"Einmal Saab - immer Saab" kann ich nicht wirklich unterschreiben. Ich hatte ca. 1995 für ca. 1 problemloses Jahr einen (ich glauber 79er?) 901, habe danach allerdings erstmal im Unterhalt günstigere Autos gekauft.
Jetzt, Anfang diesen Jahres, habe ich wieder ein Auto gebraucht, das genug Platz für 4-5 Personen hat und mit dem man auch ohne Kopfschmerzen mal 500 km am Stück fahren kann ... Es sollte nicht viel mehr als 5 Jahre alt sein und möglichst unter 100 tkm gelaufen haben, damit ich lange Freude dran habe. Ein solches Auto kriegt man natürlich nirgends für 2k€, deswegen sollte es mir außerdem gefallen ... - Meine Wahl ist auf den 9-3 I gefallen.
Würde ich wieder einen Saab kaufen? Kommt drauf an ...
Als der 900 II präsentiert wurde war für mich klar, dass das ja wohl kein Saab mehr ist, aber die Zeit heilt wohl doch einige Wunden. Mittlerweile empfinde ich 900 II und 9-3 I doch noch als relativ saabtypisch. Sie haben noch relativ große Überhänge, eine relativ steile Frontscheibe, ein Fließheck ... und vor allem: Saab-Motoren.
Mal unabhängig von der Qualitätsfrage, die für die Wahl des Autos nicht unwichtig ist: was macht ein Auto aus? Für mich ist es in 1. Linie der Motor. Deswegen habe ich nie die Modellpolitik des VW-Konzerns verstanden, einen Golf, Bora, Octavia, Toledo usw zu bauen, die alle den selben Motor benutzten. Da fehlt mir die Unterscheidbarkeit. Würde Saab also im Ottobereich irgendeinen Motor von der Stange verwenden, würde ich dieses Modell nicht kaufen.
Wobei ich auch der Meinung bin, dass die Unterscheidbarkeit mal größer war: würde ich blind in nem 901 mitfahren oder neben einem laufenden Fahrzeug stehen, würde ich es wohl noch am Geräusch erkennen, bei den neueren Modellen wohl eher nicht. Aber eben dieses Saabgeräusch hat früher bei mir sehr viel an Heimatgefühl ausgemacht.
Vielleicht genügt ja für viele der Turbo an sich schon für die Unterscheidbarkeit. Ich meine aber, etwas mehr Klangtuning könnte nicht schaden ... Und warum nicht voll auf Turbo setzen, warum kein kleiner 125-PS-Turbo mit einem eigenen kleineren Motor? Warum kein eigener Biturbodiesel?
Wenn ich mal eine Parallele zum Motorradbau ziehen darf: Motorräder werden oft aus dem Bauch heraus gekauft. Man fühlt beim Fahren einfach, dass genau dieses Bike passt. Das hat viel mit dem Fahrwerk zu tun und den Größen- bzw. Sitzverhältnissen, aber auch seeehr viel mit dem Motor. Wer schonmal eine Harley, eine Ducati, eine Triumph, eine Moto Guzzi usw. gefahren ist, weiß sicher, was ich meine: Das ein oder andere Mopped hat - aufgrund des spezifischen Motors - beinahe eine "Seele". Und was für Unterschiede es gibt ... allein im Zweizylinderbereich werden längs oder quer eingebaute V-Motoren (mit sehr verschiedenen Zylinderwinkeln), Boxermotoren, Paralleltwins verbaut, luft- oder wassergekühlt, von extrem kurzhubig bis extrem langhubig ...
Was das mit Autos zu tun hat? Als ich den ersten 901 fuhr, hatte ich ein ähnliches Gefühl: das ist jetzt was ganz anderes, DAS IST ES! Wenn man ein Nischenfahrzeug verkaufen möchte, darf man nicht nur auf den Nutzwert (den das Flottenschiff Passat Variant TDI eh besser bedient) oder moderne Designs schielen, sondern man muss das "Bauchgefühl" bedienen können.
Nochmal eine Parallele: Vor meinem ersten Saab war ich Mini-Fahrer mit Leib und Seele und war traurig, dass die Produktion eingestellt wurde und bis dahin nicht mal leistungsmäßig und sicherheitstechnisch etwas tiefgreifendes passiert ist. Dann kam irgendwann der BMW-Mini. Die ersten Erlkönig-Fotos: toller Wagen! Aber dann in echt: für einen Mini viel zu groß, dafür innen zu wenig Platz. Und vor allem - keine Mini-Motoren. Erst Chrysler, dann Peugeot ... Dafür muss man keinen Mini kaufen (und Mini-Aufpreis bezahlen). Also hatte ich lange Jahre keinen Mini, sondern einen smart als Zweitwagen. Hat auch seine Unzulänglichkeiten, war aber ein Original. Und ähnlich ist das im Fall Saab - die müssen zusehen, ein Original zu bleiben ...
O.k., auf jeden Fall muss Saab bei einem saabtypischen Aggregat bleiben. (Das übrigens, aber das braucht man anno 2007 vielleicht nicht noch herausgestellt erwähnen, sehr wenig verbrauchen sollte) Aber reicht das?
Mir nicht. Ein Sport Combi hat ja was und darf gern sein, aber für mich heißt Saab Kombicoupé. Oder eventuell Sedan. Aber mit beiden hat die 9-3 II Limousine nicht viel gemein. Es gibt kein Fließheck, es gibt kein Heck, das wenigstens eine Verwandschaft mit dem Sedan-Heck des 901 hätte ... Im übrigen vermisse ich beim 9-3 II (aber auch beim 9-3 I und 900 II, wo es aber nicht so sehr auffällt) die seitlich heruntergezogene Motorhaube. Der 9-5 hat sie ... Und es gibt sicherlich noch eine ganze Menge weiterer Details, die saabtypisch waren, aber auf der Strecke gblieben sind.
Ich meine, ein nächster Mittelklasse-Saab sollte wieder leichter als ein Saab zu erkennen sein. Und zwar auf den ersten Blick, egal ob von vorn, hinten oder von der Seite. Man mag über nen 3er BMW denken wie man will (ich will keinen haben), aber man erkennt ihn sofort. Einen Saab sollte man mindestens genau so gut auf den ersten Blick ausmachen können, er braucht einen hohen Nutzwert, einen Turbo ...
... und wenn all dies stimmt (vielleicht bei nem 9-3 III), dann würde ich eventuell über einen weiteren Saab nachdenken. Warum nur eventuell? Weil er dann noch die "unerschütterliche" Qualität eines 901 aufweisen müßte. Auf jeden Fall erschrecken mich diverse Mängellisten über 9-3 I und 9-5 doch sehr ... Ich hoffe, dass ich mit meinem 9-3 I Glück haben werde und er lange hält. Aber davon unabhängig: Für einen Saab, der wirklich Topqualität bietet und unterscheidbar i.S. der obigen Darstellung ist, würde ich gern wieder schwach werden ...
Beste Grüße
Sören, der hofft, euch kein Ohr abgekaut zu haben ...