleichzeitig vorstellten, wie ihre langjährigen Arbeitskollegen mit gebeugtem Rücken und einem dicken Kuvert durch den Gang nach Hause geschickt wurden. Petra Störchs Nerven zerbarsten. Sie lief den Gang hinauf und suchte nach Maria. Da sah sie ihre Freundin im Gespräch mit dem Vorgesetzten. Petra versuchte ihren Gesichtsausdruck zu deuten, aber konnte daran nichts ablesen. Wenige Minuten später kehrte Maria zurück. Sie weinte. Sie durfte bleiben.
Dann war Petra an der Reihe. Sie und Anders Engdahl gingen den Gang hoch. „Wie nervös bist Du?“ fragte er. „Ich halte durch. Kann ja nicht schlimmer werden“, antwortete sie. Der Raum war klein, hatte einen Tisch und drei Stühle. Der Abteilungschef, der den Bescheid übergeben sollte, griff über den Tisch ihre Hand und fragte, wie es ihr ginge. „Gut, ich will es nur wissen“, sagte sie. „Du darfst bleiben“, antwortete er. Sie stand unter Schock. „Wie meinst Du das? Soll ich wieder zur Arbeit oder soll ich nach Hause?“ – „Du darfst bleiben.“ – „Das geht nicht. Meine Beine bewegen sich nicht. Ich kann nicht aufstehen.“ Da verstand sie, wie Maria sich gefühlt haben musste. „Es war der schlimmste Tag meines ganzen Arbeitslebens. Nie habe ich so viel geweint“, sagt sie heute. An diesem Tag verschwand die Hälfte von Petra Störchs Kollegen. Kurz nach ihr bekam ihr Vorarbeiter Anders Engdahl seinen Bescheid. Ein dickes Kuvert mit dem Saab-Logo drauf und den Unterlagen der Arbeitsvermittlung drin.
Einige Tage später kamen alle noch einmal ins Werk, um ihre Schlüssel und ihren Dienstausweis abzugeben. Und um sich bei den Kollegen zu verabschieden. Wer die Montagehalle betrat, bemerkte eine Veränderung. Plötzlich war es dort still. Das menschliche Stimmengewirr war verschwunden. Auf dem Band lief nur noch auf jedem dritten Platz ein Auto. Saab hatte die Produktion gedrosselt. Nun stand jeder Mitarbeiter alleine am Band – mit zwölf Meter Abstand zum nächsten Kollegen. Stille."
 
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Einen habe ich noch!

