Um noch einmal auf den Reizverschluß (reizendes Wort!
) und die Autobahnauffahrt zurückzukommen: natürlich sind die insofern verschieden, daß bei der Autobahnauffahrt der auf der rechten Spur bevorrechtigt ist, beim Reißverschluß aber der derjenige auf der weiterführenden Spur nicht. Theorethisch bliebe also dem Auffahrenden auf die Autobahn bei dichtem Verkehr nichts anderes übrig, als am Ende des Beschleunigungsstreifens auf eine andere Tageszeit zu warten.
Das möchte natürlich keiner. In der Praxis wird deshalb von halbwegs vernunftbegabten Autofahrern ein Reißverschluß analog angewendet. Wenn der Auffahrende bis zum Ende vorfährt hat der Autobahnfahrende nämlich genug Gelegenheit, durch nahezu unmerkliche Geschwindigkeitsänderung den Sicherheitsabstand so zu vergrößern, daß streßfreies und gefahrloses Auffahren möglich ist. Klappt auch meistens, aber eben leider nicht immer.
Es sind die fünf Prozent unkooperativen oder schlicht unfähigen auf beiden Seiten, die aus viskosem, aber noch flüssigen Verkehr einen Stau machen. Wer als Auffahrender zu Beginn des Beschleunigungsstreifens auffahren will nötigt entweder den Autobahnfahrenden zu unnötig scharfer Bremsung (was sich aufgrund der in der Regel grenzwertigen sicherheitsabstände nach hinten fortpflanzt und spätestens nach dem fünften nachfolgenden Fahrzeug zum Stillstand führt), oder er bleibt spätestens zur Mitte des Beschleunigungsstreifen selber verzagt stehen.
Zu früh vom Beschleunigungsstreifen auf die Autobahn zu wechseln führt also zwangsläufig zum Stillstand, auf der rechten Spur und/oder auf dem Beschlkeunigungsstreifen. Letzteren bis zum Ende zu nutzen führt dagegen in der Praxis nur Ausnahmsweise zum Stillstand, und das auch ausschließlich bei den Auffahrenden.
@ralftorsten, ich denke, da sind wir uns ziemlich einig.
Im großen und ganzen ja, außer dass ich Deinen hervorgehobenen Text so formulieren würde:
Wer egal an welchem Punkt des Beschleunigungsstreifens sich füssig einfädeln kann, der soll das bitte tun. Das KANN - je nach Geschwindigkeit auf der rechten Spur - auch schon ganz zu Anfang sein, ist es aber selten.
Vollkommen richtig ist, man hat mehr Zeit, den richtigen Punkt für's Einfädeln zu finden, wenn man die Beschleunigungsspur voll ausschöpft... aber viele fahren eben grundsätzlich vor und zwängen sich vorne rein, egal ob es passt oder nicht. DAS ist nicht ok.
Beim Reißverschluß ist es insofern ähnlich, daß nicht die, die an einer schon auf der weiterführenden Spur vorhandenen Schlange vorbei und bis zum Ende ihrer Spur vorfahren, um sich dann einzuordnen, den Stau verursachen, sondern die, die verfrüht wechseln.
Das stimmt erstens nicht pauschal, nein, und zweitens geht es mir ja um die Situation, wenn man bereits eine einseitige Schlange vorfindet. Wenn man DANN vorfährt verschlimmert man mit großer Sicherheit dramatisch die Situation.
Im Idealfall gleicht sich die Geschwindigkeit auf beiden Spuren nämlich vor der Engstelle an, so daß man ohne großen Aufwand und ohne zu bremsen ausreichend große Lücken für das Einordnen schaffen kann. Im nicht idealen Fall, daß sich schon auf der weiterführenden Spur ein Stau gebildet hat ist das einfädelnlassen ebenfalls ohne große Geschwindigkeitsunterschiede möglich (von Stillstand zu Schrittgeschwindigkeit ist es nicht weit). Dann ist das Kind zwar schon in den Brunnen gefallen, die vorschriftsmäßig bis zum Ende ihrer Spur vorfahrenden richten aber keinen zusätzlichen Schaden mehr an.
Das stimmt aber nicht immer. Wenn alles schon steht, dann hast Du wohl recht, aber wenn nicht, dann ganz sicher nicht. Und wenn alles steht, würde ich dafür plädieren, wieder auszuscheren und vorzufahren, denn dann sollen alle das Recht haben, vor zu fahren, nicht nur die die zufällig schon auf der Spur sind.
Schauen wir uns jetzt einmal an, was passiert, wenn sich jemand vorzeitig einordnet: in diesem Fall sind die Geschwindigkeiten in der regel noch nicht angeglichen, das Einordnen geht also zumeist mit der Notwendigkeit zum Bremsen einher - entweder wird sich jemand auf der weiterführenden Spur dazu genötigt sehen, ider der Wechselnde selber bremst auf seiner Spur stark herunter. Die Auswirkungen auf den Verkehrsfluß sind hier deutlich stärker, weil auch die Abstände größer sein müßten. Schließlich ist auch die Staulänge und die Verweildauer im Stau für alle beteiligten insgesamt umso länger, je mehr von der endendenSpur ungenutzt bleibt...
Nee, ich sage ja, vorher einordnen nur, wenn man das flüssig (also Geschwindigkeiten schon angeglichen) machen kann, und nicht zwangsweise.
"Frühzeitig einordnen" ist also in höchstem Maße asozial, bis zum Ende der Fahrspur am stehenden Verkehr vorbeizufahren dagegen nicht, denn es richtet im Gegensatz zum zu früh einordnen keinen Schaden an, sondern kann im Gegenteil den Verkehr entzerren.
Nein. Asozial ist es, sich einzuordnen und damit die Nachfahrenden zum Bremsen zu zwingen, egal wo das passiert. Umgekehrt behaupte ich, wenn man sich (auch wieder egal wo, aber so spät wie möglich (!)) flüssig einordnen kann, belastet man die Engstelle nicht und trägt nicht zum Stau bei. Man kann das m.E. nicht daran festmachen
wo man sich einordnet, sondern
wie. Du schließt ganz einfach vom frühen Einordnen auf erzwungenes Einordnen, und das ist genau das, was ich eben auch nicht will, was aber aufgrund der menschlichen Unfähigkeit und Ellenbogenmentalität leider vorne sehr häufig vorkommt. Oder hälst Du wirklich an, wenn Du vorne bist und nicht reinkommst, egal ob bei der Beschleunigungsspur oder beim Rei
zverschluss. Du hast recht, das kann man machen, und man sollte es tun, aber kaum einer tuts, sondern man nimmt sich einfach die Vorfahrt egal was kommt...