Also, Teil 2:
In Finnland dann erst mal von der Fähre runter…und sofort als einziges Auto rausgewunken. Denen war wohl mein Himmel zu psychedelisch. Oder die Musik. Wobei mein Aussehen sicher sogar noch mehr dazu beigetragen hat, ich bin bisher noch nie unbescholten über irgendeine Grenze gekommen.
Naja. Zwei Drogenspürhunde durften nacheinander durchs Auto jagen, alles ablecken und mein Flokati-Kissen durchkauen. Dann haben sie mich gehen lassen, wenn auch mit Kopfschütteln ob meiner (nicht vorhandenen) Reiseplanung.
Erst mal ein bisschen die Küste hoch gefahren und bei Valmet vorbeigeschaut. Was soll man da groß sagen…auch dort gilt wohl: Die fetten Jahre sind vorbei. Sah alles ein bisschen trostlos aus. Produktion läuft wohl gerade keine, auch wenn die angeblich irgendwelche US-Hybrids zusammenschrauben sollten.
Ein Museum gabs dort auch. Zwei Hallen, in Halle 1 stand das übliche Gelump, ein paar alte Sowjet-Autos, Pobeda etc., Adenauer-Mercedes, Ford T. Um einen Blick in Halle 2 werfen zu können, hätte ich erst mal das Personal finden müssen und 6€ zahlen müssen. Ich habe es dann sein lassen, die hatten ja wahrscheinlich sowieso keinen Saab 99 Finlandia, und der Rest war mir recht egal.
Dann wiederum das volle Niemandsland-Programm - einmal quer durch bis kurz vor die russische Grenze. Ich habe sogar eine brauchbare Straßenkarte besorgt, leider war allerdings die Beschilderung alles andere als brauchbar. Nachdem ich mich ein paar Mal komplett verfahren hatte, habe ich mir schließlich einen Kompaß gekauft und bin dann danach gefahren. Ab da nicht mehr verfahren (wobei ich sowieso keinerlei Ziel hatte, also was heißt schon verfahren).
Das wohl unerwarteteste an Finnland (auch wenn ich davon gehört hatte): Die Straßenkreuzer. So verrückt es sich anhört - da fahren mehr US-cars rum als in den USA. Führt zu recht skurrilen Momenten - man fährt da also mutterseelenallein über irgendeine enge Schotterpiste mitten im Wald, es hängt noch Nebel in den Bäumen…und plötzlich kommt dir ein schneeweißer 60er Chevy Bel Air entgegen.
Und dann kam Osteuropa. 2000km die 'Via Baltica' runter - Tallin, Riga, Kaunas, polnische Grenze, und dann immer dem Kompaß Richtung SW gefolgt bis ich auf die E30 traf. Unterschätze niemals postsowjetische Schlaglöcher…da kannste 'nen Smart drin verstecken.
Immerhin dank EU-Förderung teilweise neue Straßen, gleicht trotzdem einem Flickenteppich. Benzin kostet in Lettland übrigens 85 Cent. Und ich Trottel habe noch kurz vor der Grenze vollgetankt, weil ich dachte "1,20? Billiger wird's nicht." So kann man irren.
Irgendwo tief in der ostpolnischen Provinz - 40km seit der letzten Stadt, laut Schildern 50km bis zur nächsten, Kühe auf der Straße, das übliche - plötzlich böses Geräusch und danach noch böseres Gerumpel…rechts ran, Reifen platt. Und ich dachte sowas passiert laut unseren Freunden von BMW im 21.Jahrhundert nicht mehr? Tja, ich bin auf jeden Fall heilfroh in meinem Kofferraum ein Notrad zu wissen und nicht nur ein "Sekundenkleber & Optimismus"-Paket, wie das ja in manchen Neuwagen Serie ist. Den Reifen konnte auch niemand mehr retten - in der Wand war ein 1cm breiter Riss und an der Lauffläche hatte es das Drahtgeflecht rausgerissen. Keine Ahnung wie das passiert ist. Ich bin jetzt nicht unmittelbar in irgendwas reingefahren, denke mal der war einfach vorgeschädigt und hatte irgendwann genug von diesen endlosen Schlaglöchern. Wie auch immer. Notrad dran und weiter geht's. 30km weiter in einem Dorf eine runtergekommene Lagerhalle mit Pirelli-Fahnen vorm Tor; aufm Hof gefahren. Englisch spricht eh kein Schwein, auf "Deutsch?" haben sie dann den Pjotr aus seinem Mittagsschlaf gerissen, der sprach dann glücklicherweise passables Deutsch. 20min später mit einem neuen (?) Reifen weitergefahren, für 100 Zloty kann man sich ja nicht beschweren.
Begegnung bei km3000. Fahrer hat sogar gegrüßt, als er schließlich weitergefahren ist. Einer von 3 (!) fahrbereiten 901ern, die ich auf der ganzen Fahrt getroffen haben. An Saabs herrscht da oben fürwahr kein Mangel, besonders 9000er sind überall. Aber 901er? Drei Stück auf 5000km. Schade. In Flensburg sah ich in 20min mehr. Klar stehen in so manchem Vorgarten gleich fünf Stück, aber ich bezweifle, dass die noch fahrbereit sind. Halbzerrupft und überwachsen. Immerhin in Finnland gleich ein dutzend 99er getroffen, in Schweden ein paar Zweitakter, und auch an V4 herrscht kein Mangel. Ein Grund mehr, dieses Auto zu retten.
Größte Enttäuschung der ganzen Fahrt: 5000km, hunderte Warnschilder…und kein einziger Elch.
Jetzt kommen wahrscheinlich wieder die Spielverderber und fangen mir an mit "sei froh" und rechnen mir den unelastischen Stoß vor…trotzdem, ich denke, Elche gehören dazu. Genau wie hübsche blonde Mädels (und die gab's zur Genüge).
Wahrscheinlich war es einfach die falsche Jahreszeit und die Mistviecher hatten
was besseres zu tun, als durch die Gegend zu laufen.