"Es klappert und rattert an der Produktionslinie, Sirenen schrillen, ein roter Gabelstapler flitzt blitzschnell vorbei, das Ventilationssystem summt. Die Stallbacka-Fabrik ist eine kleine Welt für sich. Hier werden die Saabs geboren. Jene Autos, die rund 5.000 Eigentümer auf der ganzen Welt dazu bewegen, in langen Protestkonvois für den Erhalt ihrer Marke zu demonstrieren. Schraube für Schraube werden sie auf einem laufenden Band zusammengebaut, entwickeln sich langsam zu fertigen Autos und bewegen sich unisono sachte vorwärts. Aber vor allem ist die Produktionslinie ein Ort des menschlichen Miteinanders. Die Montagemitarbeiter stehen in ihren blauen Overalls mit dem Saab-Schriftzug auf der rechten Brust nur wenige Meter voneinander entfernt, unterhalten sich miteinander und scherzen – tun das, was das Leben am Montageband einer Autofabrik mit Freude erfüllt.
In dieser Woche sollten vier von zehn Mitarbeitern entlassen werden. Nach einmonatiger Verhandlung kam am 14. April 2009 der Beschluss: 701 Mitarbeiter sollten gehen, davon 55 aus der Verwaltung, und alle sollten drei Tage später Bescheid bekommen: am Freitag, den 17. April 2009. (…)
Es kam der Freitag. Die Menschen gingen zur Arbeit wie an jedem anderen Tag. Aber nichts war wie sonst. Petra Störch war seit 11 Jahren bei Saab und nervös. Sie und ihre Kollegen montierten Mittelkonsolen und Sitze in Saab 9-3-Modelle und redeten dabei die ganze Zeit miteinander, um die innere Unruhe zu verdrängen. Ihr Vorarbeiter Anders Engdahl rief die einzelnen Kollegen in der Reihenfolge ihrer Mitarbeiternummer zu sich. Einer nach dem anderen ging durch den schmalen, grün gestrichenen Gang zu einem kleinen Besprechungsraum. Er war so gelegen, dass die Arbeitskollegen den Betroffenen nicht sehen konnte, wenn er seinen Bescheid bekam. Ein 50 Meter langer Gang. Viele waren auf dem Weg zum Raum so nervös, dass sie zitterten. Petra Störch war die fünftletzte, die Bescheid bekommen sollte. Währenddessen baute sie Autos. Aber ihre Nerven waren bis zum Äußersten angespannt. Diejenigen, die bleiben durften, kamen durch den schmalen Gang zurück und gingen wieder an die Arbeit. Diejenigen, die entlassen wurden, gingen durch einen anderen Gang. Sie sollten ihre Kollegen nicht mehr treffen. Sie sollten direkt nach Hause gehen. Alle hatten ein weißes Kuvert in der Hand. Das Gerücht verbreitete sich schnell: Schau auf das Kuvert. Wenn es dünn ist, kannst Du bleiben. Wenn es dick ist, musst Du gehen, weil die ganzen Unterlagen von der Arbeitsvermittlung mit drin sind.
Petra Störchs beste Freundin Maria kam direkt vor ihr an die Reihe. Sie hatte ein halbes Jahr vor Petra bei Saab angefangen. Sie kam nicht zurück. Da rannen Petra Störch die Tränen über die Wangen. Währenddessen schob das Band unerbittlich immer neue Autos voran. „Ich fühlte Panik aufsteigen. Das Band läuft weiter, obwohl die doch wissen, dass ein Teil von uns gekündigt wird.“ Von acht Montageplätzen waren nur vier besetzt. Die, die blieben, sprangen hin und her und bauten Mittelkonsolen in die Autos, während sie sich gleichzeitig vorstellten, wie ihre langjährigen Arbeitskollegen mit gebeugtem Rücken und einem dicken Kuvert durch den Gang nach Hause geschickt wurden. Petra Störchs Nerven zerbarsten. Sie lief den Gang hinauf und suchte nach Maria. Da sah sie ihre Freundin im Gespräch mit dem Vorgesetzten. Petra versuchte ihren Gesichtsausdruck zu deuten, aber konnte daran nichts ablesen. Wenige Minuten später kehrte Maria zurück. Sie weinte. Sie durfte bleiben.
Dann war Petra an der Reihe. Sie und Anders Engdahl gingen den Gang hoch. „Wie nervös bist Du?“ fragte er. „Ich halte durch. Kann ja nicht schlimmer werden“, antwortete sie. Der Raum war klein, hatte einen Tisch und drei Stühle. Der Abteilungschef, der den Bescheid übergeben sollte, griff über den Tisch ihre Hand und fragte, wie es ihr ginge. „Gut, ich will es nur wissen“, sagte sie. „Du darfst bleiben“, antwortete er. Sie stand unter Schock. „Wie meinst Du das? Soll ich wieder zur Arbeit oder soll ich nach Hause?“ – „Du darfst bleiben.“ – „Das geht nicht. Meine Beine bewegen sich nicht. Ich kann nicht aufstehen.“ Da verstand sie, wie Maria sich gefühlt haben musste. „Es war der schlimmste Tag meines ganzen Arbeitslebens. Nie habe ich so viel geweint“, sagt sie heute. An diesem Tag verschwand die Hälfte von Petra Störchs Kollegen. Kurz nach ihr bekam ihr Vorarbeiter Anders Engdahl seinen Bescheid. Ein dickes Kuvert mit dem Saab-Logo drauf und den Unterlagen der Arbeitsvermittlung drin.
Einige Tage später kamen alle noch einmal ins Werk, um ihre Schlüssel und ihren Dienstausweis abzugeben. Und um sich bei den Kollegen zu verabschieden. Wer die Montagehalle betrat, bemerkte eine Veränderung. Plötzlich war es dort still. Das menschliche Stimmengewirr war verschwunden. Auf dem Band lief nur noch auf jedem dritten Platz ein Auto. Saab hatte die Produktion gedrosselt. Nun stand jeder Mitarbeiter alleine am Band – mit zwölf Meter Abstand zum nächsten Kollegen. Stille."

Das gleiche habe ich bei meinem Arbeitgeber 2008/09 auch erleben dürfen.
Der Unterschied - wir haben überlebt, ohne staatliche Unterstützung und sind heute Marktführer in Europa.
Manchmal sind solche Einschnitte mehr als Schmerzhaft doch zum überleben notwendig.
Leider, leider hat es bei Saab nur zur mehrfachen Reanimierung gereicht und nicht zum dauerhaften überleben.
 
Guten Abend.

Eigentlich gibt es gar nicht viel zu berichten. Aber da mir sonst keiner bei diesem Thema zuhört, muss ich meinen Saab-Schmodder ja hier loswerden.

Der Aero hat einen neuen Auspuffendtopf. Und zwar einen richtigen, orischinoalen Aero-Auspuff. In ganz neu. Da mein Werkstattmeister ein Perfektionist ist, störte ihn aber der Umstand, dass der orischinoale Aero-Auspuff nicht schwarz lackiert ist wie früher ab Werk. Also hat er ihn selbst schwarz angesprüht. Jetzt riecht der Aero im warmen Zustand von draußen etwas ... originell. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Krebsarten das fördert. Aber dafür sieht er gut aus. Und überhaupt: Seit ich wieder mit dem Saab zur Arbeit fahre, habe ich durchschnittlich erheblich bessere Laune. Nicht zuletzt, weil ich durch die großen Seitenfenster auf dem Arbeitsweg die Elbe sehen kann.

Was den 900 angeht, gibt es nicht viel Neues. Ich komme mir zwischen meiner Werkstatt in Hamburg und meiner Werkstatt in Paderborn manchmal ein wenig so vor wie ein Scheidungskind, das zwischen Mama und Papa diplomatisch vermitteln muss. So wurde mir in Hamburg beschieden, dass ein gespachtelter und lackierter Ledersitz sich am Ende wie eine Frau anfühle, an der nix mehr echt sei: "Ich kenne Dich. Damit wirst Du nicht glücklich." Brauchbaren Ersatz für sierrabraune Lederbestuhlung gibt es aber auch nicht. Und ein kompletter Neubezug ist natürlich farblich wie haptisch das exakte Gegenteil von orischinoal. Das macht mir Sorgen.

Sonst weiß ich, dass der 900 einen neuen Schlossträger und neue Frontscheinwerfer und einen neuen Kotflügel bekommt. Und dass ich ihn vermisse. Das weiß ich auch.
 
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